Garrett Brown und seine Steadicam: Als die Bilder schweben lernten

Garrett Brown mit seiner-Steadicam © Festival del film Locarno / Sailas Vanetti
Garrett Brown mit seiner-Steadicam © Festival del film Locarno / Sailas Vanetti

Als Sylvester Stallone als Filmboxer Rocky 1976 die grosse Treppe zum Rathaus von Philadelphia hoch rannte, gefilmt von einer offensichtlich schwerelosen Kamera, da staunten die Profis in Hollywood. Die Szene war die Feuertaufe für die heute allgegenwärtige Steadicam, ein technisches Wunder, erfunden von Garrett Brown.

Bis zur Erfindung der Steadicam brauchten Kameraleute Wagen auf Schienen, die sogenannten Dollies, oder schwere Kranplattformen, um bewegten Objekten folgen zu können. Garrett Browns Erfindung machte die Kamera schwerelos und hat über Jahre hinweg die Ästhetik des Kinos verändert. Michael Sennhauser hat den 72-jährigen Tüftler getroffen, der in der Zwischenzeit auch die FlyCam für Fussballspiele und die DiveCam für Unterwasseraufnahmen patentiert hat und seit geraumer Zeit sein Stabilisierungssystem zu einer Gehhilfe für ältere Menschen weiterentwickelt.

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Saugen: Reflexe vom 29. Sept. 2014 (Rechtsklick für Download)

(Sendemanuskript nach dem Klick) 

Garrett Brown mit dem Vision Award 2014 am 67. Filmfestival von Locarno
Garrett Brown mit dem Vision Award 2014 am 67. Filmfestival von Locarno © Festival del film Locarno / Massimo Pedrazzini

{Audio: M. Sennhauser (aus:) Rocky. Original Filmmusik; Gonna fly now (1), 00:00:15,47}

Erinnern Sie sich an den Boxer-Film „Rocky“? An die Szene, in welcher Sylvester Stallone die riesige Treppe zum Rathaus in Philadelphia hinaufrannte, dicht gefolgt von einer Kamera, welche zu schweben schien?

Das war 1976 und der erste Einsatz der sogenannten Steadicam – der Kamera auf dem Schwebestativ. Erfunden hat sie Garrett Brown und er hat damit die ganze Filmästhetik verändert.

Sie hören Reflexe, ich bin Michael Sennhauser, und mein Gast ist eben dieser Garrett Brown, der mittlerweile 74 Jahre alte Erfinder der Steadicam.

Zu Beginn der siebziger Jahre war Garrett Brown selbständiger Kameramann mit einer Ausrüstung, welche ihm nicht wirklich passte.

Hollywood setzte seit Jahren auf elegante Kamerabewegungen. Dazu setzte man die Kamera auf einen Schienen-Wagen, das sogenannte Dolly, oder man bewegte sie an einem grossen, teuren Kran.

Ich hatte auch so ein Dolly, erinnert sich Garrett Brown, aber es war absurd schwer und meine Kamera lächerlich winzig darauf … und ich hatte nur gerade ein paar wenige Schienenstücke dazu:

{Audio: I happened to have an absurdly heavy Dolly, 00:00:30,40}

… so machte man das damals, um die Kamera zu bewegen. Ich war weit weg von Hollywood, aber irgendwie wollte ich die Kamera vom Dolly lösen und die Bewegungen des Kameramanns von der Kamera

{Audio: I was far from Hollywood, wanted to disconnect the human from the camera, 00:00:21,62}

Die Kamera sollte ruhig bleiben wie auf dem Dolly und der Kameramann trotzdem in der Lage, sich zu bewegen wie ein Mensch…

Also begann Brown tüfteln. Er wollte eine tragbare Kamera, welche sich geschmeidig und flüssig bewegen lässt, auch wenn die Bewegungen des Kameramannes naturgemäss ruckartig und abrupt ausfallen.

Ich hätte das damals gar nicht so klar formulieren können, sagt er heute:

{Audio: I could not have articulated it then .. but that’s what it turned out to be, 00:00:06,19}

Browns Prototyp des Schwebestativs umfasste im wesentlichen drei Elemente:

Gegengewichte zur Kamera, welche dafür sorgten, dass schnelle horizontale Bewegungen des Kameramannes dank der Trägheit in langsame, fliessende Bewegungen abgebremst wurden.

