Berlinale 18: IN DEN GÄNGEN von Thomas Stuber (Wettbewerb)

Sandra Hüller und Franz Rogowski © Sommerhaus Filmproduktion / Anke Neugebauer

Franz Rogowski ist tatsächlich der Shooting Star der diesjährigen Berlinale. Er trägt nicht nur Christian Petzolds Transit souverän und zurückhaltend, er gibt auch dem neuen Film von Thomas Stuber eine fragile Mitte.

Von der Anlage her erinnert In den Gängen an die Texte und Filme des verstorbenen Harun Farocki. Der Film spielt in den Gängen eines Warenlager-Direktverkauf-Grossmarktes im Osten Deutschlands. „Berlinale 18: IN DEN GÄNGEN von Thomas Stuber (Wettbewerb)“ weiterlesen

Berlinale 18: TWARZ (Mug) von Małgorzata Szumowska (Wettbewerb)

Mateusz Kosciukiewicz © Bartosz Mronzowski

Ob man den Titel besser mit «Fresse» oder mit «Fratze» übersetzt? Gemeint ist jedenfalls das Gesicht von Jacek. Aber das erfahren wir erst nach etwas mehr als einer halben Stunde.

Davor beschenkt uns Szumowska mit einem filmischen Tempodrom. Es gibt so viel zu sehen und zu hören, so viele spöttisch-grossartige Bilder, die nicht abreissen. Das beginnt mit dem Sturm konsumwütiger Bürgerinnen und Bürger in Unterwäsche auf einen Stapel vergünstigter Fernseher. Wer sich auszieht, ist schnäppchenberechtig. „Berlinale 18: TWARZ (Mug) von Małgorzata Szumowska (Wettbewerb)“ weiterlesen

Berlinale 18: TOUCH ME NOT von Adina Pintilie (Wettbewerb: Goldener Bär 2018)

Laura Benson © Manekino Film, Rohfilm, Pink, Agitprop, Les Films de l’Etranger

Dass uns ein Film oder eine Szene berührt habe, behaupten wir ja immer wieder einmal. Physisch stimmt das nie. Und wenn es vorkäme, würden wir uns sehr erschrecken.

Touch me not – rühr mich nicht an, heisst dieses dokumentarisch aufgezogene Experiment der Rumänin Adina Pintilie. Es ist ein Film, der an die körperlichen Grenzen geht.

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Berlinale 18: ELDORADO von Markus Imhoof (ausser Konkurrenz)

Giovanna und Markus © frenetic films

Einfach einen weiteren Dokumentarfilm über «mare nostrum» und das Elend der Bootsflüchtlinge im Mittelmeer konnte und wollte Markus Imhoof nicht machen. Als er allerdings zu drehen anfing, waren die später breit wahrgenommenen Flüchtlingsfilme auch erst am entstehen.

Vor zwei Jahren gewann Gianfranco Rosis Fuocoammare den goldenen Bären in Berlin. Und in Venedig wurde letztes Jahr Ai Weiweis Human Flow heftig diskutiert. „Berlinale 18: ELDORADO von Markus Imhoof (ausser Konkurrenz)“ weiterlesen

Berlinale 18: UNSANE von Steven Soderbergh

Claire Foy © Fingerprint Releasing / Bleecker Street

The Queen Flew Over the Cuckoo’s Nest. Nein, echt jetzt! Claire Foy, die uns als Elizabeth II in den ersten 20 Episoden von The Crown begeistert hat, hat im jüngsten Soderbergh einen an der Waffel.

Sawyer Valentini heisst die junge Frau, die aus Boston weggezogen ist, um einem persistenten Stalker zu entkommen. Sie arbeitet in einer Bank, weicht den zweideutigen Angeboten ihres Vorgesetzten kühl aus und sucht sich am Abend in einer Bar einen Mann für eine Nacht. „Berlinale 18: UNSANE von Steven Soderbergh“ weiterlesen

Berlinale 18: KHOOK (Schwein) von Mani Haghighi (Wettbewerb)

Hasan Majuni © trigon

Dieser Film ist so forciert verrückt, dass auch ein Einstiegskalauer erlaubt sein soll: Das Schwein ist eine Farce auf Farsi, in einem Teheran, das wir so noch nie gesehen haben, und das es so wohl auch nicht wirklich gibt.

Haghighi kann durchaus fein und leise, das hat er unter anderem mit Modest Reception bewiesen, jener sanften Satire über die Schwierigkeiten, Geld los zu werden.

