Berlinale 16: HEDI (Inhebbek Hedi) von Mohamed Ben Attia (Wettbewerb)

Majd Mastoura (Hedi), Rym Ben Messaoud (Rim)
Majd Mastoura (Hedi), Rym Ben Messaoud (Rim)

Fünf Jahre nach der Revolutionswelle vom Dezember 2010 ist Tunesien zerrissen zwischen Aufbruch und Hoffnungslosigkeit, Dämmerung und Tradition. Ursprünglich habe er einen jungen Mann zwischen zwei Welten zeigen wollen, sagt Regisseur Mohamed Ben Attia.

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Aber die Idee war noch geprägt von der Aufbruchsstimmung des arabischen Frühlings. Und nun ist Hedi, der junge Mann ein beinahe verlorener Mensch. Zwar zeichnet er mit Leidenschaft surrealistische Comic-Panels. Aber sein Alltag wird von der Tradition bestimmt, von seiner extrem dominanten Mutter.

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Berlinale 16: HAIL, CAESAR! von Joel und Ethan Coen (Eröffnungsfilm)

George Clooney in 'Hail, Caesar!' © Universal
George Clooney in ‚Hail, Caesar!‘ © Universal

Seit heute Abend ist es wieder so weit in der deutschen Hauptstadt: Die Welt ist zu Gast, Stars wie George Clooney und Meryl Streep auf dem Teppich, hunderte mehr auf den vielen, vielen Leinwänden der Berlinale. Und eröffnet werden die 66. Berliner Filmfestspiele heute Abend mit einer Komödie über das klassische Hollywood-System. Hail, Caesar! heisst der Film der Coen-Brüder, der nächste Woche auch bei uns im Kino anläuft.

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Would that it were so simple… Wenn es doch bloss so einfach wäre… einen englischen Satz richtig auszusprechen. Das denkt sich Cowboy-Darsteller Hobie Doyle, nachdem ihn das Studio in einen Smoking gesteckt und dem berüchtigten Starregisseur Laurence Laurentz als Leading Man aufgedrängt hat. Da sitzt der arme Hobie neben einer Southern Belle auf dem Divan und kann sich einfach nicht erklären, was der Regisseur mit dem «mirthless laugh» meinen könnte, mit dem «freudlosen Lacher», den er produzieren soll.

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Die Unverpassbaren, Woche 06 – 2016

'Wie die anderen' von Constantin Wulff
‚Wie die anderen‘ von Constantin Wulff

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. La loi du marché von Stéphane Brizé. Ein Langzeitarbeitsloser muss sich in seinem neuen Job entscheiden: Arbeit behalten, oder ein anständiger Mensch bleiben? Starkes, einfaches, direktes Sozialdrama.
  2. Nichts passiert von Micha Lewinsky. Thomas möchte nichts falsch machen und macht darum auch dann nichts richtig, als es bitter nötig wäre. Sechs Jahre nach Die Standesbeamtin ist Micha Lewinsky wieder auf der Bildfläche. Gereift und mit ganz anderen, differenzierteren Tönen.
  3. Wie die anderen von Constantin Wulff. Ein verblüffender und ermutigender Blick in die jugend- und kinderpsychiatrische Abteilung eines österreichischen Krankenhauses im Direct-Cinema-Stil. Behutsam, ehrlich, spannend.
  4. Suffragette von Sarah Gavron. Eine junge Frau im durchaus militanten Kampf für ihre Rechte. Ein Film mit Klassen- und Geschichtsbewusstsein, mit Carey Mulligan in der Hauptrolle und mit einem klugen Drehbuch, das mehr leistet, als bloss einen historischen Triumph zu glorifizieren.
  5. Die Schwalbe von Mano Khalil. Eine junge Schweizerin macht sich auf die Suche nach ihrem kurdischen Vater in  dessen Heimat und findet heraus, das Helden manchmal keine sind. Es mag elegantere Filme geben. Aber nur wenige, die so ehrlich wirken, so verzweifelt und zugleich so hoffnungsvoll.

