Locarno 09: ‚Shirley Adams‘ von Oliver Hermanus

Denise Newman Shirley Adams

Oliver Hermanus ist 25 Jahre alt, Südafrikaner, und offensichtlich sehr entschlossen. Einen dermassen strengen Erstlingsfilm habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Hermanus erzählt die tragische Geschichte seiner Titelfigur Shirley Adams in der Form eines Portraits. Die von Denise Newman gespielte Titelfigur ist eine Mutter, die alles verliert, was sie sich in ihrem Leben einem der ärmeren Viertel von Kapstadt erarbeitet und erlitten hat. Ihr Sohn Donovan wurde auf dem Schulweg von Gang-Mitgliedern angeschossen und ist seither Tetraplegiker, sein Vater ist davongelaufen, und Shirley hat nicht nur ihre Stelle bei einem Arzt aufgegeben, um ihren Sohn zu pflegen, sondern auch ihre letzte Ersparnisse.

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Warum mich der Plan für ein Alien Prequel fasziniert

Alien Face Hugger

Normalerweise lassen mich die Ankündigungen von Sequels kalt. Aber Ridley Scotts Alien von 1979 war bahnbrechend im Sciencefiction-Bereich und ein Film, der mich mit seiner simplen Spannungsdramaturgie beeindruckt hat: Alle 20 Minuten schlägt eine weitere mutierte Version des Monsters zu – wenn sich auch einmal herausstellt, dass es sich nur um die Bordkatze handelt. Jetzt meldet Variety, dass 20th Century Fox ein Alien-Prequel plant, mit Ridley Scott als Regisseur.

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Sommergast Christian Schocher, Kinobetreiber, Filmemacher, Pontresina

Schocher Christian Pontresina 22.06

Wie viele seiner Generation wollte der junge Bündner Christian Schocher (Jahrgang 1946) nach seiner Schul- und Lehrzeit so schnell wie möglich weg aus dem Bergdorf Pontresina. Aber dann ist er doch geblieben, hat von seinem Vater das Kino im Dorf übernommen und schliesslich mit Reisender Krieger einen der wichtigsten Schweizer Filme der Achtziger Jahre geschaffen. Ich habe Schocher in Pontresina besucht. Hier jetzt zu hören, oder als Download (Rechtsklick):

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Ole Bornedal im Interview

Ole Bornedal NIFFF 09 04.07
Ole Bornedal im Juli 2009 in Neuchâtel © sennhauser

Mit Nattevagten ist er 1994 bekannt geworden, mit dem von ihm selber inszenierten US-Remake Nightwatch mit Ewan McGregor 1997 noch bekannter: Ole Bornedal, der Däne, der am Dogma-Zug vorbei seinen eigenen Erfolge gefeiert hat und weiter feiert. Jetzt läuft bei uns mit zwei Jahren Verspätung sein ziemlich grossartiger Kærlighed på film, bzw. Just another Love Story im Kino. Der Film war auch am NIFFF zu sehen, wo ich Gelegenheit hatte, mit Bornedal über sein Verhältnis zum Genrekino zu reden, über seine Liebe zum Handwerk und die Gründe dafür, dass er selber nie einen Dogma-Film gemacht hat, obwohl er das Konzept durchaus respektiert. Und auch darüber, dass er Lars von Triers Filme grossartig findet, dass sie ihn aber kalt lassen, und etliches mehr. Weil ich nicht das ganze 18minütige Interview in der Radiosendung zum NIFFF unterbringen konnte, stelle ich das in Englisch geführte Gespräch hier in Podcastqualität zum Download bereit.

Noch ein Sennentuntschi-Kommentar

Zeigt dem 'Sennentuntschi' vorerst die kalte Schulter: Nicolas Bideau © Fotomontage sennhauser
Kalte Schulter für 'Sennentuntschi': Nicolas Bideau © Fotomontage sennhauser

Wenn die UBS in Finanznöte kommt, eilt der Bundesrat zu Hilfe. Was aber, wenn ein teures, vom Bund unterstütztes Filmprojekt in Schieflage gerät? Michael Steiners Verfilmung des «Sennentuntschi»-Stoffes steht mit 2,8 Millionen Franken im Minus, und die Förderstellen sind im Dilemma: Abschreiben oder noch mehr Geld einschiessen?

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Nifff 09: Die Preise

William Castle
William Castle, Visionär des interaktiven Kinos, Showman par excellence.

