SFT 17:
DIE GÖTTLICHE ORDNUNG von Petra Volpe

Nora (Marie Leuenberger) an der Informationsversammlung der stimmwilligen Frauen im Dorf © filmcoopi

Als die Schweiz 1971 endlich das Frauenstimmrecht einführte, da waren die Solothurner Filmtage bereits fünf Jahre alt. Heute Abend nun wurden die 52. Filmtage mit dem Thema eröffnet. «Die göttliche Ordnung» heisst der Spielfilm von Petra Volpe. Und er lässt einem das Herz aufgehen.

Die junge Nora Ruckstuhl hat ein Gute-Nacht-Ritual für ihre beiden Söhne. Einer hält ihr die Augen zu, der andere dreht am Leuchtglobus. Nora tippt auf die rotierende Erdkugel, und dann erzählt sie Luki und Max etwas über jene Weltgegend, in der ihr Finger gelandet ist. An diesem Abend liegt das Zufallsziel mitten im Pazifik. Und Nora erzählt von blinden, seltsamen Tiefseefischen, die keine Ahnung davon haben, dass es weit, weit über ihnen Licht gibt, Luft und Wärme.

Das ist eine typische Szene für Filmemacherin Petra Volpe, perfekt in die Handlung eingebettet, symbolträchtig aufgeladen, aber ohne Bedeutungshuberei. „SFT 17:
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LITTLE MEN von Ira Sachs

Michael Barbieri und Theo Taplitz in 'Little Men' © Look Now
Michael Barbieri und Theo Taplitz in ‚Little Men‘ © Look Now

Die «Little Men», das sind zwei dreizehnjährige Schüler in Brooklyn, im gleichnamigen Film des New Yorkers Ira Sachs. Ihr Problem sind die Probleme der «Big Men», ihrer Eltern, welche ihre Freundschaft bedrohen. Ein Film über Jugendliche und Eltern, der ohne Hollywoods Harmoniesucht funktioniert.

Wir sind hier wegen der Beerdigung meines Grossvaters, erklärt der dreizehnjährige Jake aus Manhattan dem gleichaltrigen Tony in Brooklyn. – Herzliches Beileid meint Tony. Ach, es geht schon, meint Jake.

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Basler Film- und Medienkunstpreise 2016

Dominique Koch, Eva Vitija, Michael Koch © sennhauser
Dominique Koch, Eva Vitija, Michael Koch © sennhauser

Michael Koch und Eva Vitija sind die Basler Filmpreisträger 2016, Dominique Koch und Esther Hunziker teilen sich den Medienkunstpreis 2016. Das haben Aya Domenig, Filmemacherin aus Zürich, Elodie Pong, Künstlerin aus Zürich und Sven Wälti, Leiter Film SRG/SRF entschieden.

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WILD PLANTS von Nicolas Humbert

'Wild Plants' von Nicolas Humbert © Look Now!
‚Wild Plants‘ von Nicolas Humbert © Look Now!

Nicolas Humbert ist eine Grösse im Schweizer Dokumentarfilm. Zusammen mit Werner Penzel hat er die Fred-Frith-Musik-Doku Step Across the Border oder Middle of the Moment gemacht. Humberts jüngster Dokumentarfilm, Wild Plants, ist der ursprünglichen Landwirtschaft, dem Pflanzenanbau gewidmet.

Nein, von einem Rückzug ins Private könne nicht die Rede sein, meint Nicolas Humbert. Wild Plants dreht sich nicht um Schrebergärten und Rasenmäher, im Gegenteil: Es geht um Wildwuchs, um die Ursprünglichkeit, um die eigenen Wurzeln und jene der anderen in diesem Film.

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Venedig 16: THE YOUNG POPE von Paolo Sorrentino

Jude Law. 'The Young Pope' © Gianni Fiorito
Jude Law. ‚The Young Pope‘ © Gianni Fiorito

Ein neuer Papst ist gewählt: 47 Jahre jung, Amerikaner, Raucher und sehr konservativ. Keine Angst: Sie haben kein Konklave verpasst – das ist eine fiktive Geschichte. Sie bildet den Plot einer neuen Fernsehserie des italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino, die im Oktober startet. Am Filmfestival von Venedig wurden die beiden ersten Teile von The Young Pope präsentiert.