Ein federgedämpfter Scherenarm, der das gleiche für Auf- und Abwärtsbewegungen leistete,

Und schliesslich eine Körperweste, welche das nicht unbeträchtliche Gewicht des ganzen Apparates von den Armen des Kameramannes abkoppelte und auf Schultern und Wirbelsäule verteilte.

Und plötzlich hatte Garrett Brown was er wollte: Eine Kamera, welche seine menschlichen, ruckartigen Bewegungen mit träger Eleganz in flüssig schwebende Kurven umsetzte … es war eine Art Slow Motion Revolution für mich, die immer noch andauert, sagt er.

Am Anfang war das ganze ein Stabilisator,

{Audio: ongoing discovery .. not just a stabilizer, but an instrument for elegant moves …, 00:00:23,56}

aber schliesslich entpuppte sich die Steadicam als viel mehr: Als Instrument für elegante Bewegungen. Die Steadicam sei wahrscheinlich die eleganteste Methode, um eine KAmeralinse zu bewegen…

{Audio: inbetween a wonderful process of learning what it can do … , 00:00:19,92}

Kombinationen von Kurven welche auf Schienen mit dem Dolly nie zu machen wären, wurden plötzlich möglich.

Aber am Anfang hätten ihn natürlich die ganz einfachen Fragen interessiert: Kann ich damit rennen? Treppen steigen?

{Audio: Initial: Can I run? Climb stairs?, 00:00:06,12}

Der federgedämpfte Kameraarm habe sich im Verlauf der letzten vierzeig Jahre natürlich weiterentwickelt, sagt Garrett Brown. Aber das Prinzip war von Anfang an die scheinbar schwerelose Beweglichkeit. Auch wenn der Kameramann das ganze enorme Gewicht am Körper trug: Die Kamera selbst liess sich bewegen wie im Space Shuttle

{Audio: whereas the steadicam arm .. it’s like in the space shuttle, 00:00:32,47}

Und das schöne daran war, dass man mit Filmaufnahmen zeigen konnte, was das System leistet … ohne zu verraten, wie es das tut

{Audio: you can show what it does without showing how: 30 impossible shots, 00:00:18,62}

Meine Frau und ich machten einen Demofilm. Wir rannten zwei Tage lang in Philadelphia umher und filmten dreissig bis dahin unmögliche Einstellungen.

Wer aber war damals in der Lage, diese unmöglichen Einstellungen als solche zu erkennen? Das normale Kinopublikum fragt sich ja kaum je, wo sich die Kamera befunden haben mag, und wie zum Beispiel ohne Filmschnitt vom Garten aus in den ersten Stock eines Hauses gelangt?

Das stimmt natürlich, sagt Garrett Brown. Der normale Zuschauer würde wohl einfach die Einstellung geniessen. Aber die Leute im FIlmbusiness waren verblüfft und fragten sich, wie diese Bilder meines Demofilms entstanden waren

{Audio: you are right, viewers enjoy the shot. people in the business were puzzled, 00:00:23,97}

zufälligerweise war die letzte Einstellung jene, in der ich mit der Steadicam die Treppe vor dem Rathaus von Philadelphia hinunterrannte und dann wieder hoch…

Und diese Einstellung sah John G. Avildsen, der spätere Regisseur von „Rocky“, der seinen Assistenten im Hintergrund erkannte. Er fand uns und wollte wissen, wie wir das gemacht hätten, und wo diese Treppe sei

{Audio: that shot closed the demo .. fun doing it with stallone, 00:00:23,76}

Er betrachte das noch heute als erstaunlichen Glücksfall, sagt Garrett Brown. Man stelle sich den Spass vor, die Szene plötzlich mit Sylvester Stallone zu wiederholen … „Rocky“ war damals noch als billiges kleines B-Picture geplant, erinnert er sich. Aber dann hätten die Studiobosse in Hollywood diese Einstellungen gesehen ….

{Audio: by then a b pic … shut down, brought over… luck!, 00:00:15,91}

… und die Produktion wurde plötzlich ein paar Stufen grösser und teurer … ein erstaunliche Glücksfall, findet Garrett Brown bis heute.

