Blogferien bis 3. Oktober 2016

Audrey Hepburn und Gregory Peck in 'Roman Holiday (William Wyler, 1953)
Audrey Hepburn und Gregory Peck in ‚Roman Holiday (William Wyler, 1953)

Mit weit über 2000 Blogeinträgen gibt es hier ja eigentlich genug zu lesen, auch wenn ich in Urlaub fahre. Die wöchentlichen Unverpassbaren gibt es weiter, aber die nächsten drei Mal eben nur zum Hören: Im Podcast Kino im Kopf. Und den gibt es in der Zeit eben auch nur auf direktem Weg von der SRF-Kultur-Quelle.

Venedig 16: ANG BABAENG HUMAYO (The Woman Who Left) von Lav Diaz

Ang Babeng Humayo © Hazel Orencio
Ang Babeng Humayo © Hazel Orencio

Der philippinische Regisseur Lav Diaz hat mit dem Spielfilm Ang Babaeng Humayo (The Woman Who Left) den aufregendsten Film am Festival von Venedig präsentiert. Wobei aufregend eigentlich das falsche Wort ist – fast vier Stunden nimmt er sich Zeit, um in langen Szenen, ruhigen Einstellungen und in manchmal sehr dunklem Schwarzweiss die Geschichte von Horacia Somorostro zu erzählen. Es ist das Jahr 1997, als Horacia aus dem Gefängnis entlassen wird. Dreissig Jahre lang war sie unschuldig eingesperrt, wegen eines Mordes, den sie nie begangen hatte – nun endlich hat die richtige Mörderin, ihre beste Freundin Petra, gestanden und sie entlastet.

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Filmpodcast Nr. 483: Médecin de campagne, Lou Andreas-Salomé, virtuelle Realität am Fantoche und in Venedig, Synchronfassungen pfui.

François Cluzet und Marianne Denicourt in 'Médecin de campagne' © filmcoopi
François Cluzet und Marianne Denicourt in ‚Médecin de campagne‘ © filmcoopi

Georges Wyrsch ging nach Frankreich aufs Land, zum Médecin de campagne und ich habe Lou Andreas-Salomé durch ihr selbstbestimmtes Leben mit Nietzsche, Freud und Rilke begleitet. Barbara Peter hat am Fantoche in Baden einen Virtual Reality-Workshop besucht. Und Brigitte Häring hat am Filmfestival von Venedig ein paar solche VR-Kurzfilme ausprobiert. Und schliesslich schimpfen wir noch ein bisschen über die Unsitte, immer mehr Filme nur noch in Synchronfassungen ins Kino zu bringen. Die Filmtipps haben wir natürlich auch. Und eine Tonspur in Originalversion ohne Untertitel für Kennerinnen.

Hören:

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Venedig 16: THE YOUNG POPE von Paolo Sorrentino

Jude Law. 'The Young Pope' © Gianni Fiorito
Jude Law. ‚The Young Pope‘ © Gianni Fiorito

Ein neuer Papst ist gewählt: 47 Jahre jung, Amerikaner, Raucher und sehr konservativ. Keine Angst: Sie haben kein Konklave verpasst – das ist eine fiktive Geschichte. Sie bildet den Plot einer neuen Fernsehserie des italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino, die im Oktober startet. Am Filmfestival von Venedig wurden die beiden ersten Teile von The Young Pope präsentiert.

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Die Unverpassbaren, Woche 36 – 2016

Eine Frau springt von einem Ruderboot bekleidet ins Wasser
Lou Andreas-Salomé verblüfft Nietzsche und Rée © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Lou Andreas-Salomé von Cordula Kablitz-Post. Ein verspielter, ironisch-pathetischer Biografieschachtelfilm über eine der faszinierendsten und eigenständigsten Frauenfiguren der vorletzten Jahrhundertwende.
  2. Polder von Julian M. Grünthal und Samuel Schwarz. Der Film zum Game zum Transmedia-Projekt. Japan-Chic und Retro-Look, eine verspielte, clevere, vergnügliche Reise zu den Hexen und Business-Dämonen einer dementedly augmented Reality.
  3. Fuocoammare von Gianfranco Rosi. Der Berlinale-Sieger 2016 wirft einen ebenso dokumentarischen wie symbolträchtigen Blick auf die Insel Lampedusa, ihre Bewohner und die Überlebenden wie auch die Toten von den Flüchtlingsschiffen. Keine Anklage, eher eine Einladung zum Nachdenken.
  4. El Olivo von Icíar Bollaín. Spanische Olivenbauern im Sog des kapitalistischen Europa, der Kampf einer jungen Frau für die Heimführung eines 2000jährigen Olivenbaums. Ein Film mit grossem Herz und kleinen Logiklöchern, ein Plädoyer für Sturheit, das nicht ganz aufgeht, dafür aber mit nimmt.
  5. Vor der Morgenröte von Maria Schrader. Die Exil-Jahre des Schriftstellers Stefan Zweig in sechs grossartigen, verknüpften Kurzfilmen. Josef Hader in der Hauptrolle wird perfekt ergänzt von Aenne Schwarz und Barbara Sukowa in den Rollen seiner beiden Ehefrauen. Eine packende, brandaktuelle Kulturgeschichtslektion mit filmischer Wucht.