Und im Filmpodcast morgen: Nichts passiert, Constantin Wulff, Wie die anderen

Die Unverpassbaren, Woche 05 – 2016

Carey Mulligan in 'Suffragette' © Pathé Films
Carey Mulligan in ‚Suffragette‘ © Pathé Films

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Suffragette von Sarah Gavron. Eine junge Frau im durchaus militanten Kampf für ihre Rechte. Ein Film mit Klassen- und Geschichtsbewusstsein, mit Carey Mulligan in der Hauptrolle und mit einem klugen Drehbuch, das mehr leistet, als bloss einen historischen Triumph zu glorifizieren.
  2. Die Schwalbe von Mano Khalil. Eine junge Schweizerin macht sich auf die Suche nach ihrem kurdischen Vater in  dessen Heimat und findet heraus, das Helden manchmal keine sind. Es mag elegantere Filme geben. Aber nur wenige, die so ehrlich wirken, so verzweifelt und zugleich so hoffnungsvoll.
  3. Anomalisa von Duke Johnson & Charlie Kaufman. Ein demotivierter Motivationstrainer findet über ihre Stimme eine Frau, die möglicherweise die Richtige ist. Ein Stop-Motion-Puppenfilm vom Meister verschroben-grossartiger Liebespoesie wie The Eternal Sunshine of the Spotless Mind.
  4. Comme un avion von Bruno Podalydès. Die Midlife-Crisis macht einen Mittfünfziger zum Mini-Odysseus im Kajak. Seine Penelope ermuntert ihn, und Calypso findet er schon in der nächsten Flussbiegung. Französisch charmant und leise komisch.
  5. The Revenant von Alejandro González Iñárritu. Leonardo di Caprios endloser Überlebenskampf, ein Schneewestern, ein Anlass, um Schrecken und Schönheit der Natur in grandioser Kunstfertigkeit zu monumentalisieren.

Und im Filmpodcast morgen: Suffragette,  Stephane Brizé und La loi du marché

Die Unverpassbaren, Woche 04 – 2016

Agnès Jaoui und Bruno Podalydès in 'Comme un avion' © Xenix
Agnès Jaoui und Bruno Podalydès in ‚Comme un avion‘ © Xenix

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Anomalisa von Duke Johnson & Charlie Kaufman. Ein demotivierter Motivationstrainer findet über ihre Stimme eine Frau, die möglicherweise die Richtige ist. Ein Stop-Motion-Puppenfilm vom Meister verschroben-grossartiger Liebespoesie wie The Eternal Sunshine of the Spotless Mind.
  2. Comme un avion von Bruno Podalydès. Die Midlife-Crisis macht einen Mittfünfziger zum Mini-Odysseus im Kajak. Seine Penelope ermuntert ihn, und Calypso findet er schon in der nächsten Flussbiegung. Französisch charmant und leise komisch.
  3. The Revenant von Alejandro González Iñárritu. Leonardo di Caprios endloser Überlebenskampf, ein Schneewestern, ein Anlass, um Schrecken und Schönheit der Natur in grandioser Kunstfertigkeit zu monumentalisieren.
  4. The Danish Girl von Tom Hooper. In einer schmerzhaften Metamorphose wird aus dem dänischen Kunstmaler Einar Wegener die Frau Lili Elbe. Ein starkes Biopic über den Mann, der sich 1930 einer der ersten Geschlechtsumwandlungen unterzog – mit einem wunderbar androgynen Eddie Redmayne in der Hauptrolle.
  5. Body von Malgorzata Szumowska. Körper spielen eine zentrale Rolle in diesem Film. Die knochigen Körper magersüchtiger Mädchen, der massige Körper einer riesigen Dogge, die Körper der Toten, mit denen Untersuchungsrichter Janusz in seinem Alltag konfrontiert wird. Eine überraschend beglückende Filmgroteske aus Polen.

