SFT 18: OUT OF PARADISE von Batbayar Chogsom

Dorj (Bayarsaikhan Bayartsengel) und seine Frau Suren (Enerel Tumen) leben traditionell nomadisch in einer Jurte in der mongolischen Steppe. Die nächsten Nachbarn sind meist weit entfernt, ein Fahrzeug mit Fahrer muss erst gefunden und aufgeboten werden.

Und Dorj ist alles andere als freundlich zu Ganbaa (Bayanmunkh Purevjav), der sich einverstanden erklärt hat, mit den beiden in die Stadt zu fahren. Nötig ist das, weil die hochschwangere Suren nicht noch eine Fehlgeburt riskieren darf, wie ihr der Arzt erklärt hat. „SFT 18: OUT OF PARADISE von Batbayar Chogsom“ weiterlesen

SFT 18: DIE VIERTE GEWALT von Dieter Fahrer

© Balzli & Fahrer GmbH

Natürlich sind wir Journalisten die ersten, die sich für einen Film über Journalisten interessieren. Und wenn der Berner Dokumentarfilmer Dieter Fahrer über die sogenannte «vierte Gewalt» im Staat nachdenkt, wissen wir auch, wo seine Sympathien liegen.

Und Dieter Fahrer weiss, dass wir das wissen. Darum deklariert er seinen Film Die vierte Gewalt von Anfang an als subjektive Bestandesaufnahme.

Der Film eröffnet mit der klassischen Sequenz, in der frisch gedruckte Zeitungen in eindrücklicher Reihung die Druck- und Faltmaschinen verlassen. Fein säuberlich hängt da «Der Bund» tausendfach am Transportsystem, wie Skifahrer am Lift. „SFT 18: DIE VIERTE GEWALT von Dieter Fahrer“ weiterlesen

SFT 18: BIS ANS ENDE DER TRÄUME von Wilfried Meichtry

Christophe Sermet und Sabine Timoteo © frenetic

Ein Mann verlässt sichtlich wütend ein schlossartiges Gebäude, bleibt kurz vor seinem Auto stehen. Blick nach oben. Im Haus schreckt die Frau auf, geht zögernd los, lässt resigniert die Arme sinken.

Wilfried Meichtrys Film setzt am Tiefpunkt ein. Die Frau ist Katharina von Arx, die Schweizer Reisejournalistin, der Mann Freddy Drilhon, Reisefotograf und Autor aus Frankreich. Die beiden haben sich in den 50er Jahren bei einer Südseereportage kennen und lieben gelernt. Jetzt sind die gemeinsamen Träume am Ende. „SFT 18: BIS ANS ENDE DER TRÄUME von Wilfried Meichtry“ weiterlesen

SFT 18: À L’ÉCOLE DES PHILOSOPHES von Fernand Melgar

© Sister Distribution

Erster Schultag – das ist immer ein grosses Ereignis, für Kinder, die sich stolz mit ihrem neuen Schulsack für’s Foto präsentieren. Auch für Albiana, Chloé, Louis, Léon, Kenza kommt der erste Schultag. Sie alle sind etwa 5 Jahre alt. Und an ihrem ersten Schultag sind wohl ihre Eltern nervöser und aufgeregter als die Kinder selber.

Albiana und Chloé haben eine genetisch bedingte Beeinträchtigung, Louis und Léon sind stark autistisch, und Kenza kann – ausser weinen und lachen – sich noch gar nicht artikulieren und ist motorisch stark eingeschränkt. „SFT 18: À L’ÉCOLE DES PHILOSOPHES von Fernand Melgar“ weiterlesen

Die Unverpassbaren, Woche 04 – 2018

‚Machines‘ von Rahul Jain © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri von Martin McDonagh. Diese hypertragische, gewalttätige, zugewandt zynische Vergeltungsgeschichte vom Regisseur von In Bruges, mit der stets grossartigen Frances McDormand ist eine moralische Herausforderung im Trash-Gewand.
  2. Machines von Rahul Jain. Die mechanische Unmenschlichkeit einer Textilfabrik als spektakuläres Faszinosum und schmerzvolle Irritation.
  3. Lucky von John Carroll Lynch. Der letzte Film mit Harry Dean Stanton ist ein hinreissendes, herzliches Memento Mori voller Lebensfreude und Skurrilität.
  4. 120 BPM von Robin Campillo. Der Kampf der Aktivistinnen von Act Up! Paris gegen die Aids-Gleichgültigkeit der 80er Jahre und zugleich ein Pamphlet für eine echte Debattenkultur.
  5. The Killing of a Sacred Deer von Yorgos Lanthimos. Eine ebenso direkte wie metaphorische Rachephantasie im Familienverbund. Verstörend, raffiniert, grausam und komisch.

