Dumont verblüfft sein Publikum immer wieder von neuem, eigentlich immer mit dem gleichen Prinzip: Er schaut seinen Figuren sehr lange und sehr geduldig zu bei dem, was sie so tun. Aber im Gegensatz zu seinem Publikum weiss er, was das ist. Wir finden es erst langsam heraus, normalerweise. Bei Hors Satan geht das auf den ersten Blick etwas schneller. Der etwas eigenartige Mann, der in den Dünen lebt und sich mit einer jungen Frau von einem der benachbarten Höfe angefreundet hat, betet viel. Bei jeder Gelegenheit fällt er in Dünen auf die Knie und betet. Und dann tut er wieder anderes.
Der Mann ist vielleicht ein Messias, vielleicht ein ehemaliger Priester, vielleicht aber auch nicht. Er ist so zweideutig wie der Titel des Films, der auf einen Exorzismus hindeuten mag (es gibt so was im Film), aber auch darauf, wo sich der Teufel nicht befindet. Mehr vom Plot zu verraten wäre Verrat am Film, nur soviel: Wie bisher schon bei Dumont spielt die Landschaft mit, und erklärt wird nichts.
Aber spannend ist das in jeder Einstellung, jeder Blick eröffnet neue Perspektiven auf das Sein der gezeigten Personen; ein Hund kommt vor, ein Reh, ein Stiefvater, eine Mutter, ein Nachbar, ein Dünenwärter, eine Backpackerin mit Bier… und die Gendarmerie. Nein, komisch ist das nie (natürlich ist das komisch, aber…), am Ende bleiben Fragen, auch eine ziemlich grosse, aber das macht die Wucht dieses Films aus. Und wenn es in der Welt des Films einen verwandten Geist gibt zum Philosophen Dumont, dann ist das wohl Carlos Reygadas. Beide machen Kino für die Augen und im Kopf.