Und im Filmpodcast morgen: The Hateful 8, Der grosse Sommer. 

SFT 16: DER GROSSE SOMMER von Stefan Jäger

Mathias Gnädinger als Anton Sommer © Impuls
Mathias Gnädinger als Anton Sommer © Impuls

Im letzten Jahr ist der Schweizer Schauspieler Mathias Gnädinger gestorben. Heute hatte sein letzter Spielfilm Premiere an den 51. Solothurner Filmtagen. Der grosse Sommer zeigt den grossen Gnädinger noch einmal in seiner ganzen Wucht. Der Film selbst ist deutlich kleiner.

Solothurnbalken2016

Rentner Anton Sommer (Mathias Gnädinger) bastelt Flaschenschiffe und will seine Ruhe haben. Allerdings träumt der zehnjährige Enkel seiner Vermieterin im Stock über ihm von einer Karriere als Sumo-Ringer. „SFT 16: DER GROSSE SOMMER von Stefan Jäger“ weiterlesen

SFT 16: DIE SCHWALBE von Mano Khalil

Manon Pfrunder und Ismail Zagros © Columbus
Manon Pfrunder und Ismail Zagros © Columbus

Der in der Schweiz lebende Kurde Mano Khalil setzt mit seinem Spielfilm Die Schwalbe fort, was er mit seinen Dokumentarfilmen Unser Garten Eden und Der Imker schon aufgenommen hat: Das komplexe Weben menschlicher Bezüge über Herkunftsgrenzen und Familienbande hinweg. Die Schwalbe hat heute Abend die 51. Solothurner Filmtage eröffnet.

Solothurnbalken2016

Mira (Manon Pfrunder) ist in der Schweiz aufgewachsen. Ihre Berner Mutter hat ihr erzählt, ihr kurdischer Vater sei vor ihrer Geburt in seiner irakisch-kurdischen Heimat verschwunden, im Kampf gegen die Schergen von Saddam Hussein.

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Die Unverpassbaren, Woche 03 – 2016

Anomalisa von Duke Johnson und Charlie Kaufman © UPI
Anomalisa von Duke Johnson und Charlie Kaufman © UPI

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Anomalisa von Duke Johnson & Charlie Kaufman. Ein demotivierter Motivationstrainer findet über ihre Stimme eine Frau, die möglicherweise die Richtige ist. Ein Stop-Motion-Puppenfilm vom Meister verschroben-grossartiger Liebespoesie wie The Eternal Sunshine of the Spotless Mind.
  2. Comme un avion von Bruno Podalydès. Die Midlife-Crisis macht einen Mittfünfziger zum Mini-Odysseus im Kajak. Seine Penelope ermuntert ihn, und Calypso findet er schon in der nächsten Flussbiegung. Französisch charmant und leise komisch.
  3. The Revenant von Alejandro González Iñárritu. Leonardo di Caprios endloser Überlebenskampf, ein Schneewestern, ein Anlass, um Schrecken und Schönheit der Natur in grandioser Kunstfertigkeit zu monumentalisieren.
  4. The Danish Girl von Tom Hooper. In einer schmerzhaften Metamorphose wird aus dem dänischen Kunstmaler Einar Wegener die Frau Lili Elbe. Ein starkes Biopic über den Mann, der sich 1930 einer der ersten Geschlechtsumwandlungen unterzog – mit einem wunderbar androgynen Eddie Redmayne in der Hauptrolle.
  5. Body von Malgorzata Szumowska. Körper spielen eine zentrale Rolle in diesem Film. Die knochigen Körper magersüchtiger Mädchen, der massige Körper einer riesigen Dogge, die Körper der Toten, mit denen Untersuchungsrichter Janusz in seinem Alltag konfrontiert wird. Eine überraschend beglückende Filmgroteske aus Polen.

Und im Filmpodcast morgen: Comme und avion, Die dunkle Seite des Mondes, Ettore Scola, Oscars so white. 