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Locarno 16: MARIJA von Michael Koch (Wettbewerb)

Sahin Eryilmaz (Cem), Margarita Breitkreiz (Marija) © frenetic
Sahin Eryilmaz (Cem), Margarita Breitkreiz (Marija) © frenetic

«Wenn Du sie nicht abziehst, ziehen sie dich ab», erklärt Cem (Sahin Erylmaz) der stumm empörten Marija (Margarita Breitkreiz) in einer der heruntergekommenen Wohnungen, die er überteuert an illegal eingewanderte Landsleute vermietet.

Pardobalken2016

Eben hat er einem verzweifelten Vater ungerührt dreihundert Euro abgeknöpft dafür, dass er ihm hilft, den Kindergeld-Antrag für seine drei kleinen Kinder auszufüllen und aufzugleisen.

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SECRET IN THEIR EYES von Billy Ray

Julia Roberts als Jessica Cobb 'Secret in their Eyes' © Impuls
Julia Roberts als Jessica Cobb ‚Secret in their Eyes‘ © Impuls

Vor sechs Jahren gewann ein Thriller aus Argentinien den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. El secreto de sus ojos erzählt von einem ungelösten Mordfall, der viele Jahre später noch einmal aufgerollt wird. Nun landet das unumgängliche US-Remake bei uns ins Kino – mit Starbesetzung.

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BELGICA von Felix van Groeningen

'Belgica' © filmcoopi
‚Belgica‘ © filmcoopi

Mit seinem belgischen Country-Music-Familiendrama The Broken Circle Breakdown landete Regisseur Felix van Groeningen 2012 einen Kinohit. Jetzt legt er nach mit Belgica, der Geschichte zweier Brüder und eines Nachtclubs. Die Musik dazu kommt von den «Soulwax»-Brüdern Stephen und David Dewaele.

Dass ein Film aus Belgien am renommierten Sundance-Festival in den USA eine Reihe eröffnet, ist nicht alltäglich. Aber Belgica von Felix van Groeningen bietet Style und Sound und Bruderzwist mitten im dampfenden Nachtclubleben von Ghent.

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FRANCOFONIA von Aleksandr Sokurov

Johanna Korthals Altes als Marianne und Vincent Nemeth als Napoléon Bonaparte © Look Now!
Johanna Korthals Altes als Marianne und Vincent Nemeth als Napoléon Bonaparte © Look Now!

Aleksandr Sokurov ist der Filmemacher, der uns mit Russian Ark durch die Museums-Schätze der Petersburger Eremitage geführt hat. Jetzt kommt von Sokurov Francofonia ins Kino. Eine filmische Rekonstruktion zur Frage, wie der Louvre den Pariser Nazi-Einmarsch im Kriegsjahr 1940 überlebt hat.

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Abschied von Christian Davi

Christian Davi 2011 in Locarno © sennhauser
Christian Davi 2011 in Locarno © sennhauser

Am letzten Samstag, am 19. März 2016, ist im Alter von 49 Jahren der Zürcher Produzent Christian Davi gestorben. Mit seinen Partnern von Hugofilm hat Christian etliche Perlen des jüngeren Schweizer Films der letzten Jahre verantwortet, etwa Chrieg, aber auch Bettina Oberlis Lovely Louise, Paul Rinikers Sommervögel und zuletzt Tobias Nölles wunderbaren Aloys, der es an die Berlinale schaffte und nächste Woche ins Kino kommt. 2006 war er massgeblich beteiligt, als sich Altmeister Fredi M. Murer für seinen Vitus zur engen Zusammenarbeit mit der jüngeren Generation entschied, zur Fortsetzung der Kollaboration, die sich unter anderem aus dem Gemeinschaftswerk Downtown Switzerland ergeben hatte.