SHAMBHALA von Min Bahadur Bham (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Thinley Lhamo © Aditya Basnet / Shooney Films

Wahrscheinlich haben alle ethnisch-ländlichen Geschichten dieser Welt irgendwo einen Jeremias-Gotthelf-Einschlag. Das macht sie so universal.

Wenn dann noch die Wimpel und die Berge, die Yaks und die Mönche, die Reinkarnation und die Mehrmännerei dazu kommen, dann weht durchs nachbarschaftlich Allzumenschliche schnell ein spiritueller Wind.

Shambhala ist ein schöner, ruhiger, mit 150 Minuten auch episch langer Eastern mit einer starken, schönen Frau im Zentrum.

Pema hat in einer Zeremonie drei Brüder geheiratet. Den aufrechten, verliebten Tashi, der ihr Hauptgatte sein wird, dessen Bruder Karma, den Mönch, der nach der Hochzeit auch gleich wieder ins Kloster zum Rinpoche zurückkehrt und den wohl etwa neun Jahre alten Dawa, der noch bei Ram Sir, dem Dorflehrer, zur Schule geht.

Nach einer schönen gemeinsamen Zeit mit Tashi muss dieser aufbrechen in die Hauptstadt, mit der jährlichen Handelskarawane des Dorfes. Schweren Herzens überlässt Tashi den jüngsten Bruder der Obhut von Pema und dem Lehrer.

Ram Sir wird denn allerdings zum Problem, als er nach einem Besuch bei Pema, wo die beiden die mangelnden schulischen Leistungen von Dawa diskutieren und dazu etwas trinken, am Morgen stockbesoffen vor ihrer Tür liegt und sie ihn mit dem Pferd in sein Haus bringen muss.

Denn nun macht das Gerücht die Runde, das Kind, das Pema erwartet, das sei gar nicht von Tashi, sondern vom Lehrer…

Dass die friedliche dörfliche Gemeinschaft mit solchen Unterstellungen so mörderisch bösartig sein kann, überrascht nicht wirklich. Schon eher, dass Tashi nicht dabei ist, als die Karawane zurückkehrt. Er habe von dem Gerücht gehört, heisst es, und sei verschwunden.

Und nun macht sich Pema mit dem eher unwilligen Mönch und Nebenmann Karma auf die Suche nach ihm.

Thinley Lhamo © Aditya Basnet / Shooney Films

Min Bahadur Bhams Film ist eine internationale Koproduktion mit Geld aus Nepal, Frankreich, Norwegen, Hongkong, China, der Türkei, Taiwan, den USA und Katar. Entsprechend unverfänglich ist die politisch-historische Situationszeichnung. Dafür sind die Bilder prächtig, die Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugend und einzelne Sequenzen wirklich schön.

Dass bei der Suche nach Tashi auch Pema und Karma sich gegenseitig und sich selbst finden, das versteht sich. Dass der Rinpoche in seiner Weisheit schon alles gesehen hat, auch.

Und dass der Film endet, wie er endet: Das ist wohl Karma.

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