Zwei Kollektive haben diesen Film produziert. Das Abounaddara Collective und das Noncitizen Collective. Er besteht aus dokumentarischem Material, fiktionalisiert einzig durch die Montage und die fiktive reale Regisseurin Maya.
Sie übernimmt stellvertretend den Blick auf all diese Szenen aus und um Syrien aus den Jahren 2011 bis 2017. Die erste Einstellung zeigt Schulkinder, die einen Eid auf die Revolution deklamieren. Die nächste Menschen in den Strassen, wahrscheinlich in Homs, welche Parolen skandieren und das Bashar-Regime gestürzt sehen wollen.
Über 144 Minuten hinweg werde wir Zeuge, wie der Impetus der Revolution, die Begeisterung und der Optimismus der Menschen langsam zerbröselt. Zu den bereits gewohnten Aufnahmen zerstörter Häuser, verwundeter oder getöteter Menschen, kommen andere.
Solche von Treffen und Sitzungen, von Meetings, an denen Strukturen erstellt und Parolen diskutiert werden, Kommunikationsstrategien und Medien-Taktiken.
Eine revolutionäre Journalistin mit guten Verbindungen sehen wir immer wieder, wir sind dabei, als sie bei einer Strassendemo resigniert erklärt, die Islamisten hätten die Revolution übernommen, das Volk wolle religiöse Parolen, kein säkulares System.
An einer anderen Pressekonferenz schlagen die Wogen hoch über Formulierungen, an einer Gründungsversammlung einer revolutionären Gruppe in Aleppo lässt die Forderung nach einem Sharia-Komitee die militanten und die säkularen Gruppen verzweifeln.
Das ist ein aus vielen Stunden zusammengesetzter und in vielen Formaten gefilmter Dokumentarfilm über das Zerrinnen eines Traums. Den vielen, vielen mehr oder weniger idealistischen Gruppierungen, ihrem Bemühen um Einigkeit, um NGO-Unterstützung, um Geld von der zerfallenden oppositionellen Exil-Regierung steht die brutale und skrupellos Armeegewalt des Diktators gegenüber, der mit unendlichem Geschick all die disparaten Gruppen gegen einander ausspielt, sie benutzt und eine Propagandamaschine am Laufen hat, der die vielen Splittergruppen kaum etwas entgegen setzen können.
Gefilmt wurde mit Mobiltelefonen und Digitalkameras, manchmal ab Computerbildschirm. Es ist eine erdrückende Materialmenge, in der einzelne Protagonisten auftauchen und verschwinden. Und doch gelingt es, mehr als nur ein Stimmungsbild über die Jahre zu vermitteln.
Die Probleme und Streitpunkte erschliessen sich partiell, was die Menschen umtreibt ebenfalls. Und dass viele irgendwann die Hoffnung aufgeben, ist nicht weiter erstaunlich – verblüffend ist viel eher, dass sie hin und wieder doch wieder aufzuflackern scheint.
Dass der Film auch viele Fragen gar nicht stellt und andere schlicht unbeantwortet lässt, stört nicht weiter. Wer gar nichts weiss über das Elend und die Hoffnungen, die Gewalt und die Zerstörung in Syrien, wird nicht viel verstehen, trotz Untertitel und einer extrem gut abgemischten Tonspur.
Wer aber auch nur ansatzweise eine Ahnung hat von den Zuständen und Kräften, dem internationalen Trauerspiel um Allianzen und Interessenwahrung rund um Syrien, dem oder der wird schnell schwindlig ob der Vielfalt der Möglichkeiten, jede Hoffnung zu begraben.