VOGTER (Sons) von Gustav Möller (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Sidse Babett Knudsen © Nikolaj Moeller

Manche Leute kann man eben nicht retten, tröstet Rami (Dar Salim), der Chefaufseher des Hochsicherheitstrakts, am Filmende die völlig erledigt auf einem Stuhl sitzende Eva (Sidse Babett Knudsen).

Manche Filme auch nicht.

Vogter ist eine Lektion in angewandtem Sadismus, eingewickelt in simple Küchenpsychologie.

Eva wird eingeführt als mütterliche Aufseherin im Gefängnistrakt für leichte Fälle. Für jeden hat sie ein freundliches «Guten Morgen!» bereit, sie führt mit Hilfe einer Tonbandkassette Yoga-Achtsamkeitskurse durch für die Knackis, und ihre Kollegen mögen sie.

Bis eines Tages ein neuer Häftling in den Hochsicherheitstrakt eingeliefert wird. Eva sieht zufällig den Namen auf einer Liste und lässt sich kurzentschlossen in diese Abteilung für die ganz gefährlichen Fälle versetzen. Aus Befangenheitsgründen; dem Gefängnisdirektor gegenüber deutet sie als Grund für den Versetzungswunsch eine Affäre mit einem Kollegen an.

Und Rami, dem bulligen Chefaufseher des neuen Teams, erklärt sie, sie wolle etwas Neues lernen.

Sidse Babett Knudsen, Sebastian Bull © Nikolaj Moeller

Inzwischen ist auch Mikkel (Sebastian Bull) eingetroffen, der neue Häftling Nr. 17, der schon rein äusserlich jedes Klischee eines tierisch brutalen jähzornigen Schlägers erfüllt. Und Eva beginnt von der ersten Minute an diesen Mann zu triezen und zu quälen, wo sie kann.

Sie behauptet bei der Ausgabe, er habe keine Zigaretten mehr übrig. Sie sorgt dafür, dass er vom Hofgang wegen einer von ihr vermuteten Drogenübergabe gleich wieder in die Untersuchungszelle geschleppt wird. Sie verweigert ihm den nächtlichen Toilettengang, worauf er sie bei der Frühstücksausgabe am Morgen aus der eben geöffneten Zelle mit seinen eigenen Exkrementen bewirft und prompt in Isolationshaft kommt.

Natürlich wird nach und nach aufgedeckt, was diese so fürsorgliche und mütterliche Frau diesem Häftling gegenüber zur sadistischen Provokateurin macht, und auch dafür, warum sie überhaupt im Gefängnis arbeitet.

Bloss ist das am Ende so simpel, dass es jeder Sonntagabendkrimi in seiner Auslegeordnung präsentieren könnte.

Dass man vor der Leinwand dennoch die hundert Minuten durchhält, liegt vor allem an der wie immer eindrücklichen Sidse Babett Knudsen. Sie schafft es, die simple Küchenpsychologie des Drehbuchs in ihrem Gesicht leise Wellen schlagen zu lassen.

Sidse Babett Knudsen, Sebastian Bull © Nikolaj Moeller

 

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