LE MAGASIN DES SUICIDES von Patrice Leconte

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von Rolf Bächler

Le Magasin des suicides ist der erste Ausflug des renommierten französischen Realfilmregisseurs Patrice Leconte in die Gefilde der Animation. Leconte ist für seine Leichtigkeit im Umgang mit Humor jeder Schattierung bekannt, unabdingbares Erfordernis für das Gelingen einer Adaption von Jean Teulés gleichnamigem Roman. Eine Art verlorener Sohn, hat er ausserdem, bevor er den Sprung zum Film schaffte, für die legendäre Comic-Wochenzeitschrift Pilote gezeichnet, die damals unter der Leitung von René Goscinny („Asterix“, „Lucky Luke“, etc.) stand. Dennoch…

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In der Animationsgemeinde (vor allem in der frankofonen) waren die Erwartungen schon lange vor der Weltpremiere (letzten Sommer am Internationalen Animationsfestival von Annecy) stark angeheizt worden, insbesondere durch eine begeisternde Präsentation des laufenden Projekts vor Fachpublikum. Man war also gewarnt. Man hätte sich vorsehen sollen, sich nicht von der Atmosphäre des damals vorgestellten, herrlich düsteren Universums rund um eine Art Adams-Familie à la française verführen zu lassen; oder nur ein klitzekleines Bisschen über den Titel (!) und den Werbeslogan nachdenken. Denn was ist wohl in der Geschichte eines Familienunternehmens, das einzig dank der Trostlosigkeit der Welt rundherum prosperiert, zu erwarten? Bingo: ein Wurm im Apfel – ein Sprössling, der seine Herkunft Lügen straft und manisch Lebensfreude versprüht!

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In Hollywood nennen sie das „High Concept Movie“: ein Film, der mit dem Titel schon alles sagt. Schade ums Universum, die Charakterisierungen, den Humor im Detail, den ganzen Aufwand. Denn von da her gesehen liegt die Enttäuschung auf hohem Niveau. Was Patrice Leconte und seine Komplizen betrifft, so sind sie schon daran, ein nächstes Abenteuer auszuhecken, „garstiger“, wie sie sagen. Man hofft.

Patrice Leconte ©frenetic
Patrice Leconte ©frenetic

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