Morgen im Filmpodcast: Three Billboards, Machines, Prozess gegen Kirill Serebrennikov.

Die Unverpassbaren, Woche 03 – 2018

Adèle Haenel in ‚120 BPM‘ von Robin Campillo© filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Lucky von John Carroll Lynch. Der letzte Film mit Harry Dean Stanton ist ein hinreissendes, herzliches Memento Mori voller Lebensfreude und Skurrilität.
  2. 120 BPM von Robin Campillo. Der Kampf der Aktivistinnen von Act Up! Paris gegen die Aids-Gleichgültigkeit der 80er Jahre und zugleich ein Pamphlet für eine echte Debattenkultur.
  3. The Killing of a Sacred Deer von Yorgos Lanthimos. Eine ebenso direkte wie metaphorische Rachephantasie im Familienverbund. Verstörend, raffiniert, grausam und komisch.
  4. Dene wos guet geit von Cyril Schäublin. Enkeltrickbetrug und Kabelanschlusspreise. Die groteske Banalität unseres Alltags, inszeniert mit der ironischen Distanz eines Überwachungssystems. Der ungewöhnlichste Schweizer Film seit langem.
  5. Köhlernächte von Robert Müller. Das höllisch archaische Handwerk der Holzkohlebrenner im Entlebuech. Dokumentiert als kontemplative Land-Art zwischen Fluchen und Können.

Morgen im Filmpodcast: Downsizing, 120 BPM, Lucky und John Carroll Lynch.

Die Unverpassbaren, Woche 02 – 2018

‚Dene wos guet geit‘ von Cyril Schäublin © Outside the Box

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. The Killing of a Sacred Deer von Yorgos Lanthimos. Eine ebenso direkte wie metaphorische Rachephantasie im Familienverbund. Verstörend, raffiniert, grausam und komisch.
  2. Dene wos guet geit von Cyril Schäublin. Enkeltrickbetrug und Kabelanschlusspreise. Die groteske Banalität unseres Alltags, inszeniert mit der ironischen Distanz eines Überwachungssystems. Der ungewöhnlichste Schweizer Film seit langem.
  3. Köhlernächte von Robert Müller. Das höllisch archaische Handwerk der Holzkohlebrenner im Entlebuech. Dokumentiert als kontemplative Land-Art zwischen Fluchen und Können.
  4. Un beau soleil interieur von Claire Denis. Mit viel mehr Wörtern und überraschend mehr Witz als früher schickt Claire Denis ihre Isabelle von Mann zu Mann. Juliette Binoche dominiert souverän im Reigen der Bilder von Agnès Godard.
  5. La novia del desierto von Cecilia Atán und Valeria Pivato. Die hinreissende Paulina García spielt die etwas vereinsamte Haushälterin Teresa, die auf der Suche nach ihrer verschwundenen Tasche in der Wüste ein neues Leben kennen lernt. Zwei Regisseurinnen, und ein herzlicher Film aus einem Guss.

Morgen im Filmpodcast: The Killing of a Sacred Deer, Dene wos guet geit, ScoreKöhlernächte.

Die Unverpassbaren, Woche 51 – 2017

Juliette Binoche in ‚Un beau soleil interieur‘ © frenetic

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Un beau soleil interieur von Claire Denis. Mit viel mehr Wörtern und überraschend mehr Witz als früher schickt Claire Denis ihre Isabelle von Mann zu Mann. Juliette Binoche dominiert souverän im Reigen der Bilder von Agnès Godard.
  2. La novia del desierto von Cecilia Atán und Valeria Pivato. Die hinreissende Paulina García spielt die etwas vereinsamte Haushälterin Teresa, die auf der Suche nach ihrer verschwundenen Tasche in der Wüste ein neues Leben kennen lernt. Zwei Regisseurinnen, und ein herzlicher Film aus einem Guss.
  3. On Body and Soul von Ildikó Enyedi. Der Direktor eines Schlachthofs und die neue Qualitätskontrolleurin begegnen sich nachts als Hirsch und Hirschkuh in ihren Träumen. In der sterilen und brachialen Atmosphäre des Schlachthofs entspinnt sich eine skurrile, feine, wortkarge Liebesgeschichte.
  4. Glow von Gabriel Baur. Diese eben so gewagte wie gelungene filmische Gratwanderung zwischen Ästhetisierung und Hinterfragung lässt die Zürcher 80er Jahre Ikone Irene Staub alias «Lady Shiva» noch einmal aufleuchten und verglühen.
  5. Just like our Parents von Laís Bodanzky. Mit 37 Jahren ist Rosa als werktätige Mutter und Tochter am Anschlag. Da braucht es nur noch eine unerwartete Erklärung ihrer eigenen Mutter, um ihr Leben völlig in Aufruhr zu bringen. Eine clevere, rührende Komödie mit der Struktur einer Telenovela und dem Niveau eines guten Dramas.