Die Unverpassbaren, Woche 02 – 2016


Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. The Revenant von Alejandro González Iñárritu. Leonardo di Caprios endloser Überlebenskampf, ein Schneewestern, ein Anlass, um Schrecken und Schönheit der Natur in grandioser Kunstfertigkeit zu monumentalisieren.
  2. The Danish Girl von Tom Hooper. In einer schmerzhaften Metamorphose wird aus dem dänischen Kunstmaler Einar Wegener die Frau Lili Elbe. Ein starkes Biopic über den Mann, der sich 1930 einer der ersten Geschlechtsumwandlungen unterzog – mit einem wunderbar androgynen Eddie Redmayne in der Hauptrolle.
  3. Body von Malgorzata Szumowska. Körper spielen eine zentrale Rolle in diesem Film. Die knochigen Körper magersüchtiger Mädchen, der massige Körper einer riesigen Dogge, die Körper der Toten, mit denen Untersuchungsrichter Janusz in seinem Alltag konfrontiert wird. Eine überraschend beglückende Filmgroteske aus Polen.
  4. Carol von Todd Haynes. Cate Blanchett verführt Rooney Mara und das Kinopublikum. Der weitgehend autobiographische Lesbenroman von Patricia Highsmith als Fest von einem Film. Haynes ist einer jener Instant-Klassiker geglückt, welche sich selber definieren und fortan zur Referenz werden.
  5. Pawn Sacrifice von Edward Zwick. Schachfilme sind Kammerdramen. Aber das ausgedehnte Duell Bobby Fischer vs. Boris Spassky ist kalter Krieg in Hollywood-Reinkultur. Und das pure Leben steuern Tobey Maguire und Liev Schreiber mit ihrem Schauspieler-Duell bei.

Und im Filmpodcast morgen: Creed, Janis Joplin in Little Girl Blue und smarte Autos im Film.

Die Unverpassbaren, Woche 01 – 2016

'The Danish Girl' Lili (Eddie Redmayne) und Gerda (Alicia Vikander) © Universal
‚The Danish Girl‘ Lili (Eddie Redmayne) und Gerda (Alicia Vikander) © Universal

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. The Revenant von Alejandro González Iñárritu. Leonardo di Caprios endloser Überlebenskampf, ein Schneewestern, ein Anlass, um Schrecken und Schönheit der Natur in grandioser Kunstfertigkeit zu monumentalisieren.
  2. The Danish Girl von Tom Hooper. In einer schmerzhaften Metamorphose wird aus dem dänischen Kunstmaler Einar Wegener die Frau Lili Elbe. Ein starkes Biopic über den Mann, der sich 1930 einer der ersten Geschlechtsumwandlungen unterzog – mit einem wunderbar androgynen Eddie Redmayne in der Hauptrolle.
  3. Body von Malgorzata Szumowska. Körper spielen eine zentrale Rolle in diesem Film. Die knochigen Körper magersüchtiger Mädchen, der massige Körper einer riesigen Dogge, die Körper der Toten, mit denen Untersuchungsrichter Janusz in seinem Alltag konfrontiert wird. Eine überraschend beglückende Filmgroteske aus Polen.
  4. Carol von Todd Haynes. Cate Blanchett verführt Rooney Mara und das Kinopublikum. Der weitgehend autobiographische Lesbenroman von Patricia Highsmith als Fest von einem Film. Haynes ist einer jener Instant-Klassiker geglückt, welche sich selber definieren und fortan zur Referenz werden.
  5. Pawn Sacrifice von Edward Zwick. Schachfilme sind Kammerdramen. Aber das ausgedehnte Duell Bobby Fischer vs. Boris Spassky ist kalter Krieg in Hollywood-Reinkultur. Und das pure Leben steuern Tobey Maguire und Liev Schreiber mit ihrem Schauspieler-Duell bei.

Und im Filmpodcast morgen: The Revenant, Body und The Danish Girl.