Pinkelpausen-Scout für Kinogänger

runpee_SCRunPee.com von Dan Florio ist ein Service für Kinogänger mit schwacher Blase. Dass man immer dann rennen müsste, wenn der Film am spannendsten ist, gehört zu den Naturgesetzen des Kinos. Florio hat auf seiner Website eine Datenbank eingerichtet, welche für alte und neue Filme eine Timeline mit den idealen Pinkelpausen anbietet, also mit den langweiligen oder überflüssigen Szenen. Natürlich könnte man den Dienst nun auch als Spannungsmesser für Filme nutzen: Je mehr potentielle Pinkelpausen, desto schlaffer das Kino-Erlebnis. Und damit das auch wirklich kundenfreundlich funktioniert, gibt es RunPee auch als iPhone App. Und auf Twitter.  Bloss mit den Lokalisierungen hapert es noch ein wenig, aber vielleicht bildet sich ja mit der Zeit eine globale RunPee-Community, eventuell gesponsert von einem der nahmhaften Anbieter von Mitteln gegen Prostata-Beschwerden? (Danke für den Hinweis Brigitte!)

Der nächste Oscar wird in Delémont gemacht

Conférence de presse, Locarno, (c) Adrienne Bovet
Nicolas Bideau, Elisabeth Baume-Schneider, Pierre Kohler © Adrienne Bovet

Eine wilde Idee zur Regionenförderung wurde gestern in Locarno vorgestellt:

Erstmals wird dieses Jahr der Film, der die Schweiz an den Oscars vertreten soll, anlässlich einer Spezialwoche bestimmt, in deren Verlauf das Publikum die insgesamt neun Kandidaten-Filme sehen oder wiedersehen kann. Vom 15. bis 19. September werden sie in den Kinos von Delémont laufen und auch anderswo im Jura zahlreichen Schulklassen gezeigt. Die Bewertung übernimmt eine vom Bundesamt für Kultur eingesetzte Jury aus unabhängigen Experten; auch das Publikum erhält eine beratende Stimme. Der Film, der unser Land im Jahr 2010 in Kalifornien repräsentiert, reist direkt von Delémont nach Hollywood.

Was von aussen auf den ersten Blick sehr seltsam anmutet, hat eine gewisse Logik, wenn man sich die formulierten Ziele der Aktion vor Augen führt:

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Sonnenkino

cinema solaire ch sw
© cinema-solaire.ch

Eine tolle Idee hat das Winterthurer Team reizvoll umgesetzt: Störkino mit Sonnenenergie. Unter Berufung auf die Geschichte der Bürger von Schilda, welche einst versucht hatten, das Sonnenlicht in Kisten zu packen (weil sie beim Bau des Rathauses die Fenster vergessen hatten), haben sie ein transportables Sonnenkraftwerk und eine Speicherkiste für den Strom gebaut (Bild unten). Und mit dem erzeugten Strom betreiben sie ein kleines Tourneekino, das auch diesen Sommer wieder in der Schweiz unterwegs ist, gegenwärtig in Basel. Das ganze Kino ist in Veloanhängern transportierbar, entsprechend gibt es auch keine Sessel. Bloss die Projektionsanlage, mit einem 16mm-Projektor, der Stromkiste und der Leinwand.

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Judi Dench soll nicht fluchen

Judi Dench als M

Wir kennen den Bacon-Factor, jene Zahl, welche die indirekte Begegnung mit Kevin Bacon über dessen Zusammenarbeit mit einem Schauspieler oder einer Schauspielerin ausdrückt. Dass es auch einen Judi-Dench-Factor gibt, habe ich allerdings erst heute erfahren. Und den Begriff hat eine Behörde geprägt, die von Berufs wegen sonst eher humorlos sein muss: Das British Board of Film Classification (BBFC). Die Organisation, welche für Grossbritannien unter anderem die Film- und DVD-Alters-Klassifizierungen und -Freigaben macht, ist auch eine Art Ombudsstelle. Leute, welche sich an bestimmten Filmszenen stören, können beim BBFC Klagen hinterlegen. Und unter diesen Klagen sind offenbar mit tödlicher Sicherheit immer dann ein paar zusätzliche, wenn die altgediente Shakespeare-Schauspielerin und Darstellerin von James Bonds Boss „M“, Dame Judi Dench, auf der Leinwand flucht.

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Illustrierte Kinoerlebnisse

sakkaden lass den richtigen rein

Filmblogs gibt es wie Sand am Meer, und täglich kommen neue dazu. Aber hin und wieder hebt sich einer von der Menge ab, und zu denen gehört sakkaden von Thomas Meier. Das erste, was in die Augen sticht, sind die gezeichneten Illustrationen. Es handelt sich um Zitate jener Film-Pressebilder, welche alle anderen Blog schmücken, auch meinen. Die Zeichnungen auf Meiers Blog stammen von Emma Isacson, einer Freundin von ihm, die normalerweise Kinderbücher illustriert, und von der offenbar auch die Grundidee für diese Blogeinträge stammt.