Morgen im FilmpodcastUn beau soleil interieur, Anna Karenina – Vronsky’s Story, Collection Hans-Ulrich Schlumpf.

Die Unverpassbaren, Woche 50 – 2017

Paulina García in ‚La novia del desierto‘ © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. La novia del desierto von Cecilia Atán und Valeria Pivato. Die hinreissende Paulina García spielt die etwas vereinsamte Haushälterin Teresa, die auf der Suche nach ihrer verschwundenen Tasche in der Wüste ein neues Leben kennen lernt. Zwei Regisseurinnen, und ein herzlicher Film aus einem Guss.
  2. On Body and Soul von Ildikó Enyedi. Der Direktor eines Schlachthofs und die neue Qualitätskontrolleurin begegnen sich nachts als Hirsch und Hirschkuh in ihren Träumen. In der sterilen und brachialen Atmosphäre des Schlachthofs entspinnt sich eine skurrile, feine, wortkarge Liebesgeschichte.
  3. Glow von Gabriel Baur. Diese eben so gewagte wie gelungene filmische Gratwanderung zwischen Ästhetisierung und Hinterfragung lässt die Zürcher 80er Jahre Ikone Irene Staub alias «Lady Shiva» noch einmal aufleuchten und verglühen.
  4. Just like our Parents von Laís Bodanzky. Mit 37 Jahren ist Rosa als werktätige Mutter und Tochter am Anschlag. Da braucht es nur noch eine unerwartete Erklärung ihrer eigenen Mutter, um ihr Leben völlig in Aufruhr zu bringen. Eine clevere, rührende Komödie mit der Struktur einer Telenovela und dem Niveau eines guten Dramas.
  5. Detroit von Kathryn Bigelow. Rund um den aufgeladenen, von Krawallen und rassistischen Übergriffen geprägten Sommer von 1967 stellt die Regisseurin Figuren auf in Detroit. Dann zieht sie das Spannungslasso zusammen an einem einzigen Brennpunkt. Eindrücklich und aufwühlend.

Morgen im Filmpodcast La novia del desierto, Sami Blood, Noces, Maria by Callas, Kino in Saudiarabien.

Die Unverpassbaren, Woche 49 – 2017

‚Testrol és lélekrol‘ (On Body and Soul) von Ildikó Enyedi © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. On Body and Soul von Ildikó Enyedi. Der Direktor eines Schlachthofs und die neue Qualitätskontrolleurin begegnen sich nachts als Hirsch und Hirschkuh in ihren Träumen. In der sterilen und brachialen Atmosphäre des Schlachthofs entspinnt sich eine skurrile, feine, wortkarge Liebesgeschichte.
  2. Glow von Gabriel Baur. Diese eben so gewagte wie gelungene filmische Gratwanderung zwischen Ästhetisierung und Hinterfragung lässt die Zürcher 80er Jahre Ikone Irene Staub alias «Lady Shiva» noch einmal aufleuchten und verglühen.
  3. Just like our Parents von Laís Bodanzky. Mit 37 Jahren ist Rosa als werktätige Mutter und Tochter am Anschlag. Da braucht es nur noch eine unerwartete Erklärung ihrer eigenen Mutter, um ihr Leben völlig in Aufruhr zu bringen. Eine clevere, rührende Komödie mit der Struktur einer Telenovela und dem Niveau eines guten Dramas.
  4. Detroit von Kathryn Bigelow. Rund um den aufgeladenen, von Krawallen und rassistischen Übergriffen geprägten Sommer von 1967 stellt die Regisseurin Figuren auf in Detroit. Dann zieht sie das Spannungslasso zusammen an einem einzigen Brennpunkt. Eindrücklich und aufwühlend.
  5. God’s Own Country von Francis Lee. Männerliebe im kargen britischen Farmland. Ein Gegenentwurf  zu den Unmöglichkeiten von Brokeback Mountain, eine Menschwerdung.

Morgen im Filmpodcast On Body and Soul, Glow, All I See is You.