Das professionelle Staunen und der Vorab-Ruf, den diese Steadicam-Shots dem Film einbrachten, halfen mit dass „Rocky“ im Frühjahr darauf mit dem Oscar als bester Film ausgezeichnet wurde. Und schon zwei Jahre später bekam auch Garrett Brown für seine Erfindung seinen ersten Technik-Oscar.

Noch vor Rocky wurde im gleichen Jahr 1976 Hal Ashbys Woodie Guthrie Film „Bound for Glory“ mit der Steadicam gedreht. Die Autobiographie des die ganzen USA durchwandernden Folk-Music-Helden profitierte enorm von der sich stets in Bewegung befindlichen Kamera.

Und ein paar Jahre später ermöglichte Garrett Brown eine der damals verblüffendsten Kinosoquenzen überhaupt, die Star Wars Sequenz mit den durch den Wald von Endoor rasenden Speederbikes, den schwebenden Motorrädern:

{Audio: Star Wars VI: Return of the Jedi – Speeder Bike Chase Scene with Score (1), 00:00:18,19}

Um die Aufnahmen zu drehen ging Garrett Brown ganz einfach mit der Steadicam durch den Wald, mal links um einen Baum herum dann wieder rechts. Die Aufnahmen wurden dann mit grösserer Geschwindigkeit abgespielt und die Speeder-Bikes einkopiert … die subjektive Illusion, man bewege sich mit rasender GEschwindigkeit durch den Wald war perfekt und brachte 1983 das Publikum des dritten Star Wars Films zum Schwärmen.

Aber anders als andere Filmtechniken, wie etwa das doch sehr auffällige Zoom, geriet die Steadicam nie in Gefahr, allzu penetrant genutzt zu werden. Selbst dann nicht, wenn sie sehr experimentell eingesetzt wurde, wie etwa im Werwolf Film „Wolfen“ von 1981. Dort simulierte Garrett Brown den subjektiven Blick der Wölfe indem er mit der Kamera dicht über den Boden hinweg glitt. Die Aufnahmen sind legendärer geworden als der kleine Horrorfilm, dem sie dienten.

Er sei erstaunt, dass ich den Film kenne meint Garrett Brown bescheiden. Aber der wichtige Punkt dabei sei der, dass die Bewegung mit der Steadicam eben nicht eine Sichtweise simuliere, einen Point of View

{Audio: no overexpsoure – wolfen – still learning – not a viewpoint – not like our brain, 00:00:32,40}

Wenn wir Menschen uns bewegen, stabiliere unser Gehirn das, was wir sehen, sagt Garrett Brown. Unser Gehirn sei nicht daran interessiert, uns unsere Bewegung vor Augen zu führen, im Gegenteil:

{Audio: Brain ist not interested in showing your movement, 00:00:28,63}

Wenn wir gehen, springt das Bild der Welt, das wir sehen nicht auf und ab, obwohl sich der Kopf mit den Augen auf und ab bewegt. Wir sehen nicht wirklich Point-of View-Shots, sagt Garret Brown. Unser Gehirn zeige uns stabilisierte Film-Einstellungen. Wenn wir den Kopf schräg legen, bleibt unser Blick auf die Welt senkrecht:

{Audio: we do not see pov … we see the world like a staedicam shot, 00:00:32,85}

Das sei einer der Gründe dafür, dass sich der Einsatz der Steadicam im Kino nicht abnutze: Wir Menschen sähen eigentlich immer so … wir kennen keine Einschränkung. Wir können Treppen steigen, ohne unseren inneren Film zu verwackeln, sagt Garrett Brown .. und bewegt sich demonstrativ im Stuhl …

{Audio: one of the reasons it is durable … exciting to me, 00:00:24,38}

Darum machen wir unsere Studenten immer darauf aufmerksam, dass auch die subjektive Kamera sich mit Intelligenz bewegen sollte, sagt Garrett Brown, sonst erkennen wir den Blick nicht wieder…

{Audio: when we shoot pov … we do not move up and down …, 00:00:25,92}

Es gehe darum, sich vorzustellen, was die betrachtende Intelligenz sehen wolle … aber um Himmels willen subtil, sonst werde das befremdlich. Für Wolfen habe er einen Weg gesucht, zu sehen wie ein Wolf in Bewegung, aber eben ohne befremdliche Auf- und Ab-Wegungen …

