Cannes 16: I, DANIEL BLAKE von Ken Loach (Wettbewerb)

I Daniel Blake von Ken Loach (1)

In seinem vermutlich letzten Film setzt der Altmeister des britischen «kitchen sink realism» auf die Themen, die ihn immer schon umtrieben: Die Solidarität der kleinen Leute und die Ungerechtigkeit des kapitalistischen Systems. Diesmal ist es ein herzkranker, verwitweter Schreiner, der den Kampf aufnimmt.

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I, Daniel Blake ist eine klassische Loach-Laverty-Kollaboration, der Filmemacher und sein Drehbuchautor haben noch einmal das ganze Arsenal ihres sozialrealistischen Agitationskinos aufgefahren. Dabei wird gleichzeitig deutlich, warum niemand sonst mehr diese Art von Filmen macht. Und warum sie uns fehlen werden.

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Cannes 16: RESTER VERTICAL von Alain Guiraudie (Wettbewerb)

Damien Bonnard, India Hair und Raphaël Thiéry
Damien Bonnard, India Hair und Raphaël Thiéry

Léo ist ein Drehbuchautor auf Wanderung in der Lozère im Süden von Frankreich. Auf der Suche nach Wölfen trifft er auf eine bewaffnete Schäferin und bleibt bei ihr und ihrem Vater auf dem Hof. Bis ihr gemeinsames Kind zur Welt kommt. Da packt sie ihre beiden älteren Söhne ein und verschwindet.

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Alain Guiraudies Film ist anders als fast alle anderen. Komischer und radikaler, verträumter und fremder. Léo (Damien Bonnard) ist eine jener alter-ego-Figuren, wie sie nicht nur Autorenfilmer erträumen, sondern auch Schriftsteller, vielleicht sogar Maler.

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Die Unverpassbaren, Woche 19 – 2016

'Los amantes de Caracas' © filmcoopi
‚Los amantes de Caracas‘ © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Los amantes de Caracas von Lorenzo Vigas. Unsentimentale Liebesgeschichte zwischen einem älteren Mann mit Berührungsängsten und einem Strassenjungen. Zärtlich und brutal, versöhnlich bis zum Verrat. In Schauspiel und Bildsprache umwerfendes Kino aus Südamerika.
  2. Trois souvenirs de ma jeunesse von Arnaud Desplechin. Zwanzig Jahre nach seiner erfolgreichen Selbst- und Freundes-Reflexion Comment je me suis disputé (ma vie sexuelle) bastelt sich der Regisseur eine semifiktionale Vorgeschichte.
  3. Das Leben drehen von Eva Vitija. Ein Dokumentarfilm über den manisch familienfilmenden Vater der Schweizer Filmemacherin. Keine Abrechnung, sondern eine gelungene Liebeserklärung mit eingebauter Teufelsaustreibung.
  4. Wild von Nicolette Krebitz. Die Frau und der Wolf. Provokativ realistisch, verstörend traumartig, eine Selbstauswilderung.
  5. Kollektivet (Die Kommune) von Thomas Vinterberg. Eine Wohngemeinschaft in den 70er Jahren, ein soziales Experiment mit fröhlichen und schmerzlichen Erkenntnissen, ein Spielfilm mit grossen Momenten und einem wunderbaren Ensemble.

Und im Filmpodcast morgen: The Man Who Knew Infinity, Los amantes de Caracas, Filmfestival Cannes.

Cannes 16: SIERANEVADA von Cristi Puiu (Wettbewerb)

Valer Dellakeza und Mimi Branescu © Mandragora
Valer Dellakeza und Mimi Branescu © Mandragora

Vierzig Tage nach dem Tod seines Vaters trifft sich die Familie des 40jährigen Arztes Lary in der Wohnung der Eltern in Bukarest zu einer Gedächtnisfeier. Weder die Feier noch das geplante Essen verlaufen wie erhofft.

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Ziemlich genau in der Mitte dieses 173 Minuten langen Familienfeierdramas schliesst ein Pope eine lange Anekdote mit der Bemerkung, Kürze sei die Seele des Witzes. Seine Geschichte hatte sich darum gedreht, wie er beinahe der Versuchung erlegen sei, daran zu glauben, die Wiederkehr Christi sei bereits unbemerkt von den Menschen erfolgt und jede Rettung damit verloren.

