Leider greift Refn aber einmal mehr in die C-Picture Mottenkiste. The Neon Demon erzählt die Geschichte der 16jährigen Jesse (Elle Fanning) einem blonden Engel aus Georgia, die nach L.A. kommt, um eine Modelkarriere zu machen.
«Ich kann nicht singen, ich kann nicht tanzen, ich kann nicht schreiben. Aber ich kann schön sein», das erklärt sie dem hingerissenen jungen Mann, der die ersten Fotos von ihr schiesst.
Jesse hat eine Ausstrahlung, welche sie überall sofort auffallen lässt (Elle Fanning hat die nicht, zumindest nicht in diesem Film). Die Männer, insbesondere die Modemacher und die Fotografen, sind hingerissen. Die anderen Models zerreissen sich vor Neid, vorerst metaphorisch.
Über lange Strecken ist The Neon Demon wie Paul Verhoevens infamer Kultfilm Showgirls, einfach ohne die lustigen und ohne die interessanten Teile. Darauf folgt ein durchgestalteter Mittelteil mit einem ersten Neon-Auftritt Jesses, bei dem ein Symbol aus mehreren Dreiecken (erinnert an eine Skimarke) sie hypnotisch in die Welt des Neon Demon zieht und verwandelt. Aus der liebenswerten Unschuld vom Land wird eine selbstbewusste Bitch.
Dazwischen hat Keanu Reeves ein paar Auftritte als widerlicher Motelbetreiber. Und ein Puma verwüstet das Zimmer von Jesse.
Und für kurze Zeit verwandelt sich The Neon Demon in einen Neo-Giallo, mit noch mehr Stil und dazu Blut und Messer, und fast scheint es, als ob die ganzen vorangegangenen Platitüden doch noch ein gutes böses Ende nähmen. Aber dem ist nicht so, denn es folgt noch eine heimgehämmerte moralische Coda, die alles noch einmal zusätzlich unterbietet.
Als NWR steht er durchwegs im Vorspann, sozusagen ein Neon Winding Refn. Und das soll, darf, muss und kann man nicht allzu ernst nehmen.
Wenn das Ganze bloss nicht auch noch so langweilig wäre.

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