ARIYIPPU von Mahesh Narayanan

Ein sozial engagiertes indisches Drama, das in seiner moralischen Anlage an die Filme der Dardenne Brüder erinnert. Vor vierzig Jahren wäre das ein doppelt unsinniger Satz gewesen. Weil da einerseits noch kaum jemand die Dardennes kannte. Und weil anderseits auch in den Schweizer Studiofilm-Kreisen nicht Bollywood und Hindi-Melodram dominierten, sondern, zum Beispiel, Satyajit Ray, Mrinal Sen …

UN PETIT FRÈRE von Leonor Serraille

Nachdem sie 2017 für Jeune femme mit Laetitia Dosch die Goldene Kamera von Cannes gewonnen hatte, standen ihr für ihren neuen Film plötzlich deutlich mehr Mittel zur Verfügung. Und die hat sie eingesetzt für einen weiteren bewundernswerten und bewundernden Film über eine Frau, welche die Freiheit im Kopf hat, «dans la tête», zumindest dann, wenn …

TORI ET LOKITA von Jean-Pierre et Luc Dardenne

Die Dardenne-Brüder gehören zu den wenigen, welche die Goldene Palme von Cannes zweimal gewonnen haben, dazu kommt eine ganze weitere Reihe von Auszeichnungen an diesem Festival allein. Mit ihrem zwölften Langspielfilm könnten sie theoretisch die dritte Palme holen. Die Dringlichkeit und die thematische Relevanz hat das Drama durchaus. Dabei ist die Crux der beiden ausgerechnet …

Cannes 19: LE JEUNE AHMED von Jean-Pierre und Luc Dardenne

Der junge Ahmed, ein bis vor kurzem völlig normaler, in einem liberalen muslimischen Haushalt aufgewachsener Junge, der seiner geduldigen Lehrerin die Überwindung seiner Leseschwäche verdankt, beschliesst, eben diese Lehrerin umzubringen. Es ist Ahmeds persönlicher Beitrag zum Dschihad, den ihm und seinem Bruder der fanatische Hinterzimmer-Imam Youssouf näher gebracht hat.

Locarno 16: MARIJA von Michael Koch (Wettbewerb)

«Wenn Du sie nicht abziehst, ziehen sie dich ab», erklärt Cem (Sahin Erylmaz) der stumm empörten Marija (Margarita Breitkreiz) in einer der heruntergekommenen Wohnungen, die er überteuert an illegal eingewanderte Landsleute vermietet. Eben hat er einem verzweifelten Vater ungerührt dreihundert Euro abgeknöpft dafür, dass er ihm hilft, den Kindergeld-Antrag für seine drei kleinen Kinder auszufüllen …

Cannes 16: LA FILLE INCONNUE von Jean-Pierre und Luc Dardenne (Wettbewerb)

Zwei Palmen haben sie schon, und in der Regel jedes zweite Jahr einen Film im Wettbewerb von Cannes. Die belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne sind Habitués. Ihrem jüngsten Film merkt man das auch ein wenig an. Adèle Haenel (eben noch bestens in Erinnerung als überlebenstrainierender Teenager in Les combattants von Thomas Cailley) spielt die …

Berlinale 16: HEDI (Inhebbek Hedi) von Mohamed Ben Attia (Wettbewerb)

Fünf Jahre nach der Revolutionswelle vom Dezember 2010 ist Tunesien zerrissen zwischen Aufbruch und Hoffnungslosigkeit, Dämmerung und Tradition. Ursprünglich habe er einen jungen Mann zwischen zwei Welten zeigen wollen, sagt Regisseur Mohamed Ben Attia. Aber die Idee war noch geprägt von der Aufbruchsstimmung des arabischen Frühlings. Und nun ist Hedi, der junge Mann ein beinahe …

Cannes 14: DEUX JOURS, UNE NUIT von Jean-Pierre und Luc Dardenne

Präzise wie ein Uhrwerk bringen die Frères Dardenne alle drei Jahre einen neuen Film an die Croisette. Mit Rosetta gewannen sie 1999 ihre erste goldene Palme, mit L’enfant 2005 die zweite und mit ihrem jüngsten Werk haben sie haben sie nun ganz real die Chance, als erste überhaupt in Cannes eine dritte Palme abzuholen. Deux …

Cannes 13: LA VIE D’ADÈLE – CHAPITRE 1 & 2 von Abdellatif Kechiche

Goldene Palme 2013 für Abdellatif Kechiche Ungefilterter, keuchender, klatschender Sex zwischen zwei schönen jungen Frauen, eine Kamera, welche die Körper fast berührt – und keine Spur von Pornographie. Abdellatif Kechiche hat einen Blick, dem wir uns anvertrauen. Intimität ist im Kino fast immer eine Behauptung. Da geschieht etwas auf der Leinwand, und wir schauen zu. …

Cannes 11: LE GAMIN AU VÉLO von Jean-Pierre et Luc Dardenne

Ist das jetzt ein dardennifizierter Spielfilm oder ein verspielter Dardenne? Im Kern bleiben die Brüder dem menschlichen Drama treu, dem sie ihre bisherigen Filme gewidmet haben. Der nicht ganz zwölfjährige Cyril weigert sich zunächst zu glauben, dass ihn sein Vater einfach im Kinderheim zurückgelassen hat, dann findet er in der resoluten Coiffeuse Samantha eine Ersatzmutter …