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Cannes 16: CAFÉ SOCIETY von Woody Allen (Eröffnungsfilm)

Kristen Stewart und Jesse Eisenberg in 'Café Society' von Woody Allen © frenetic
Kristen Stewart und Jesse Eisenberg in ‚Café Society‘ von Woody Allen © frenetic

Woody Allens jüngster Film ist altersmilde, nostalgisch, zuweilen leicht komisch und jederzeit wunderschön gefilmt. Die bittersüsse Liebesgeschichte wird die Welt nicht erschüttern.

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In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts kommt der junge Jude Bobby Dorfman (Jesse Eisenberg) aus der New Yorker Bronx nach Hollywood zu seinem Onkel Phil (Steve Carell), einem erfolgreichen Schauspieler-Agenten.

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Die Unverpassbaren, Woche 18 – 2016

Der filmende Vater Joschy Scheidegger: 'Das Leben drehen' © filmcoopi
Der filmende Vater Joschy Scheidegger: ‚Das Leben drehen‘ © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Trois souvenirs de ma jeunesse von Arnaud Desplechin. Zwanzig Jahre nach seiner erfolgreichen Selbst- und Freundes-Reflexion Comment je me suis disputé (ma vie sexuelle) bastelt sich der Regisseur eine semifiktionale Vorgeschichte.
  2. Das Leben drehen von Eva Vitija. Ein Dokumentarfilm über den manisch familienfilmenden Vater der Schweizer Filmemacherin. Keine Abrechnung, sondern eine gelungene Liebeserklärung mit eingebauter Teufelsaustreibung.
  3. Wild von Nicolette Krebitz. Die Frau und der Wolf. Provokativ realistisch, verstörend traumartig, eine Selbstauswilderung.
  4. Kollektivet (Die Kommune) von Thomas Vinterberg. Eine Wohngemeinschaft in den 70er Jahren, ein soziales Experiment mit fröhlichen und schmerzlichen Erkenntnissen, ein Spielfilm mit grossen Momenten und einem wunderbaren Ensemble.
  5. Tinou von Res Balzli. Eine Geschichte vom Saufen, vom Träumen und vom Sterben. Eine melancholisch-poetische Hommage an Kurt Früh, die Stadt Bern, das Leben, die Schweizer Filmemacher der letzten dreissig Jahre. Schwarzweiss, farbig, verspielt, liebevoll.

Und im Filmpodcast morgen: Trois souvenirs de ma jeunesse, Das Leben drehen, Arnaud Desplechin, Eva Vitija.

Die Unverpassbaren, Woche 17 – 2016

'Wild' von Nicolette Krebitz © Praesens Film
‚Wild‘ von Nicolette Krebitz © Praesens Film

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Wild von Nicolette Krebitz. Die Frau und der Wolf. Provokativ realistisch, verstörend traumartig, eine Selbstauswilderung.
  2. Kollektivet (Die Kommune) von Thomas Vinterberg. Eine Wohngemeinschaft in den 70er Jahren, ein soziales Experiment mit fröhlichen und schmerzlichen Erkenntnissen, ein Spielfilm mit grossen Momenten und einem wunderbaren Ensemble.
  3. Tinou von Res Balzli. Eine Geschichte vom Saufen, vom Träumen und vom Sterben. Eine melancholisch-poetische Hommage an Kurt Früh, die Stadt Bern, das Leben, die Schweizer Filmemacher der letzten dreissig Jahre. Schwarzweiss, farbig, verspielt, liebevoll.
  4. Belgica von Felix van Groeningen. Zwei Brüder machen aus einem Café einen erfolgreichen Nachtclub und entzweien sich über Schwierigkeiten. Laut, lebendig, Rock’n Roll für Augen und Ohren. Aus Belgien.
  5. Aloys von Tobias Nölle. Ein versteinerter Privatdetektiv imaginiert sich über den liebevollen Telefonterror einer Frau ein anderes Leben. Ein kunstvoller Erstling, der mit Tönen hinter die Bilder steigt.

Und im Filmpodcast morgen: Wild, A Hologram for the King, Autismus im Film.

