Cannes 13: BEHIND THE CANDELABRA von Steven Soderbergh

Michael Douglas als Liberace
Michael Douglas als Liberace

Es soll Steven Soderberghs letzter Film sein, bevor er sich in die Malerei zurückzieht. Und produzieren konnte er ihn auch nur dank HBO, weil sich keiner der us-amerikanischen Kino-Player an die Schwulitäten einer Liberace-Geschichte herangetraute. In einem der Trade-Papers hier in Cannes wurde denn auch der Ausspruch von Steven Soderbergh zitiert, dass es einigen Leuten wohl schon etwas zu viel sein könnte, Jason Bourne auf Gordon Gekko zu sehen.

Tatsächlich sind die Verwandlungen der beiden Schauspieler und ihr sichtliches Vergnügen an den doch ziemlich irren Rollen das Beste an diesem Film. Was nicht heisst, der Rest sei schlecht. Behind the Candelabra erzählt die reale Geschichte des schwulen Pomp-Pianisten Liberace, dessen Manager erfolgreich alle Medien verklagte, welche behaupteten, der Mann sei schwul. Und Soderbergh macht daraus eine exemplarische Geschichte mit viel Witz und Drama.

Michael Douglas, Matt Damon
Michael Douglas, Matt Damon

Matt Damon ist der Waisenjunge vom Land, den sich der Multimillionär in die Villa holt, als Toyboy und Lover. Und die Beziehung der beiden ähnelt tausenden von anderen, welche von ökonomischer Abhängigkeit und der Angst vor dem Altern geprägt sind. Dazu kommt aber eben die zusätzliche Komponente, jenes Doppelleben, das auch Stars wie Rock Hudson bis zu seinem Aids-Tod (der auch Liberace nicht erspart blieb) führen mussten.

Soderbergh nutzt den „palatial kitsch“ wie das Liberace selbstironisch nannte, um den Film zu einer Ausstattungsorgie par Excellence zu machen. Und all die Showbiz-Tragödien von Nip Tuck über Abmagerungsdrogen und Botox bis zum Scheidungsdrama werden ebenfalls exemplarisch durchgespielt.

Matt Damon, Michael Douglas

Leider bleibt das aber, vielleicht zwangsläufig, ein Fernsehfilm. Es ist ein mehr oder weniger linear erzähltes Drama mit fernsehschirmgerechtem Bildaufbau und einer überaus simplen Dramaturgie. Das überrascht, wenn man sieht, was gerade bei HBO in den zeitgenössischen Serien an optischen Experimenten gewagt wird. Und wenn man sich erinnert daran, dass Soderbergh meist sein eigener Kameramann war und das auch immer heftig genutzt hat.

Behind the Candelabra ist eine vergnügliche Tragikomödie aus der grossen realen Satireküche, die in der realen Showstadt Las Vegas ihren perfekten Ausdruck gefunden hat. Aber kein cineastisches Meisterwerk mit Dauerwirkung. Das wäre nicht weiter aufgefallen, wäre der Film nicht ausgerechnet im Wettbwerb von Cannes gelandet. Hier hätte man Soderbergh lieber als den Verrückten mit dem Che-Guevara-Film in Erinnerung behalten.

Steven Soderbergh
Steven Soderbergh

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