GRASSHOPPER REPUBLIC von Daniel McCabe

‚Grasshopper Republic‘ © Taskovski Films Ltd

Der Filmtitel lässt ahnen, warum diese Männer unter der Leitung eines offensichtlich sehr entschlossenen Unternehmers einen Truck nach dem anderen mit Material beladen.

Wir sind in Uganda, am Rande einer grossen Stadt, aber diese bunte Truppe fährt aufs Land hinaus, an den Fuss der Berge, mit Wellblech, Generatoren, alten Ölfässern und hunderten von Säcken.

‚Grasshopper Republic‘ © Taskovski Films Ltd

Mit all diesem Material wird in den Hängen neben dem Heimatort des Chefs eine Anlage neben der anderen installiert. Hohe Wellblechwände, die trichterartig in die offenen Blechfässer münden, darüber und dahinter unzählige Drähte mit offenen Glühbirnen, die über abenteuerliche kleine Transformatoren mit den Generatoren verbunden werden.

‚Grasshopper Republic‘ © Taskovski Films Ltd

Der Chefelektriker weiss, was er zu tun hat. Drähte werden auch schon mal mit den Zähnen abisoliert, die äusseren Kolben der Leuchtmittel mit dem Hammer abgeschlagen, bis nur noch der hellstrahlende Wendel in seiner kleinen Glasröhre sitzt, direkt auf die Kabel gelötet.

Daniel McCabes Team filmt im weiten Format, die Bilder sind spektakulär, zumal sie immer wieder um Makroaufnahmen von Käfern und Heuschreckenlarven und anderen Tieren ergänzt werden.

‚Grasshopper Republic‘ © Taskovski Films Ltd

Die Heuschreckenschwärme, welche die Gegend alljährlich in Milliardengrösse überfallen, werden zum Ernteversprechen für diese unternehmerisch Truppe. Wie Goldgräber sitzen sie im Dreck und im Schlamm, denn heftiger Regen hat einen Teil ihrer Fanganlagen um Meter den Hang hinunterrutschen lassen.

Ein mobiler Anruf in die nächste Ortschaft zur Konkurrenz: «Schon etwas gesehen?»

‚Grasshopper Republic‘ © Taskovski Films Ltd

Langes Warten, mit Härte und Schmerzen. Denn andere Insekten machen den Männern zu schaffen. Giftige Fliegen, die Hautausschläge provozieren, angelockt vom Licht, das den Heuschrecken winken soll.

Grotesk eingepuderte Gesichter wirken in der grell erleuchteten Dunkelheit wie Masken.

‚Grasshopper Republic‘ © Taskovski Films Ltd

Und dann kommen sie, die Schwärme, in der Nacht, millionenweise, prasseln in die Wellblechwände, rutschen die mit Mehl eingepuderten Flächen hinunter, landen in den Fässern wie grüne, strampelnde Goldnuggets.

Die Erntehelfer füllen die lebende Ware in Säcke, Kinder und Dorfbewohner sammeln von Hand die überall sitzenden Insekten ein.

‚Grasshopper Republic‘ © Taskovski Films Ltd

Das Warten hat sich gelohnt, der Einsatz von Material, Geld, Geduld und Hoffnung wird sich in bares Geld ummünzen lassen.

Ganz am Ende des Filmes wird noch der Transport zum Markt in der Grossstadt gezeigt, die frühmorgendlichen Versteigerungen auf dem Markt, die Übernahme des Krabbelgutes durch die detaillierten Mehrwerterzeugerinnen, vor allem Frauen, welche die Tiere wie Bohnen rüsten, frittieren und sich ihr Produkt tütenweise von Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohnern abkaufen lassen.

Grasshopper Republic ist ein Dokumentarfilm ohne Kommentarspur, die Bilder erzählen schlüssig und oft atemberaubend von den Erntevorbereitungen, der Ernte und dem Erntedankfest rund ein für die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer noch immer ausgesprochen exotisches Nahrungsmittel.

‚Grasshopper Republic‘ © Taskovski Films Ltd

Weil der Film die unternehmerische Komponente des Initiators zeigt, seine Investition in Material und Menschen, die Arbeitsteilung der Spezialisten, die Gefahren und Widrigkeiten, das Risiko auch und die Handelsabmachungen mit den lokalen Landbesitzern, ist Grasshopper Republic aber auch ein exemplarischer Dokumentarfilm über kapitalistische Mechanismen und klassisches Unternehmertum am Beispiel einer saisonalen Plage, die zum Goldrausch wird.

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