Fünf Highlights des Kinojahres 2013

John Goodman in 'Inside Llewyn Davis' © ascot-elite
John Goodman in ‚Inside Llewyn Davis‘ © ascot-elite

Nicht alle tollen Filme haben 2013 den Weg ins Kino gefunden. Und einzelne, wie etwa Carlos Reygadas‘ radikaler Post tenebras lux, waren zwar im Angebot, wurden aber vom Publikum verschmäht. Die folgenden fünf aber bleiben den Deutschschweizer Kinogängerinnen und Kinogängern hoffentlich in Erinnerung:

Jagten von Thomas Vinterberg

Mads Mikkelsen
Mads Mikkelsen

Mads Mikkelsen spielt den Kindergärtner Lucas, der plötzlich und ungerechtfertigt unter Pädophilieverdacht steht. «Jagten» ist in einem gewissen Sinne die Rückseite von Vinterbergs 1998er-Dogma-Erfolg «Festen». Ging es damals darum, im Rahmen eines grossen Familienfestes den lange zurückliegenden Kindsmissbrauch des Patriarchen ans Licht zu zerren, dreht sich Jagten um das schiere Gegenteil: Es ist die Geschichte einer zeitgenössischen Hexenjagd, packend und subtil erzählt.

Frances Ha von Noah Baumbach

Tickling Greta Gerwig. ‚Frances Ha‘ © filmcoopi

Eine junge Frau bastelt an ihrer Tänzerinnenkarriere in New York und zieht von Wohnung zu Wohnung, von Freund zu Freundin, bis sie schliesslich ankommt und alles ein wenig anders aussieht als in ihren Träumen. Der in Schwarz-Weiss gedrehte Film bewegt sich zwischen Mumblecore und Woody Allen, und befasst sich doch ganz eigenständig mit jenem seltsamen Alter, mit dem Hollywood nichts zu tun haben will: Mit der Zeit, in der man merkt, dass man vielleicht doch nicht alles erreichen wird, von dem man geträumt hat.

Vaters Garten von Peter Liechti

Hasentheater in 'Vaters Garten' © looknow
Hasentheater in ‚Vaters Garten‘ © looknow

Wie etliche andere Schweizer Filmemacher in diesem Jahr blickt auch Peter Liechti zurück auf die Beziehung zu seinen Eltern. Aber sein Dokumentarfilm ist ein blühendes Experiment. Er stellt Vater und Mutter getrennt seine Fragen und filmt sie beim Antworten. Die Gespräche zwischen den Eltern und die heikleren Momente verschiebt er in ein «Hasentheater» mit Puppen und mit von Schauspielern nachgesprochenen Originaldialogen. Am Ende wissen wir nicht nur mehr über Peter Liechti und die unauffällige Generation seiner Eltern, sondern auch über uns selber.

Rosie von Marcel Gisler

‘Rosie’: Fabian Krüger, Judith Hofmann, Sybille Brunner ©looknow

Marcel Gisler lässt einen Sohn aus Berlin vorübergehend zur erkrankten Mutter zurückkehren. Dabei trifft dieser nicht nur auf eine alles andere als pflegeleichte alte Frau, sondern auch auf seine eigene verdrängte Jugend. Und die ebenso überraschende wie tragisch späte Erkenntnis, dass ihm sein eigener Vater viel ähnlicher war, als er es je für möglich gehalten hätte.

Inside Llewyn Davis von Joel und Ethan Coen

Oscar Isaac, Justin Timberlake, Carey Mulligan: ‘Inside Llewyn Davis’ © ascot-elite
Oscar Isaac, Justin Timberlake, Carey Mulligan: ‘Inside Llewyn Davis’ © ascot-elite

Wie Noah Baumbach mit «Frances Ha» untersuchen auch die Coen-Brüder auf ihre unnachahmliche Art die Wechselwirkung zwischen ausbleibendem Erfolg, künstlerischen Ambitionen und persönlicher Entwicklung in New York. Ihr Titelheld ist ein talentierter Folksänger, in Sachen Charisma allerdings näher bei Donald Duck als bei Bob Dylan. Und damit ein echtes Vorzeigeexemplar in der seit 30 Jahren wachsenden Coenschen Americana-Menagerie.

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