Kiarostami in der Toscana? Eine Paargeschichte mit Juliette Binoche als Galeristin und einem britischen Buchautor? Kunsttheorie und Beziehungsdiskussionen? Die ersten zehn Minuten setzt Kiarostami alles daran, die Vorurteile am Leben zu halten. Der Vortrag des Schriftstellers ist so pompös wie banal, der junge Sohn der Galeristin ist zuerst quengelig, dann altklug, und als der Schriftsteller die Galeristin dann in ihrem Laden besucht und sie ihn mit dem Auto auf einen Ausflug nach San Gimigniano mit nimmt, fliegen die Erwartungen schon sehr niedrig zwischen den Zypressen durch. Aber dann hält eine alte Wirtin der Frau einen kurzen Vortrag darüber, was wichtig sei an einer Ehe und was nicht. Und die Frau lässt die Alte im Glauben, der Schriftsteller sei ihr Gatte. Und der Schrifsteller spielt mit. Und der Film hebt ab. Plötzlich flammen die Dialoge auf, rinnen Binoche einzelne Tränen übers Gesicht, plötzlich gibt ein Wort das andere, und die Sätze beginnen zu leben, zu schmerzen.
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