Aber jetzt ist das Schwein los, beziehungsweise, Filmemacher Hasan hat keines mehr. Er kriegt keine Drehbewilligung mehr, weil seine Filme den Sittenwächtern ein Dorn im Auge sind. Und jemand bringt seine Freunde und Konkurrenten um, die anderen iranischen Filmemacher. „Berlinale 18: KHOOK (Schwein) von Mani Haghighi (Wettbewerb)“ weiterlesen

Berlinale 18: MEIN BRUDER HEISST ROBERT UND IST EIN IDIOT von Philip Gröning (Wettbewerb)

Josef Mattes, Julia Zange © 2017 Philip Gröning

Viel deutscher als dieses Monstrum kann ein Film nicht sein. 174 Minuten Philosophie und Frühlingserwachen, mit tödlicher Konsequenz. Es gibt hier kein unschuldiges Denken, genau so wenig wie ein unschuldiges Spielen.

Dabei fängt das sommerlich leicht an, in der Wiese, vor dem Kornfeld, neben der Tankstelle. Robert und seine Zwillingsschwester Elena liegen hier im Gras, er soll ihr helfen, sich auf das Philosophie-Abitur am Montag vorzubereiten.

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Berlinale 18: DON’T WORRY, HE WON’T GET FAR ON FOOT von Gus Van Sant (Wettbewerb)

Joaquin Phoenix als John Callahan © 2018 AMAZON CONTENT SERVICES LLC / Scott Patrick Green

Der Titel des Films stammt aus einem Cartoon vom Zeichner John Callahan. Ein paar Wildwestfiguren auf Pferden haben am Rand der Wüste angehalten vor einem leeren, umgekippten Rollstuhl. Der vorderste, mit Sheriff-Stern, dreht sich zu den anderen um und sagt: «Macht euch keine Sorgen, zu Fuss kommt der nicht weit.»

Callahan war berühmt bis berüchtigt für seine grenzwertigen Behinderten-Cartoons, die er unter anderem deswegen so perfekt hinkriegte, weil er selber als Paraplegiker im Rollstuhl sass. „Berlinale 18: DON’T WORRY, HE WON’T GET FAR ON FOOT von Gus Van Sant (Wettbewerb)“ weiterlesen

Berlinale 18: ANG PANAHON NG HALIMAW – (Season of the Devil) von Lav Diaz (Wettbewerb)

Ang Panahon ng Halimaw | In Zeiten des Teufels © Giovanni D. Onofrio

Die endlos langen, gemächlichen Filme von Lav Diaz sind zu Festival-Trophäen geworden. Oft lassen sie über Stunden hinweg einen zustand hypnotischer Luzidität entstehen. Ein bewegter Bilderstrom in Schwarzweiss, mit gelegentlicher Erstarrung als magischer Emphase.

Sie vermitteln die oft blutige, wechselvolle Geschichte der Philipinen immer wieder neu, die cinéphilen Festivalgänger, welche sich seit ein paar Jahren immer mal wieder an einem anderen Festival im grossen Ausharren beweisen, haben dabei mehr über das Land und seine Menschen gelernt, als sie freiwillig im Selbststudium hätten zusammen tragen können. „Berlinale 18: ANG PANAHON NG HALIMAW – (Season of the Devil) von Lav Diaz (Wettbewerb)“ weiterlesen

Berlinale 18: 3 TAGE IN QUIBERON von Emily Atef (Wettbewerb)

Charly Hübner, Marie Bäumer © Rohfilm Factory

Für die riesige Romy-Schneider-Fangemeinde kommt dieser melancholisch-sehnsüchtige Schwarzweiss Film gerade richtig. Die Fotos von Robert Lebeck haben viel zur Legende Romy Schneider beigetragen, zum Bild der leidenschaftlichen, traurigen, sehnsüchtigen, zu früh Verstorbenen.

Das Interview, dessen Entstehung hier über 115 mitunter doch etwas lange Minuten re-imaginiert wird, existiert. Stern-Reporter Michael Jürgs hat sich anlässlich der Filmankündigung vor ein paar Wochen selber noch einmal daran erinnert, er ist auch der Autor einer der Romy-Schneider-Biographien. Geführt hatte er das Gespräch mit Unterbrüchen über die besagten drei Tage hinweg 1981. „Berlinale 18: 3 TAGE IN QUIBERON von Emily Atef (Wettbewerb)“ weiterlesen