Und morgen im Filmpodcast: Médecin de campagne, Lou Andreas-Salomé, Virtuelle Realität am Filmfestival Venedig und am Fantoche, Synchronfassungen pfui.

Venedig 16 : LES BEAUX JOURS D’ARANJUEZ von Wim Wenders

Reda Kateb und Sophie Semin in 'Les Beaux Jours d'Aranjuez' © Donata Wenders
Reda Kateb und Sophie Semin in ‚Les Beaux Jours d’Aranjuez‘ © Donata Wenders

Wim Wenders liebt das 3D-Format. Als einer der ersten hat er die Technik in einem Dokumentarfilm eingesetzt: Pina über die Choreographin Pina Bausch war eine Lektion in Sachen Sehgewohnheiten im Kino (und auf der Tanzbühne). Nun setzt er sein 3D-Abenteuer fort – in seinem Dialogstück Les Beaux Jours d’Aranjuez nach dem gleichnamigen Theaterstück von Peter Handke.

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Venedig 16: NOCTURNAL ANIMALS von Tom Ford

Jake Gyllenhaal in 'Nocturnal Animals' von Tom Ford © Universal Pictures International
Jake Gyllenhaal in ‚Nocturnal Animals‘ von Tom Ford © Universal Pictures International

Tom Ford macht nicht nur schöne Kleider, er macht auch tolle Filme. Sein Debüt als Regisseur mit A Single Man mit Colin Firth und Julianne Moore lief 2009 auch schon im Wettbewerb von Venedig und brachte Colin Firth den Darstellerpreis ein und Tom Ford gehörigen Respekt als Filmemacher. Nun ist auch sein zweiter Film Nocturnal Animals im Wettbewerb von Venedig – als nächster Höhepunkt nach dem Eröffnungsfilm La La Land.

Tom Ford führt nicht nur Regie, er schrieb auch das Drehbuch zu diesem komplexen Drama mit integriertem Thriller. Nocturnal Animals ist die Adaptation des Romans «Tony and Susan» von Austin Wright und damit eine Roman-im-Roman-Geschichte. In Tom Fords Film wird daraus Roman-im-Film, beziehungsweise eben Film-im-Film.

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Filmpodcast Nr. 482: Polder, Fuocoammare, La La Land am Filmfestival Venedig

Kuchisake Ona in 'Polder' © filmcoopi
Kuchisake Ona in ‚Polder‘ © filmcoopi

Ich bin eingetaucht in die vielschichtige Storywelt des Schweizer Game-Films Polder. Und am anderen Ende der Realitätsskala in den Berlinale-Siegerfilm Fuocoammare, der jetzt ebenfalls im Kino läuft. Kollegin Brigitte Häring berichtet von der Eröffnung des Filmfestivals in Venedig. Und dazu wie immer die Filmtipps mit den Unverpassbaren und eine weitere Tonspur für Filmspürnasen.

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Venedig 16: LA LA LAND von Damien Chazelle

Emma Stone und Ryan Gosling in 'La La Land' von Damien Chazelle © Ascot Elite
Emma Stone und Ryan Gosling in ‚La La Land‘ von Damien Chazelle © Ascot Elite

Gestern Abend wurde das Filmfestival Venedig eröffnet: mit einem romantischen Musical. Regisseur Damien Chazelle sagte, angesprochen auf den Film, der so gar nicht die aktuelle düstere Weltlage reflektiere, er glaube, wir bräuchten jetzt mehr denn je Hoffnung und Romantik auf der Leinwand.

Eine grosse Verbeugung vor den Hollywood-Musicals der 50er Jahren ist La La Land, eine Feier des alten Hollywoods, eine Reminiszenz an Musicals wie «An American in Paris» von Vinzente Minelli oder an «Singin‘ in the Rain» von Gene Kelly. Ein nostalgischer Traum in Cinemascope und Technicolor. Obschon: Nostalgie ist immer da und spürbar, aber sie ist klug reflektiert und gebrochen. Die Geschichte spielt im heutigen Los Angeles, wo Träume und Realität härter aufeinander prallen als irgendwo sonst. „Venedig 16: LA LA LAND von Damien Chazelle“ weiterlesen

Verstorben im August 2016

David Huddleston und Cleavon Little (gest. 1992) in 'Blazing Saddles', Cleavon Little und Gene Wilder in 'Blazing Saddles' und Kenny Baker in R2D2
David Huddleston und Cleavon Little (gest. 1992) in ‚Blazing Saddles‘, Cleavon Little und Gene Wilder in ‚Blazing Saddles‘ und Kenny Baker in R2D2

Mit 215 in der IMdB gelisteten Toten ist auch der August im Durchschnitt geblieben. Gestorben wird immer, aber manchmal ist der subjektive Durchschlag stärker. Natürlich immer dann, wenn es gilt, Abschied zu nehmen von alten Bekannten. Von denen gab es im August allerdings sehr wenige. Der bekannteste Name ist wohl der des Schauspielers Gene Wilder, der am 29. August mit 83 Jahren verstorben ist.

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