{Audio: a fine line to be wolf like …, 00:00:18,96}

Eine der bekanntesten Sequenzen der Filmgeschichte hat Garrett Brown 1980 für Regisseur Stanley Kubricks Horrorfilm  „The Shining“ gedreht. Der verrückt gewordene Vater, gespielt von Jack Nicholson, verfolgt seinen kleinen Sohn Danny durch das verschneite Gartenlabyrinth. Im Schnee zwischen den hohen Hecken hätte man weder auf Schienen noch mit einem Kran drehen können … Garrett Brown aber konnte mit der Steadicam vorwärts und rückwärts durch das Labyrinth gehen und dabei in die Fussspuren von Nicholson oder dem Jungen treten, ohne eigene zu hinterlassen.

Die Steadicam ist vielleicht eine der letzten rein mechanischen Entwicklungen des neueren Kinos. Zu seinem Glück, sagt Garret Brown, denn eine softwaremässige oder eine rein optische Lösung in Postproduktion hätte er mit seinen Fähigkeiten nicht entwickeln können:

{Audio: Lucky for me mechanical … could not have done software or optical solution, 00:00:17,42}

Dabei benutzen moderne Digitalkameras und selbst die Kameras in unseren Smartphones längst Softwarestabilierung für verwackelte Bilder, dazu wird im Prinzip einfach der Bildausschnitt kleiner gerechnet und der Computer legt identische Bildpunkte übereinander … diese Lösung werde sicher auch im Kinofilm benutzt werden

{Audio: and i thin we will see software solutions…, 00:00:19,53}

Aber es stecke eine natürliche, organische Qualität in der mechanischen Bewegung sagt Garrett Brown:

{Audio: There is an organic quality to the mechanic object …, 00:00:08,35}

Als Beispiel nennt Garrett Brown die Bewegung des Geigenbogens auf der Violine… es werde wohl noch lange dauern, bis gesampelte Klänge an die echten Geigentöne herankämen

{Audio: Example violin bow wood horsehair… staggering, 00:00:26,88}

Ein Objekt aus Holz, Pferdehaar in Berührung mit Darmsaiten… verblüffend…

Er und seine Mitarbeiter hätten vierzig Jahre lang darauf gewartet, dass die Steadicam von einer neuen Technologie abgleöst würde …

{Audio: we believed we would be replace for forty years now…, 00:00:25,77}

Es gäbe unterdessen zum Beispiel elektronische, gyroskopisch stabilisierte Kamerträger wie den Moby …

{Audio: there are f e gyrohead … and its stable, 00:00:17,06}

das System sei tatsächlich stabil … aber es sei nicht einfach in der Handhabung … Kameraarbeit sei im Wesentlichen die Kunst, unsere Augäpfel in die richtige Richtung zu drehen …

{Audio: difficult to operate … camerawork is aiming eyeballs … very seminal skill, 00:00:18,38}

… alles in allem werde der Wert der Kamerarbeit immer noch unterschätzt, sagt Garrett Brown. Er würde sagen, eigentlich sei die Kamerarbeit wichtiger als Drehbuchschreiben … oder Regie führen ….

{Audio: undervalued by default … more important than directing. or writing …, 00:00:09,33}

Aber wie hat Garrett Brown es geschafft, seine Erfindung über die ganzen Jahre rentabel einzusetzen? Auch das sei vor allem ein Glücksfall gewesen. Er habe am Anfang einen Lizenz-Deal mit der Firma Cinema Products in Los Angeles gemacht. Er hätte klar gewusst, dass er selber weder als Hersteller noch als Businessman getaugt hätte

{Audio: I was lucky, mad a license deal with cinema Products in LA, 00:00:19,34}

Und das grosse Glück sei einfach gewesen, dass das Bedürfnis nach dem Einsatz der Steadicam immer gross genug war, um ihm einen guten Deal zu ermöglichen … über zwei Bankrotte und Firmenverkäufe hinweg…

{Audio: was my good fortune that the idea was valuable enough to hang on…, 00:00:16,41}

Er habe noch immer gerade genügend zu sagen, dass es immer noch weiter gehe

{Audio: enough clout to hang on … I like my position, 00:00:11,25}

Er sei immer noch Berater in der Firma, er helfe und er bilde Leute aus.. und er tüftelt weiter. Der grösste Unterschied sei heute, sagt Garrett Brown, dass er mit neuen Entwicklungen nicht auch selber gleich die neuen Filme drehe

