LOUSY CARTER von Bob Byington

David Krumholtz ©Carmen Hilbert

Ein grossartiger Hauptdarsteller – David Krumholtz – und gnadenloser Zynismus machen diesen Film zu einem Instantvergnügen für all jene, die,sagen wir, zum Beispiel, Gary Larson Cartoons mögen.

Lousy Carter ist ein ausgeleierter College-Professor für amerikanische Literatur, schläft gelegentlich mit der Frau seines emotionslosen besten Freundes, dem Professor für russische Literatur, trifft sich mit seiner Ex-Frau, seinem Psychiater, einem unorthodox-distanzierten Jungianer und gelegentlich im Altersheim mit seiner Mutter.

Und dann bekommt er nach einer Routineuntersuchung beiläufig mitgeteilt, er habe noch sechs Monate zu leben.

«Schlaf doch mit einer deiner Studentinnen», rät seine Ex, angesichts seiner Ratlosigkeit, was er mit der verbleibenden Zeit noch anfangen soll.

Lousy Carter provoziert immer wieder kurze erstaunte Lacher. Die Kaltschnäuzigkeit, welche Angst und Verlorenheit kaschiert wird in alle möglichen Richtungen ausgereizt.

Martin Starr in ‚Lousy Carter‘ © Carmen Hilbert

Manchmal erinnert dieser Film an den frühen Woody Allen, in einer rücksichtlosen Variante. Hin und wieder an Alexander Paynes unendlich viel besseren Sideways von 2004. Auch dort spielen zwei gebildete Männer die Rituale der Lebensbewältigung durch, allerdings mit mehr Herz.

Der Zynismus in Lousy Carter ist bisweilen erfrischend, immer wieder überraschend, aber auf Dauer doch ermüdend.

Jocelyn DeBoer © Carmen Hilbert

Wenn Carter ohne viel Enthusiasmus Fitzgeralds «The Great Gatsby» als Abschlusskurs anbietet, daneben halbherzig sein altes Projekt einer animierten Fassung von Nabokovs «Laughter in the Dark» wieder aufnimmt, geschieht das alles unter der Prämisse, dass er für nichts mehr wird gerade stehen müssen.

Luxy Banner © Carmen Hilbert

Insbesondere die Arbeit am Animationsfilm startet als Versuch, die Studentin Gail (Luxy Banner) ins Bett zu bekommen, durchaus bewusst in einer Art Nachvollzug des Nabokov-Buches. Bloss ist Gail, wie auch die anderen Frauenfiguren dieses Films, «eine erwachsene Frau», im Gegensatz zum «Man-Child» Lousy, eine Einschätzung der Situation, die zuerst von Carters Ex kommt, sich aber wiederholt.

Viele der Zynismen in Lousy Carter setzen sich durchaus satirisch mit der US-amerikanischen Gegenwart auseinander, mit den ideologischen Umbrüchen in der akademischen Welt, mit dem Gesundheitswesen, mit den Alltagsritualen der Gebildeten und Privilegierten.

Aber dafür sind sogar die kurzen 80 Minuten des Films ein paar zu viel. Das Feuerwerk verpufft, daran ändert die glorios expressive Zurückhaltung und das Timing der Darsteller auch nichts.

Bob Byington © Alex Ross Perry

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