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Neuchâtel International Fantastic Film Festival NIFFF 2009

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Anaïs Emery, die künstlerische Direktorin des NIFFF © sennhauser

Die Medienkonferenz des NIFFF eröffnet meinen Sommer. Heute war die Fahrt an den Neuenburgersee mit dem Zug besonders schön. Und die Aussicht auf das kommende Festival vom 30. Juni bis zum 5. Juli, wie sie das Leitungsteam skizziert hat, ist vielversprechend. Ich will nicht das ganze Programm aufzählen, es ist reichhaltiger denn je – und es wird ab morgen auf der NIFFF-Seite online sein. Hier aber ein paar Highlights: Im Wettbewerb läuft Lars von Triers in Cannes so schön kontrovers aufgenommener Antichrist. Und fast schon als Gegenthese dazu Catherine Breillats post-feministische Version der Blaubart-Legende, Barbe bleu. Das sind die beiden Filme, die ich schon gesehen habe. Und wenn sie als Indikator für das generelle Niveau des Wettbewerbs gelten dürfen, dann freue ich mich mehr denn je auf die Woche in Neuenburg.

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Filmpodcast Nr. 126: Easy Virtue, Leopold Lindtberg, Kinos im Umbruch.

Easy Virtue Jessica Biel Ben Barnes Rialto
'Easy Virtue' Jessica Biel, Ben Barnes © Rialto Film

Herzlich Willkommen zu Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Heute gehen wir in die Roaring Twenties mit Easy Virtue, in die 40er Jahre mit Leopold Lindtberg, in die Gegenwart mit einigen Schweizer Kinobetreibern, sowie in die 50er Jahre bei der Tonspur. Und Filmkurztipps haben wir auch.

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Hören:


filmpodcastDen Filmpodcast können Sie via iTunes oder direkt abonnieren; die entsprechenden Links finden Sie auch oben rechts im Blog.

Strukturwandel im Kinogewerbe

arthousepathekultkino

Während im Konsumgütersektor die Kauflust mit der globalen Finanzkrise abgenommen hat, verzeichnen Kinobetriebe, vor allem in den USA, steigende Zuschauerzahlen. Das bedeutet allerdings keineswegs, dass das Kinogewerbe krisenresistent wäre, im Gegenteil: Die Kinokrise ist seit vielen Jahren Dauerzustand. Michael Sennhauser unterhält sich mit Schweizer Kinobetreibern über steigende Zuschauerzahlen, sinkende Werbeschaltungen, die Verflachung des Filmangebots, die Digitalisierung, ihre Möglichkeiten und Gefahren. Gesprächspartner sind: Beat Käslin, Arthouse Kinos Zürich, Romy Gysin, Kultkino Basel, Brian Jones, General Manager Pathé Schweiz, sowie Laurent Steiert, BAK.

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Hören: [audio: http://pod.drs.ch/mp3/reflexe/reflexe_200904221335_10077699.mp3]

Monsters vs. Aliens – Flach trotz 3D

monstersvsaliens
'Monsters vs Aliens', Entwurf © Dreamworks Animation

Alle paar Jahre, wenn eine neue Technologie das Kino bedroht, besinnt sich die Industrie auf die dritte Dimension. Gegen das Fernsehen trat man seinerzeit mit schwarz-weissen 3D-Filmen an, rot-grüne Brillen und zwei entsprechend versetzte Farbauszüge auf der Leinwand machten es möglich. Aber 3D ist kaum je über den Status einer Jahrmarktsattraktion hinausgekommen, selbst die High-Tech-Variante in Imax hat noch ihre Probleme, zum Beispiel mit Beowulfs Schniedelwutz. Aber jetzt rollt die nächste Welle auf uns zu, die Technik der Wahl heisst RealD und zeichnet sich tatsächlich durch optische Brillianz und relativen Sehkomfort im Kino aus, wie die heutige Pressevorführung von Dreamworks‘ Monsters vs. Aliens in Zürich bewies.

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San Franciscos Castro freut sich über ‚Milk‘-Oscars

joy in the castro

SFGate, die online-Ausgabe des ‚San Francisco Chronicle‘, berichtet, wie sich im prächtigen historischen Castro-Kino in SF die Besucher der Oscar-Live-Übertragung gefreut haben über die Academy Awards für ‚ihren‘ Film. Denn im Castro spielt nicht nur Gus van Sants Film über Harvey Milk, im Castro-Kino lief auch der Film seit seinem Start vor regelmässig ausverkauftem Haus. Ich habe Milk im Dezember im Castro gesehen und die einmalige Stimmung in diesem Kino hat mich berührt.

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