LANGUE ÉTRANGÈRE von Claire Burger (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Lilith Grasmug, Josefa Heinsius © Les films de Pierre

Bei uns nennen sie das « deutsch-französische Freundschaft» sagt die die siebzehnjährige Lena (Josefa Heinsius), als ihre Freundin Fanny (Lilith Grasmug) ihr in Strassburg im EU-Gebäude, als diese sie auf zwei spiralförmig ineinander verschlungenen Treppen aufmerksam macht.

Lena kommt aus Leipzig, und da haben sich die zwei einstigen Brieffreundinnen auch das erste Mal getroffen, als Fanny im Schüleraustausch zu Lena und ihrer Mutter (Nina Hoss) kam.

Deutsch-französische Freundschaft könnte auch der Film heissen; «Fremdsprache» fasst die Konstellation allerdings deutlich raffinierter.

Denn Lena kann erstaunlich gut Französisch, auch wenn sie das Fanny gegenüber zuerst nicht zu erkennen gibt. Und Fanny versteht fast alles auf Deutsch, traut sich aber anfänglich nicht, zu reden.

Da sie die sehr direkte Lena allerdings schnell zu bewundern beginnt, fängt sie auch an, ihr von den Problemen in ihrem Leben zu erzählen, mischt Reales (dass sie zuhause in der Schule gemobbt wird) mit weniger realem, etwa der Geschichte von einer Halbschwester aus einer heimlichen Affäre ihres Vater, von der sie eher zufällig erfahren habe.

Claire Burgers Drehbuch, das sie zusammen mit Léa Mysius (Ava, Les cinq Diables) geschrieben hat, ist ähnlich konstruiert, wie die ineinander verschlungenen Treppen in Strassburg.

Während Fanny Lena immer neue Details aus ihrem komplizierten Familienleben erzählt, wird allmählich klar, dass Lena mit tatsächlichen Problemen klarkommen muss, vor allem mit ihrer fragilen Mutter, welche die Trennung von ihrem Mann und dessen Söhnen nicht verkraftet hat.

Was Fanny ihrerseits dazu inspiriert, Lena vom Fremdgehen ihres Vaters zu erzählen.

Bei Lenas Gegenbesuch in Strassburg trifft sie dann allerdings auf ganz andere Verhältnisse als erwartet. Fannys Mutter (Chiara Mastroianni) und ihr Vater (Jalal Altawil), beide Dolmetscher, sind zwar gestresst, aber liebenswürdig.

Dafür wir Fanny in der Schule tatsächlich gemobbt, die anderen nennen sie «Blabla».

Wirklich eindrücklich an dem Film ist sein Umgang mit dem Erleben der zwei jungen Frauen, die Schichtungen in den Wahrnehmungen, der Umgang mit ihren Träumen und Ängsten und schliesslich dem, was der Titel andeutet: Dem Lernen und verstehen einer seltsamen Sprache, einer Sprache, die nicht wörtlich zu verstehen ist.

Lilith Grasmug, die schon in Carmen Jaquiers Foudre stark war, füllt ihre komplexe Rolle perfekt aus. Und Josefa Heinsius als Lena ist eine weitere Entdeckung.

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