Das Nifff 2009 ist zu Ende, und der letztjährige Zuschauerrekord wurde übertroffen. Stolz melden die Organisatoren über 22’000 Besucher, und das war auch deutlich zu merken: Die meisten Vorstellungen waren ausverkauft, die William-Castle-Retrospektive wurde mit den liebevoll gestalteten Gimmick-Vorführen zu einer Serie eigentlicher Kino-Happenings. Und die Preise gehen an verdiente Filmer, sieht man einmal davon ab, dass Lars von Triers Antichrist eigentlich der wirklich überragende Beitrag im Wettbewerb war. Aber dass die Jury keine Lust haben würde, den Film, der schon in Cannes für viele Diskussionen gesorgt hatte, auch noch einmal auf den Schild zu heben, war zu erwarten. Schliesslich hat das Nifff auch einen eigenen Ruf zu verteidigen, als Festival der Entdeckungen im fantastischen Bereich:

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Filmpodcast Nr. 136: Ice Age 3D, NIFFF, Amadeus, Alle anderen.

Maren Ade alle anderen production still filmcoopi
Maren Ade, Regisseurin von 'Alle anderen' © filmcoopi

Herzlich willkommen zu Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Ich stelle kurz Ice Age 3D vor – die deutsche Fassung, weil nur die bei uns in 3D gezeigt wird – dann habe ich mit Anaïs Emery, der Leiterin des aktuellen Neuchâtel International Fantastic Film Festival NIFFF gesprochen, und mit DRS1 zurück geblickt auf Milos Formans Film Amadeus von 1985. Brigitte Häring hat sich mit Maren Ade ausführlich über ihren preisgekrönten Film Alle anderen unterhalten. Und schliesslich haben wir wie immer Kurztipps und Tonspurensuche.

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Hören:


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Nifff 09: Moon mit Sam Rockwell

moon sam rockwell c

Es gibt schon ein paar Filme, in denen Schauspieler gegen sich selber antreten, am stärksten in Erinnerung geblieben ist da wohl David Cronenbergs Dead Ringers, mit Jeremy Irons als Zwillingsbrüderpaar. Aber in Moon von Duncan Jones steht Sam Rockwell sich selber gegenüber, beziehungsweise, seine Figur Sam Bell, ein einsamer Angestellter auf einer industriellen Mondbasis, trifft auf ein Klon seiner selbst. Und muss erst einmal herausfinden, ob er mit sich selber leben kann. Als Eröffnungsfilm für das NIFFF ist die erstaunliche kleine Indie-Produktion aus England perfekt. Mit einem Budget von 5 Millionen Dollar und in nur 33 Drehtagen und mit einem einzigen Darsteller (es gibt noch ein paar Nebendarsteller, die in schwarzweiss auf Bildschirmen auftauchen) hat Science-Fiction-Fan Duncan Jones eines dieser minimalistischen Wunder geschaffen, die aussehen wie eine ganze Welt, und nachklingen wie die besten Rätsel der Kindheit.

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Michael Jackson ist tot – Captain Eo lives. Sort of.

Hier ist ist die erste Hälfte des Michael-Jackson-Films Captain Eo, welchen kein geringerer als Francis Ford Coppola 1986 für Disney und den King of Pop produziert hat. Ein High-Tech-Multimedia-Spektakel für Disneyland. Diese Nacht ist Jackson als 50jähriges Kind gestorben.

Locarno ehrt William Friedkin

William Friedkin Exorcising
William Friedkin exorziert © Fotomontage sennhauser

Heute hat das Filmfestival von Locarno bekanntgegeben, dass der diesjährige Ehrenleopard an den Exorcist-Regisseur William Friedkin gehen wird. Sein Film To Live and Die in LA wird auf der Piazza Grande wieder aufgeführt, und Friedkin wird eine Masterclass abhalten. Festivaldirektor Frédéric Maire begründet die Wahl Friedkins in der offiziellen Pressemitteilung so: «Vom Action- zum Horrorfilm, vom Krimi zum fantastischen Film: William Friedkin, der stets seinen eigenen Weg gegangen ist, hat den Genrefilm Hollywoods revolutioniert. Nach 40 Jahren fesselt der gewandte und perfektionistische Regisseur das Publikum noch immer mit seiner spektakulären und zugleich stark in der Realität verankerten Sprache, wie auch mit seinem finsteren Universum, das die Übel unserer Gesellschaft spiegelt».

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