Heute hat das Filmfestival von Locarno bekanntgegeben, dass der diesjährige Ehrenleopard an den Exorcist-Regisseur William Friedkin gehen wird. Sein Film To Live and Die in LA wird auf der Piazza Grande wieder aufgeführt, und Friedkin wird eine Masterclass abhalten. Festivaldirektor Frédéric Maire begründet die Wahl Friedkins in der offiziellen Pressemitteilung so: «Vom Action- zum Horrorfilm, vom Krimi zum fantastischen Film: William Friedkin, der stets seinen eigenen Weg gegangen ist, hat den Genrefilm Hollywoods revolutioniert. Nach 40 Jahren fesselt der gewandte und perfektionistische Regisseur das Publikum noch immer mit seiner spektakulären und zugleich stark in der Realität verankerten Sprache, wie auch mit seinem finsteren Universum, das die Übel unserer Gesellschaft spiegelt».
Friedkin war immer eine kontroverse Figur, seine Filme hatten oft eine gewisse mediale Sprengkraft. Besonders deutlich zeigte sich dies neben dem Grosserfolg mit The Exorcist vor allem an Cruising mit Al Pacino. Die Schwulenbewegung, vor allem in L.A. und in San Francisco, lief Sturm gegen den im Ledermilieu spielenden Krimi, lange bevor ein Meter davon zu sehen gewesen wäre. Unter anderem darum, weil Mitarbeiter von den Dreharbeiten und vor allem der Darstellung der Schwulen-Szene Widersprüchliches zu berichten wussten. Nachträglich bekam der Film von 1980 noch zusätzlich ein eigenes Stigma, weil knapp ein Jahr später die ersten Gerüchte um eine Immunschwächekrankheit mit dem Kürzel AIDS auftauchten. Heute ist Friedkin nicht zuletzt ein profilierter Opernregisseur.