Die Unverpassbaren, Woche 16 – 2016

Roger Jendly ist Res Balzlis 'Tinou' © xenix
Roger Jendly ist Res Balzlis ‚Tinou‘ © xenix

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Kollektivet (Die Kommune) von Thomas Vinterberg. Eine Wohngemeinschaft in den 70er Jahren, ein soziales Experiment mit fröhlichen und schmerzlichen Erkenntnissen, ein Spielfilm mit grossen Momenten und einem wunderbaren Ensemble.
  2. Tinou von Res Balzli. Eine Geschichte vom Saufen, vom Träumen und vom Sterben. Eine melancholisch-poetische Hommage an Kurt Früh, die Stadt Bern, das Leben, die Schweizer Filmemacher der letzten dreissig Jahre. Schwarzweiss, farbig, verspielt, liebevoll.
  3. Belgica von Felix van Groeningen. Zwei Brüder machen aus einem Café einen erfolgreichen Nachtclub und entzweien sich über Schwierigkeiten. Laut, lebendig, Rock’n Roll für Augen und Ohren. Aus Belgien.
  4. Francofonia von Aleksandr Sokurov. Ein filmisch-philosophisches Spektakel zur Frage, wie die Schätze des Louvre den Pariser Nazi-Einmarsch im Kriegsjahr 1940 überlebt haben.
  5. Aloys von Tobias Nölle. Ein versteinerter Privatdetektiv imaginiert sich über den liebevollen Telefonterror einer Frau ein anderes Leben. Ein kunstvoller Erstling, der mit Tönen hinter die Bilder steigt.

Und im Filmpodcast morgen: Tinou, Kollektivet, Chaplin Museum.

Die Unverpassbaren, Woche 15 – 2016

'Belgica' - Das Club-Logo © filmcoopi
‚Belgica‘ – Das Club-Logo © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Belgica von Felix van Groeningen. Zwei Brüder machen aus einem Café einen erfolgreichen Nachtclub und entzweien sich über Schwierigkeiten. Laut, lebendig, Rock’n Roll für Augen und Ohren. Aus Belgien.
  2. Francofonia von Aleksandr Sokurov. Ein filmisch-philosophisches Spektakel zur Frage, wie die Schätze des Louvre den Pariser Nazi-Einmarsch im Kriegsjahr 1940 überlebt haben.
  3. Aloys von Tobias Nölle. Ein versteinerter Privatdetektiv imaginiert sich über den liebevollen Telefonterror einer Frau ein anderes Leben. Ein kunstvoller Erstling, der mit Tönen hinter die Bilder steigt.
  4. Zvizdan (Mittagssonne) von Dalibor Matanić. Drei Liebesgeschichten rund um den serbischen Bürgerkrieg, drei verschiedene Paare in anderen Zeiten, dreimal gespielt von den gleichen Darstellern. Tragisch, dramatisch, aber nicht ohne Hoffnung – einer der stärksten Filme des Jahres.
  5. Grozny Blues von Nicola Bellucci. Der wunderbare, grossartige, traurige Film schaut hin, hört zu, beobachtet und zeigt den Alltag in einer Stadt, in der es keinen wirklichen Alltag gibt. Und er erzählt von einem Land, das es nicht wirklich gibt.

Und im Filmpodcast morgen: Belgica, Fragments du paradis, Hardcore Henry, Filmfinanzierung, Filmfest Kolumbien.

HARDCORE HENRY von Illya Naishuller

Henry in Action © Impuls Pictures
Henry in Action © Impuls Pictures

Bei Computerspielen ist es durchaus üblich, die Action mit den Augen einer Spielfigur zu erleben. Sogenannte Ego- oder First-Person-Shooter haben das gar zum Prinzip gemacht. Aber im Kino hat sich die subjektive Perspektive nie wirklich bewährt. Jetzt hat ein russisch-amerikanisches Action-Projekt wieder einmal einen Versuch gewagt. Hardcore Henry, produziert von Timur Bekmambetov. wurde durchgehend und konsequent mit umgebauten GoPro-Helmkameras aus der Sicht der Hauptfigur gedreht. Ein zweifelhaftes Vergnügen.

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