Ein Laundromat, das ist ein Waschsalon – und im Fall des Films von Steven Soderbergh (Erin Brockovich, Ocean’s Eleven) wird darin Geld gewaschen, sehr viel Geld. Und fast ganz legal. Oder zumindest an vielen Gesetzeslücken und Landesgrenze vorbei.
The Laundromat erzählt die Geschichte der Panama Papers: das war dieses riesige Konstrukt um die Treuhandfirma Mossack & Fonseca herum. Diese betrieb über 214’000 Briefkastenfirmen, bis ein Whistleblower Daten leakte und investigative Journalisten das ganze Ausmass des riesigen Konstruktes aufarbeiteten.
Steven Soderberghs Film folgt dem Sachbuch von Jake Bernstein, «Secrecy World», um die Geschichte aufzurollen. Das Resultat ist allerdings kein Investigativthriller, sondern ein sehr unterhaltsamer Episodenfilm mit komödiantischer Anmutung: eine Art Finanzkasperletheater. Und die beiden Oberkasper, die als Conferenciers durch den Film führen, sind – und das ist ein prima Einfall – ausgerechnet Jürgen Mossack und Ramón Fonseca selber, witzig und mit sehr viel ironischer Überzeichnung gespielt von Gary Oldman und Antonio Banderas.
The Laundromat ist in verschiedene Kapitel aufgeteilt, die nach und nach diese Geldflüsse und Firmenkonstrukte entschlüsseln und entwirren und manchmal, das liegt in der Natur dieser Panama Papers, noch mehr verwirren.
Alles beginnt mit einem Unfall eines kleines Ausflugsbootes bei den Niagarafällen. 20 Menschen kommen ums Leben, darunter auch der Ehemann der von Meryl Streep gespielten Ellen Martin. Als sie ihre Entschädigung nicht bekommt, weil der Ausflugsbootbetreiber einer betrügerischen Schein-Versicherung aufgesessen ist, beginnt sie nachzuforschen – und ihre Recherchen bringen sie unter anderem auf die Insel Nevis, wo sie statt bei einer Firma vor einer Briefkastenwand des örtlichen Postbüros steht.
In unterschiedlichen Episodenfilmen erklärt der Film, wer nun wie und wo Geschäfte laufen hat, wie solche Offshore- und Briefkastenfirmen überhaupt funktionieren. Als zum Beispiel in Panama eine einfache Mitarbeiterin von Mossack & Fonseca auf dem Heimweg von einem Stromkabel tödlich getroffen wird, haben auf einen Schlag 25’000 (Schein-)Firmen keine Direktorin mehr. Denn die einfache Angestellte machte nichts anderes, als tagein, tagaus ihre Unterschrift unter Dokumente zu setzen.
Raffiniert schält der Film Schale um Schale dieser faulen Zwiebel ab, schält auch sich selber aus den Filmkulissen sozusagen, um am Ende vor nackten Studiowänden hart mit dem Steuersystem der USA hart ins Gericht zu gehen. Und zu sagen: Mit Mossack & Fonseca und den Panama Papers ist nur eine von ganz vielen ähnlichen «Laundromaten» (Waschsalons) aufgeflogen.
Man kann dem Film vorhalten, dass er weder die Verstrickungen von hochrangigen Politikern sowie Grössen der Gesellschaft, die zum Teil zurücktreten mussten, thematisiert und untersucht (man sieht zwar immerhin mal ein paar Zeitungs- und Nachrichtenschlagzeilen), noch die tatsächliche Investigativarbeit zeigt, die zur Aufdeckung dieser Panama Papers geführt hat – Polizei sieht man nur bei Verhaftungen, Journalisten kommen gar nicht vor. Aber der Film ist auch nicht als Aufdeckungsfilm angelegt, sondern eher als Erklärstück zu den Panama Papers. Und das ist auf höchst unterhaltsame und sehr bunte Art und Weise gelungen.
Und wem das nicht genug ist: Meryl Streep ist immer – und auch hier wieder – jeden Kinobesuch mehrfach wert.