NIFFF: Diary of the Dead von George A. Romero

Er ist und bleibt der Meister der Zombies. George Andrew Romero, der Vater aller Untoten, macht noch immer allen vor, wozu die lebenden Toten wirklich gut sind: Als Spiegel unserer Gesellschaft, als Doppelgänger von uns selbst. Sein jüngster Film nennt sich ganz programmatisch Diary of the Dead. Die Prämisse ist die gleiche wie immer: Die Toten stehen auf und sind hungrig. Aber diesmal ist eine Abschlussklasse von Filmmachern im Wald zu Werke, als die Epidemie losgeht. Und während die etablierten Medien zunächst Panik schüren und dann zu lügen beginnen, setzen sich die jungen Filmemacher in den Kopf, alles zu dokumentieren und vor allem, laufend über alle verfügbaren Kanäle, Mobiltelefone, Web etc. Material zu sammeln und zusammen zu stellen.

Während Romeros Hoffnung, dass das Web als demokratisches Infosystem die Wahrheit ans Tageslicht bringen würde, bereits ein wenig utopisch und naiv anmutet, ist seine direkte und unerschrockene Auseinandersetzung mit Waffen und Gewalt unglaublich erfrischend. Die jungen Leute in seinem Film reflektieren jeden Schuss, sei er aus Pistole oder Handycam, sie machen sich ein Gewissen, sie leiden. Im Gefolge all der hirnlosen Zombie-Ego-Shooter, die das Kino und die Gamewelt von Romeros Schöpfung abgeleitet haben, ist das unglaublich wohltuend.

Der alte Mann mit der grossen Brille hat hier einen brillanten Film gemacht, toll geschnitten als Mockumentary zwischen Blair Witch und Cloverfield, nach allen Regeln der Kunst montiert und trotzdem mit einer rohen, dokumentarischen Stimmung. Diary of the Dead ist der intelligenteste und raffinierteste Zombiefilm aller Zeiten: Weil er sich selber reflektiert und das auf eine einleuchtende und packende Weise. Ich freue mich, Romero, der zu den Stammgästen des NIFFF gehört, einmal mehr vors Mikrofon zu bekommen.

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