Der Hauptpreis der Jubiläumsausgabe von 2017 geht an einen eben so erhellenden wie verstörenden trans-kulturellen Sterbe-Dokumentarfilm:
Pardo d’Oro: Mrs. Fang von Wang Bing
Der Hauptpreis der Jubiläumsausgabe von 2017 geht an einen eben so erhellenden wie verstörenden trans-kulturellen Sterbe-Dokumentarfilm:
Pardo d’Oro: Mrs. Fang von Wang Bing
Illegale mexikanische Immigranten in New York und Fussball… das klingt nach einem Konzept, das auch von Ken Loach und seinem Drehbuchautor Paul Laverty stammen könnte.
Aber der Amerikaner Jim McKay hat da seinen eigenen Hintergrund. Und der Film, den er aus einer einzelnen Idee heraus geschaffen hat, funktioniert ganz gut. „Locarno 17: EN EL SÉPTIMO DÍA (On the Seventh Day) von Jim McKay (Wettbewerb)“ weiterlesen
Die alte Faustregel gilt auch im 70. Jahr des Filmfestivals von Locarno: Finger weg von den italienischen Filmen im Wettbewerb. Würden sie was taugen, wären sie nicht hier, sondern Ende August am Filmfestival von Venedig zu sehen.
Es gab allerdings schon schlimmere Beispiele als Gli asteroidi. „Locarno 17: GLI ASTEROIDI (The Asteroids) von Germano Maccioni (Wettbewerb)“ weiterlesen
Seit Jahren habe er einen Film bauen wollen aus dem Material, das hunderttausende von Überwachungskameras in China permanent aufzeichnen, verkündet Xu Bing im Vorspann.
Aber erst seit drei Jahren sei das alles über eine zentrale Internetdatenbank abrufbar und frei zugänglich. „Locarno 17: QING TING ZHI YAN (Dragonfly Eyes) von Xu Bing“ weiterlesen
Raúl Ruiz ist 2011 in Paris gestorben. Aber seiner Heimat Chile blieb er auch im Exil nach dem Militärputsch durch Pinochet in einer Hassliebe verbunden.
Dieser Film – wenn man tatsächlich von einem Film reden will – ist eine Rekonstruktion, die Montage von Material, das Ruiz 1990 gedreht hatte, aufbereitet und editiert von seiner Witwe Valeria Sarmiento. „Locarno 17: LA TELENOVELA ERRANTE (The Wandering Soap Opera) von Raúl Ruiz (Wettbewerb)“ weiterlesen
Travis Wilkersons Urgrossvater S.E. Branch hat 1946 in seinem Laden in Alabama den Schwarzen Bill Spann erschossen, mit zwei Schüssen in den Bauch und zweien durch den Hals.
Branch war ein ausgewiesener Rassist, Spanns Tod wurde als «Homicide» (Mord) definiert, aber S.E. Branch wurde nie zur Rechenschaft gezogen. „Locarno 17: DID YOU WONDER WHO FIRED THE GUN? von Travis Wilkerson (Wettbewerb)“ weiterlesen
Das ist beileibe nicht der erste Dokumentarfilm, der einen Menschen beim Sterben begleitet. Aber Sterben in China, das unterscheidet sich offenbar doch wesentlich vom Sterben in der Schweiz.
Neun Jahre, nachdem bei der Bäuerin Fang Xuying eine Form von Alzheimer diagnostiziert worden ist, liegt sie nun mit geöffnetem Mund und meist geöffneten Augen auf dem Bett, permanente umgeben von einem grossen Teil ihrer Familie. Es sind die letzte zehn Tage ihres Lebens. „Locarno 17: MRS. FANG von Wang Bing“ weiterlesen
Wenn der Mann zu Beginn dieses Films über die schwarzweissen Geleise flüchtet, durch den strömenden Regen und dann durch einen Untergrund-Tunnel mit Hintergrund-Licht, wartet man eigentlich bloss noch auf Anton Karras‘ Zithermusik und Orson Welles.
9 doigts gibt sich nie als Parodie zu erkennen. Aber die Diskrepanz zwischen den vielen pseudophilosophischen Sentenzen, welche die Figuren absondern, und den grossartigen, evokativen Neo- oder Pseudo-Noir Einstellungen ist offensichtlich. „Locarno 17: 9 DOIGTS von F. J. Ossang (Wettbewerb)“ weiterlesen
Wenn die Hautpfigur David heisst, zeichnet ein Filmtitel wie Goliath unausweichlich ihren Weg vor.
David ist seiner Freundin Jessy ein liebevoller, sorgloser Partner. Aber als sie ihm beim Sex eröffnet, dass sie schwanger ist, verfällt er erst einmal in stumme Panik. Und als die beiden in der S-Bahn von einem Schläger traktiert werden, steht sein Entschluss fest: Es Zeit, zum Mann zu werden, zum Muskelpaket, zum Zurückschläger. „Locarno 17: GOLIATH von Dominik Locher (Wettbewerb)“ weiterlesen
Der Film, der im Abspann Ioana gewidmet ist, beginnt mit dem Unfalltod eben dieser Ioana. Ein paar Schnitte weiter stehen wir mit ihrem Ehemann Alexandru am Grab, unpassende Musik im Ohr. Bis ein älterer Herr an ihn herantritt und etwas fragt. Da nimmt Alexandru einen Stöpsel aus dem Ohr und die Musik setzt aus.
Auf dem Heimweg lernen wir Alexandru als schweigsamen, lakonisch-schlagfertigen und trinkfesten Mann kennen. Er füttert die Katze auf dem Küchentisch, lässt aber das Telefon unter dem Sessel läuten. Erst als es an der Wohnungstür klingelt, geht er öffnen. Und als der bebrillte, beschnautzte junge Mann draussen sich als Liebhaber seiner verstorbenen Frau vorstellt, streckt er ihn wortlos mit einem Faustschlag nieder. „Locarno 17: CHARLESTON von Andrei Cretulescu (Wettbewerb)“ weiterlesen