Cannes 19: MATTHIAS & MAXIME von Xavier Dolan

Gabriel d’Almeida Freitas (Matt) und Xavier Dolan (Max) © Seville International

Mit Dreissig kommt das einstige Kinowunderkind Dolan auf die Themen und den Stil zurück, mit denen er sich – nicht zuletzt via Filmfestival Cannes – seinen Namen geschaffen hat.

Matthias, genannt Matt, und Maxime, genannt Max, sind beste Freunde seit ihrer Kindheit. Matthias versucht mittlerweile Fuss zu fassen in der Geschäftswelt, während Max sich als Barmann durchschlägt und sich in erster Linie um seine entmündigte Ex-Alkoholiker-Mutter kümmert. „Cannes 19: MATTHIAS & MAXIME von Xavier Dolan“ weiterlesen

Cannes 19: PARASITE (Gisaengchung) von Bong Joon Ho

Goldene Palme des 72. Filmfestivals von Cannes

WiFi gefunden: Park So Dam (Ki-Jung) und Choi Woo Shik (Ki-Woo) © Barunson E&A

Die eine Familie ist arbeitslos und lebt in einer schmutzigen Kellerwohnung. Die andere ist stinkreich und bewohnt eine lichtdurchflutete Architekten-Villa.

Während sich die Habenichtse mit Talent, Chuzpe und viel Psychologie in die Villa hineinwurmen, ahnen die anderen nicht einmal ansatzweise, wen sie sich da ins Nest geholt haben. „Cannes 19: PARASITE (Gisaengchung) von Bong Joon Ho“ weiterlesen

Cannes 19: ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD von Quentin Tarantino

Brad Pitt und Leonardo DiCaprio © Sony Pictures Ent.

Es war so gut wie sicher, dass das Tarantinos Liebesfilm werden würde. Eben so sicher war, dass er keine gewöhnliche Liebesgeschichte erzählen würde. Nun steht im Zentrum eine Männerfreundschaft, eine zwischen zwei falschen echten Cowboys im Land der echten falschen Cowboys, in Hollywood.

Leonardo DiCaprio spielt den verblassenden Westernstar Rick Dalton, Brad Pitt seinen Stuntman, Handlanger, Fahrer, Freund und Aufpasser Cliff Booth. Noch vermag Rick sein Haus in den Hollywood Hills zu halten, und zu seiner Begeisterung ist im Haus nebendran eben Roman Polanski mit seiner Frau Sharon Tate eingezogen. „Cannes 19: ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD von Quentin Tarantino“ weiterlesen

Cannes 19: FRANKIE von Ira Sachs

Isabelle Huppert als Frankie © SBS

Das Familientreffen, aus welchem Anlass auch immer, bildet ein eigenes Kinogenre. Ob für Hochzeit, Beerdigung, Thanksgiving oder Klassenzusammenkunft: Wir haben es immer mit einer Gruppe von losen Individuen zu tun, deren Beziehungsgeflecht untereinander nach und nach aufgedeckt wird und sich verändert.

Für seine aktuelle Variation des Konzepts hat Ira Sachs (Love is Strange 2014, Little Men 2016) eine beeindruckende Besetzung und einen mindestens so beeindruckenden Drehort kombiniert. „Cannes 19: FRANKIE von Ira Sachs“ weiterlesen

Cannes 19: LE JEUNE AHMED von Jean-Pierre und Luc Dardenne

Idir Ben Addi (Ahmed), Othmane Moumen (Imam Youssouf) © xenix

Der junge Ahmed, ein bis vor kurzem völlig normaler, in einem liberalen muslimischen Haushalt aufgewachsener Junge, der seiner geduldigen Lehrerin die Überwindung seiner Leseschwäche verdankt, beschliesst, eben diese Lehrerin umzubringen.

