Nach der goldenen Palme, welche Ken Loach für The Wind that Shakes the Barley 2006 gewonnen hat, und den viele als eine Art Preis für sein Lebenswerk empfunden hatten, hat der 79jährige britische Altmeister des sozialen Agitprop-Kinos nun die Palme d’or für einen „richtigen“ Loach gewonnen:
Palme d’Or I, Daniel Blake von Ken Loach
Grand Prix: Xavier Dolan, C’est juste la fin du monde
Regiepreis: Cristian Mungiu, Bacalauréat und Olivier Assayas, Personal Shopper
Bestes Drehbuch: Asghar Farhadi, The Salesman
Beste Darstellerin: Jaclyn Jose, Ma’Rosa
Jury Preis: Andrea Arnold, American Honey
Bester Darsteller: Shahab Hosseini, The Salesman
Damit hat die Jury einmal mehr hauptsächlich anders entschieden, als es sich die versammelten Medienvertreter gewünscht hätten. Das hat, wie immer, mit dem Unterschied zwischen Innen- und Aussenblick zu tun. Schliesslich bestand die diesjährige Jury aus lauter Schauspielerinnen, Produzentinnen, Filmemacherinnen.
An eine Goldene Palme für Maren Ade habe ich ehrlich geschrieben nicht geglaubt, ich hatte aber evtl. mit dem Großen Preis der Jury oder Preis der Jury für sie gerechnet.
Wenn man in die Vergangenheit des Filmfestivals blickt, war die Vergabe an Loachs Film eigentlich zu erwarten gewesen. George Miller hatte vor seiner Jury-Präsidentschaft bereits zweimal als „einfaches“ Jurymitglied die Goldene Palme mitvergeben – 1988 unter Vorsitz des italienischen Regisseurs Ettore Scola (Hauptpreis: Pelle, der Eroberer) und 1999 unter Vorsitz des kanadischen Regisseurs David Cronenberg (Hauptpreis: Rosetta) – beides harte Sozialdramen, wie auch I, Daniel Blake.