{Audio: the one change … in the old days I would go out with a movie…., 00:00:15,38}

Früher hätte er immer einen Weg gefunden, eine neue Technik in einem Film zu demonstrieren … aber seit zehn Jahren arbeite er nicht mehr selber als Kameramann

{Audio: I was able to use it and show it .. I was an actual user … stopped in 2004, 00:00:29,73}

Für einige seiner neuen Entwicklungen suche er immer noch Leute, die sie als Pionier einzusetzen wüssten … das sei schon einer seiner grossen Vorteile gewesen, sagt Garrett Brown, dass er seine Erfindung selber zu nutzen wusste.

Das sei überhaupt die beste Motivation, um Dinge zu entwickeln, sagt er: Dinge selber zu wollen…

{Audio: best motive for inventing is wanting it yourself, 00:00:08,83}

Das schlechteste Motiv für Erfinder sei der Wunsch, Geld zu verdienen, sagt Garrett Brown. Das sei ein sehr unsicheres Business … aber wer etwas für sich selber erfindet, hat dann am Ende zumindest dieses Erfindung für sich

{Audio: the worst motive is making money … at least you have it .. have lots just for me, 00:00:17,23}

Er habe etliche Erfindungen für sich selber gemacht, die er nie kommerziell auswerten wollte, sagt Garrett Brown.

Aber immerhin hat er für andere auch seine berühmten Sport-Kameras entwickelt. Die FlyCam für Fussballspiele zum Beispiel. Das treffe zu sagt Brown, aber auch die habe er vor allem entwickelt, weil er selber diese Überflieger-Einstellungen von Sportanlässen liebe…

{Audio: did the fly cam because I love shots like that … not so successful for me, 00:00:23,44}

Er habe eine ganze Reihe von Weiterentwicklungen zur Einsatzreife gebracht, die DiveCam für durchgehnde Aufnahmen von Turmspringern zum Beispiel

{Audio: have since done a number of things like dive cam .. disciplinde and economical, 00:00:17,56}

Aber sein Vorteil sei da vor allem die Erfahrung und die Disziplin. Er könne mit seiner Erfahrung diese Dinge offensichtlich ökonomischer entwickeln als andere …

So gesehen hat Garrett Brown aber auch in anderer Hinsicht Glück gehabt: Anders als andere bahnbrechende Erfindungen ist die Steadicam nie für militärische Zwecke missbraucht worden, werfe ich ein. Ob er das auch so sehe?

In der Tat, sagt Garret Brown. Die Armee, welche in den USA im übrigen das Recht habe, jedes gewährte Patent zu nutzen, habe tatsächlich am Anfang einmal einen Techniker vorbeigeschickt, der anfragte, ob man den Steadicam-Arm nicht eventuell für Maschinengewehre nutzen könne?

{Audio: I agree … stayreed innocent … the army wanted to try it…, 00:00:28,80}

Ich sagte einfach, das würde wohl nicht gut funktionieren und liess es dabei bewenden, ohne moralische Bedenken zu äussern … so ging das an mir vorbei, sagt Garrett Brown. Und unterdessen hätte die Armee andere Einrichtungen, um ihre Maschinengewehre stabil schiessen zu lassen.

Mit seinen vierundsiebzig Jahren denkt Garrett Brown im übrigen noch lange nicht ans Aufhören … er sei, völlig ausserhalb vom Filmbusiness, daran, den Steadicam-Mechanismus als Hilfsgerät für alte Menschen weiter zu entwickeln:

{Audio: project for Old People. another form of freedom, 00:00:28,60}

Das sei eine ganz neue Art der Freiheit für ihn sagt Garrett Brown. Wenn es ihm gelingen würde, den Feder- und Stabilisierungsmechanismus der Steadicam so weiter zu entwickeln, dass ältere Menschen damit zum Beispiel wieder Treppen steigen könnten…

Das war Reflexe … heute mit dem 74jährigen Garrett Brown, dem Erfinder des sogenannten Schwebestativs für Filmaufnahmen, der Steadicam.

Sie hörten eine Sendung von Michael Sennhauser.

Garrett Brown mit seiner-Steadicam
Garrett Brown mit seiner-Steadicam © Festival del film Locarno / Sailas Vanetti

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