Vor sechs Jahren ging Lynne Ramsay den Schuldgefühlen der Mutter eines Amokläufers nach, hier in Cannes, mit We Need To Talk About Kevin. Mit Ratcatcher und Morvern Callar, ihren vorherigen Filmen, erwies sich die einstige Fotografin als immenses Talent aus Schottland.
Die rechtsextremen Mörder der NSU und der schier endlose Prozess gegen sie sind der Ausgangspunkt für Fatih Akins jüngsten Film.
Diane Krüger spielt Katja Şekerci, die deutsche Frau eines Secondo-Türken und Mutter eines Sohnes. In der Auftaktsequenz des Filmes heiraten die beiden, im Gefängnis, wo Nuri für Drogenhandel einsitzt. Er war Katjas Haschlieferant, so haben sie sich kennengelernt. „Cannes 17: AUS DEM NICHTS von Fatih Akin“ weiterlesen
Zwillinge und ihre Persönlichkeitsdynamik haben schon manchen Thriller und manchen Horrorfilm belebt. Im Zentrum standen sie unter anderem in Sisters von Brian De Palma oder in David Cronenbergs Dead Ringers.
Bei Brian De Palma 1972 spielte Margot Kidder die Zwillingsschwestern mit ungleich verteilter Psychopathologie. Und bei Cronenberg war Jeremy Irons der Gynäkologe mit dem besessenen alter Ego. „Cannes 17: L’AMANT DOUBLE von François Ozon“ weiterlesen
Kino im Kopf – mit Brigitte Häring. Auch diese Woche der Blick an die Côte dAzur, von wo Michael Sennhauser über das Filmfestival Cannes berichtet. Im Kino neu läuft der ägyptische Film Eshtebak–The Clash, den Hannes Nüsseler bespricht. Rebecca Hillauer widmet der Filmpionierin Maya Deren ein kleines Porträt und wir sagen Adieu Roger Moore. Dazu in dieser Rolle unsere fünf Kurztipps und das Tonspurrätsel.
Als «Strassen-Opern» wurden die Filme der New Yorker Safdie-Brothers schon bezeichnet. In gewissem Sinne trifft das ihr jüngstes, sehr lautes und einigermassen sinnloses Produkt ganz gut.
Robert Pattinson spielt (wieder einmal sehr eindimensional) einen jungen Mann namens Connie Nikas, der zu Beginn des Films seinen offensichtlich geistig behinderten Bruder aus einer Therapie-Session holt und gleich zu einem amateurhaften Banküberfall mitnimmt. „Cannes 17: GOOD TIME von Joshua und Ben Safdie“ weiterlesen
Der in Deutschland lebende Ukrainer Sergei Loznitsa hat seinen jüngsten Film unter den Titel einer Dostojewski-Kurzgeschichte gestellt. Aber eigentlich ist Krotkaya das düstere Remake seines vergleichsweise komischen ersten Cannes Filmes Schastye moe von 2010.
Esthtebak – The Clash von Mohamen Diab. Der Film über Ägypten, sechs Jahre nach der Revolution. Packendes Kammerspiel über das Trauma einer Nation, humanistisch, nicht nur gut gemeint, auch besonders gut gemacht.
Une vie ailleurs von Olivier Peyon. Spannendes Kindsrückentführungs-Drama. Kein Film Noir, sondern eher ein Film Lumineux über wahre Mutterliebe, mit höchst dramatischen Sequenzen zwar, aber auch mit einem grundlegenden Glauben an das Gute im Menschen.
Mister Universo von Tizza Covi und Rainer Frimmel. Eine bestechende Dokufiktion mitten aus der verschwindenden Welt italienischer Schausteller- und Zirkusfamilien.
Get Out von Jordan Peele. Für Chris entwickelt sich das Wochenende auf dem Anwesen der reichen Eltern seiner weissen Freundin zunehmend beängstigend. Eine Gesellschaftssatire im Gewand eines Genre-Films, beissend und spöttisch.
The Handmaiden von Park Chan-Wook. Ein englischer Roman, in historisch koreanisch-japanische Gefielde transponiert, kühl, distanziert, mit erotischer Täuschung und skrupellos überwältigender Bildkraft.
Im Filmpodcast morgen: Clash, Roger Moore, Filmfestival Cannes.
So richtig zur Sache geht es in dem Moment, in dem Nicole Kidman mit blutbeflecktem Rock und schmalen Lippen Kirsten Dunst auffordert: «Bring me the anatomy book!» Spätestens hier ist Sofia Coppolas Remake des Don Siegel/Clint Eastwood-Klassikers von 1971 wirklich «Southern Gothic» vom Feinsten.
Aber wirklich sehen lassen kann sich auch schon die langsam hochgekochte Geschichte davor. Mitten im amerikanischen Bürgerkrieg hüpft ein Schulmädchen mit Zöpfen und Körbchen durch den Wald. Sie sucht Pilze, findet aber einen Nordstaaten-Soldaten mit verwundetem Bein. „Cannes 17: THE BEGUILED von Sofia Coppola“ weiterlesen
Am Ende der Pressevorführung in Cannes heute rief ein entnervter französischer Kollege etwas von «Schulkino» in den Saal und traf damit wohl den Nerv vieler Cannes-Pilger. Was hat dieser hochkonventionelle Künstlerfilm im Wettbewerb dieses Festivals verloren?
Jacques Doillon hat schon vieles gewagt in seiner Karriere, aber Rodin aus der Perspektive Rodins? Camille Claudel, die wir dank Isabelle Adjani seit 1988 schon ganz anders kennen, und die wir über Bruno Dumont und mit Juliette Binoche in Camille Claudel 1915noch einmal anders kennen lernten, nun plötzlich als isolierte Psychotante? „Cannes 17: RODIN von Jacques Doillon“ weiterlesen