Es ist Ahmeds persönlicher Beitrag zum Dschihad, den ihm und seinem Bruder der fanatische Hinterzimmer-Imam Youssouf näher gebracht hat. „Cannes 19: LE JEUNE AHMED von Jean-Pierre und Luc Dardenne“ weiterlesen

Cannes 19: A HIDDEN LIFE von Terrence Malick

Valerie Pachner und August Diehl

Der verstorbene Bruno Ganz hat seinen letzten Auftritt in diesem jüngsten Film von Terrence Malick. Er spielt den Nazi-Militärrichter in Berlin, der den von August Diehl gespielten Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter verurteilen soll.

Dieser Bauer aus dem österreichischen Sankt Radegund weigert sich nicht nur stoisch, im Kriegsdienst zu töten. Er verweigert vor allem den obligatorischen persönlichen Treueschwur auf Adolf Hitler. Dabei wäre er kompromissbereit und würde durchaus als Feldsanitäter Dienst leisten. „Cannes 19: A HIDDEN LIFE von Terrence Malick“ weiterlesen

Cannes 19: PORTRAIT DE LA JEUNE FILLE EN FEU von Céline Sciamma

Adèle Haenel in ‚Portrait de la jeune fille en feu‘

Was für ein Film! Marianne soll ein Portrait von Héloïse malen. Das Jahr ist 1770, Marianne, Tochter eines renommierten Malers, ist eine der ersten eigenständigen Malerinnen.

Héloïse ist von ihrer Mutter aus dem Kloster geholt worden. Sie soll den Mann in Mailand heiraten, für den eigentlich ihre Schwester vorgesehen war. Bevor diese sich über die Klippen gestürzt hat. Das bestellte Portrait ist so etwas wie das finale Verkaufsargument. „Cannes 19: PORTRAIT DE LA JEUNE FILLE EN FEU von Céline Sciamma“ weiterlesen

Cannes 19: LA GOMERA von Corneliu Porumboiu

Catrinel Marlon als Gilda © filmcoopi

In Erinnerung geblieben ist der Rumäne Porumboiu vor allem mit Police, Adjective von 2009. Da stellte der junge Polizist Cristi fest, dass es allenfalls nicht sehr sinnvoll ist, kiffende Schüler zu verhaften.

Es ist sicher kein Zufall, dass der desillusionierte, korrupte Polizist in Porumboius aktuellem Cannes-Film wieder Cristi heisst. „Cannes 19: LA GOMERA von Corneliu Porumboiu“ weiterlesen

Cannes 19: THE WILD GOOSE LAKE (Nan fang che zhan de ju hui) von Diao Yinan

© Green Ray / Memento

Von diesem Film bleiben zunächst vor allem die grossartigen filmischen Einfälle haften. Etwa ein Motorrad-Wettstehlen zweier rivalisierender Gangs: Wer in der festgelegten Zeit in einer Nacht mehr Töff, Roller und Mopeds klaut, bekommt das Territorium zugesprochen.

Also sehen wir minutenlang hunderte von Männern in Gruppen auf Motorrädern durch die Nacht rasen, manche Roller brillant mit LED-Ketten illuminiert, andere wie Doppelkäfer, weil jeder Fahrer noch ein zweites Kraftrad neben sich herschiebt. „Cannes 19: THE WILD GOOSE LAKE (Nan fang che zhan de ju hui) von Diao Yinan“ weiterlesen

Cannes 19: DOLOR Y GLORIA von Pedro Almodóvar (Wettbewerb)

Antonio Banderas und Cecilia Roth in ‚Dolor y Gloria‘ von Pedro Almodóvar © Pathé

Pedro Almodóvars letzte Filme wirkten in ihrer Perfektion seltsam distanziert. Julieta war als Mutter-Tochter Drama zuweilen packend, wirkte auf mich aber wie eine Stellvertretergeschichte. La piel que habito von 2011 war ein eiskalter, gut gemachter Rachethriller. Aber ein, Film, der in einer anderen Welt zu spielen schien.

Nun hat Almodóvar offensichtlich Gegensteuer gegeben. Dolor y Gloria ist unverhohlen autobiografisch, gleichzeitig stilisiert, selbstironisch und persönlich. Und doch auch wieder künstlerisch reduziert. „Cannes 19: DOLOR Y GLORIA von Pedro Almodóvar (Wettbewerb)“ weiterlesen