EL CUCO – The Cuckoo’s Curse von Mar Targarona

Belén Cuesta und Jorge Suquet als Anna und Sebas im Kuckucksuhrenmuseum © Rodar y Rodar

Wohnungstausch – das Ferienmodell, das lange vor AirB’nB Urlaub zu vertretbaren Kosten ermöglichte, erscheint der schwangeren Geburtshelferin Anna (Belén Cuesta) ideal für ein paar schöne Tage mit ihrem Mann, bevor das Kind dann den Bewegungsradius einschränken wird.

Und das ältere deutsche Paar mit dem prächtigen modernen Haus im Schwarzwald wirkt sehr nett über Internet. Sie würden sich freuen, die Wohnung des jungen Paars in Barcelona für zwei Wochen zu übernehmen.

Nun hat sich Spanien als Filmland in den letzten Jahrzehnten einen soliden Ruf für originelle Horrorvariationen erworben, und daran hat auch Mar Targarona, die Theater- und Filmregisseurin und Produzentin (mit ihrem Mann Joaquin Padro und der gemeinsamen Produktionsfirma Rodar y Rodar) ihren Anteil.

Schon darum ist klar, dass es sich bei diesem Wohnungstausch nicht um eine Ferienromanze im Stil von The Holiday (2006) mit Kate Winslet und Jude Law handeln kann.

Kate Winslet in Nancy Meyers‘ ‚The Holiday‘ © Universal

Für eine eigenartige Vorahnung sorgen neben dem titelgebenden Kuckuck, auf dessen einzigartige Brutpflege immer wieder verwiesen wird, auch der Umstand, dass die beiden Deutschen ihr Hightech-Luxus-Haus im Schwarzwald samt Maserati bedenkenlos gegen die kleine Stadtwohnung in Spanien tauschen.

Mar Targarona baut ihre Figuren mit viele Liebe zum Detail auf. Noch der kleinste Nebenaspekt der ersten Szenen wird später zum Zuge kommen, wenn sich abzeichnet, dass die beiden Deutschen nicht bloss die Wohnung tauschen wollen.

Die spanisch-deutsche Koproduktion gewinnt einen ganz besonderen Reiz über die Besetzung des älteren Paares mit Hildegard Schroedter und Rainer Reiners als Olga und Hans und den vielen Aufnahmen im Schwarzwald, mit irrem Kontrast etwa zwischen der ländlich-deutschen Umgebung von Freiburg mit der futuristischen Villa samt Infinity-Pool.

Mar Targarona weiss mit dem Genre-Kino zu spielen, Anklänge an Rosemary’s Baby sind nicht nur Hinweise, sie sind auch so wunderbar eingebettet, dass der letzte Akt des Films an Spannung zulegt, wenn schon längst klar ist, woher der Wind weht.

Selbst die längst totzitierte Duschszene aus Psycho kann die spanische Regisseurin wieder aufnehmen, weil das Drehbuch wasserdicht geschrieben ist und die Inszenierung ihre Zuverlässigkeit im Detail etabliert hat.

El cuco ist zeitgenössisches cleveres Genrekino, ein kleines, sauber geschliffenes Schmuckstück aus der noch immer höchst lebendigen spanischen Schatulle des perfekten Handwerks.

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