Die Palmen sind vergeben, und die grosse Überraschung ist ausgeblieben. Mit der goldenen Palme für Michael Hanekes Das weisse Band können wohl alle Kommentatoren gut leben, der Film war einer der Favoriten. Dass Jacques Audiard für Un prophète den grossen Preis der Jury bekommen hat, zeigt nicht zuletzt den Sinn für Diplomatie der Jury. Nachdem die goldene Palme schon im letzten Jahr an das Gastgeberland ging, musste Audiard seine Hoffnungen allem Kritikerlob zum Trotz ein wenig dämpfen. Dabei passen die beiden Preise hervorragend zusammen: In beiden Filmen geht es im Wesentlichen um eine (unabsichtliche) Erziehung zur Unmenschlichkeit. Bei Haneke mit den übersteigerten Idealen jener Elterngeneration, welche die späteren Nationalsozialisten aufzog, bei Audiard um die Erziehung eines jungen Arabers zum eiskalten Mafiaboss in einem französischen Gefängnis der Gegenwart.
Darüber, dass mein Favorit Lars von Trier leer ausging, tröstet mich der Darstellerpreis für Charlotte Gainsbourg in seinem Antichrist hinweg. Und Christoph Waltz, der den Preis für die beste männliche Darstellung bekam, war mit seinem sprachmächtigen Super-Nazi Oberst Hans Landa in meinen Augen ohnehin eines der wenigen Highlights in Quentin Tarantinos insgesamt sehr enttäuschenden Inglourious Basterds, jedenfalls hat er Brad Pitt an die Wand, über die Wiese, hinter das Tal und durch die Decke gespielt.
Hier findet sich das gesamte Palmarès auf der offiziellen Website von Cannes 2009.
Und hier, all seinen Gegnern zum Trotz noch einmal mein eigener Favorit Lars von Trier: