Karl Mays AVATAR

Neytiri und Jake Sully in 'Avatar' © 20th Century Fox
Neytiri und Jake Sully in 'Avatar' © 20th Century Fox

James Camerons Avatar ist spektakulär, unterhaltsam, clever und bahnbrechend in technischer Hinsicht. Der Film hat sogar, gemessen am sonst üblichen infantilen Blockbuster-Niveau, eine halbwegs intelligent erzählte Geschichte. Bloss kommt sie uns in der Schweiz und in Deutschland überraschend bekannt vor (und ich bin sicher weder der einzige noch der erste, dem die Parallelen aufgefallen sind): Die Geschichte des Jake Sully, der im Körper eines Avatars die Na’vi auskundschaften soll und sich dabei in die schöne Häuptlingstochter verliebt, ist die von Old Shatterhand in Winnetou I. Wir erinnern uns: Der Deutsche kommt im Auftrag der Eisenbahngesellschaft als Ingenieur und Vermesser in den Westen, stellt fest, dass er missbraucht wird, um den edlen Apatschen ihr Land abzunehmen, und schlägt sich auf die Seite der Indianer. Die schöne Häuptlingstochter Nscho-tschi rettet ihm zuvor aber das Leben und verliebt sich in ihn, zu einem Zeitpunkt, als ihr Volk dem Bleichgesicht noch keineswegs über den Weg traut. Nun: Avatar erzählt die gleiche Geschichte. Macht aber nichts, denn erstens ging uns schon Winnetou wieder und wieder und wieder zu Herzen, und zweitens funktioniert auch diese neue High-Tech-Version der Geschichte sowohl emotional wie auch auf der schieren Überwältigungsebene.

Nscho tschi (Marie Versini) und Old Shatterhand (Lex Barker) in 'Winnetou'
Nscho tschi (Marie Versini) und Old Shatterhand (Lex Barker) in 'Winnetou'

Animation vs. Live Action an der LIAA

'Street of Crocodiles' von den Brothers Quay
'Street of Crocodiles' von den Brothers Quay

In Luzern traf sich diese Woche die Crème de la crème der Animationsfilmszene zur Lucerne International Animation Academy LIAA. Weil ich mit regulärer Radioarbeit eingedeckt war, habe ich Szene-Stars wie die Brothers Quay oder Priit Pärn aus Talinn verpasst, aber auch etliche der angefressenen Theoretiker und Praktiker aus den Schulen und Studienzentren. Gestern nun habe ich es doch noch ins Bourbaki-Kino geschafft, zu einer etwas handgestrickten Selbst-Präsentation der Animationsabteilung der Hochschule Luzern (die sich mit der Organisation der LIAA ein professionelleres Zeugnis ausgestellt hat als mit dieser Plauderrunde), vor allem aber zu einer nicht ganz klar definierten, dafür um so anregenderen Veranstaltung mit den beiden Animationsfilmprofis Gil Alkabetz (u.a. Potsdam-Babelsberg) und Jerzy Kucia aus Krakau.

Jerzy Kucia, Gil Alkabetz
Jerzy Kucia, Gil Alkabetz

Um die specifics of storytelling and dramaturgy in animation sollte sich der Dialog der beiden drehen. Tatsächlich bewegte sich das Ganze dann aber in eine weitaus spannendere Richtung: Was unterscheidet die Rezeption von Animation und von Live Action? Schon die Arbeitsthese von Alkabetz hatte es in sich: Animation funktioniere grundsätzlich metaphorisch, es sei fast unmöglich, mit den Mitteln des Animationsfilms etwas zum Nennwert (oder Schauwert) darzustellen. Was heisst das nun?

„Animation vs. Live Action an der LIAA“ weiterlesen

Filmpodcast Nr. 159: Der Fürsorger

Roeland Wiesnekker, Claude de Demo in 'Der Fürsorger' ©filmcoopi 1
Roeland Wiesnekker, Claude de Demo in 'Der Fürsorger' ©filmcoopi

Hier ist der neue Podcast mit Brigitte Häring. Fast schon betrügerisch kurz ist die Filmrolle dieser Woche. Einen einzigen Film stellen wir vor, dafür hausgemacht schweizerisch: Michael Sennhauser hat die filmische Umsetzung einer realen Betrugsgeschichte mit dem Titel Der Fürsorger gesehen. Aber trotz Kürze betrügen wir Sie auch diese Woche nicht um Tonspur und Kurztipps. „Filmpodcast Nr. 159: Der Fürsorger“ weiterlesen

NEW MOON Kurzparodie, sitzt.

Mir ging ja nicht nur die Sterilität und die Keuschheit von New Moon auf die Nerven, sondern auch die schauspielerische Nullnummer der beiden Hauptfiguren. Dieser kurze Clip bringt das alles verdankenswert präzise auf den Punkt. Lassie come home!

Die Unverpassbaren, Woche 51

Nicht zwingend: Vincent Lindon in 'Welcome' von Philippe Lioret © xenix
Nicht zwingend: Vincent Lindon in 'Welcome' von Philippe Lioret ©xenix

Unter den Neustarts dieser Woche gibt es leider keinen absolut unumgänglichen Film. Liorets französisches Flüchtlingsmelodrama Welcome ist zwar einigermassen eindrücklich, aber überladen und eine Spur zu drehbuchig. Und Der Fürsorger macht zwar Spass, dreht gegen Ende hin gar satirisch auf, bleibt aber ein Gebrauchsfilm mit mittlerer Halbwertszeit. Hier darum die gleichen fünf Filme im aktuellen Angebot, die schon letzte Woche niemand verpassen sollte:

  1. Fish Tank von Andrea Arnold. Die harte Pubertät einer 15jährigen ohne Luxusprobleme, zwischen warmer Wut und kalter Hoffnung.
  2. Tannöd von Bettina Oberli. Die stimmungsvolle und rasant geschnittene Verfilmung des Bestsellers..
  3. Die Frau mit den fünf Elefanten von Vadim Jendreyko. Ein schönes Portrait einer wunderbaren alten Frau.
  4. Mary & Max berührend schönes, tabufreies und rotzfreches Plastillinkino aus Australien.
  5. Looking for Eric von Ken Loach. Eine wunderbare Tragikomödie mit Steilpass von Fussballstar Cantona.

Mehr zum Fürsorger morgen im Filmpodcast.

Abbitte bei Alain Tanner

Messidor von Alain Tanner

Alain Tanner hat Geburtstag, und ich habe mich zur vielleicht perversesten, sicher aber ungewöhnlichsten Hommage meiner journalistischen Laufbahn entschlossen. Am Sonntag wird er 80 Jahre alt, die Verkörperung des international erfolgreichen Schweizer Autorenfilms, das Aushängeschild der siebziger Jahre, der Mann, der sich mit Charles mort ou vif (1969) und La salamandre (1971) eigentlich schon unsterblich gemacht hatte. Sein Jonas qui aura 25 ans en l’an 2000 von 1976 ist einer der Lieblingsfilme einer ganzen Generation, und ich habe ihn geliebt für Messidor von 1979, seine urschweizerische Vorwegnahme von Thelma & Louise.

Alain Tanner

Seit 1991 aber bin ich Alain Tanner nach Möglichkeit aus dem Weg gegangen, selbst zu den Zeiten, in denen ich ihm als Redaktor der Branchenzeitschrift Cinébulletin gelegentlich hätte begegnen müssen. Der Grund dafür war ein permanent schlechtes Gewissen, denn Tanners Film L’homme qui a perdu son ombre von 1991 hatte mich zu einem der giftigsten Verrisse meiner Laufbahn provoziert. Ich stehe noch heute dazu, dass der Film verunglückt ist, aber die Häme des Textes kann ich heute nur noch mit enttäuschter Liebe erklären: Ich hatte Tanner verehrt, und ich mochte nicht miterleben, wie er sich im Alter verlor. Damit nun auch andere das Ausmass meiner Enttäuschung nachvollziehen können, und als Vertreibung alter Geister, habe ich den Text aus der Zeitung von 1991 abgetippt (das Original liegt irgendwo auf einer ATARI 3.5 Zoll Diskette in einem antiken Format) und stelle ihn hier in den Blog.

Ich gratuliere Alain Tanner ganz herzlich zum Geburtstag und hoffe, er lese heute weder Deutsch noch Internet. Falls aber doch: Bitte nehmen Sie die fast zwanzig Jahre alte jugendliche Tirade als Ausdruck enttäuschter Liebe und damit als verkappte Liebeserklärung an!

„Abbitte bei Alain Tanner“ weiterlesen

Filmpodcast Nr. 158: Whatever Works, Fish Tank.

Woody Allen mit seinem Alter Ego Larry David © frenetic
Woody Allen mit seinem Alter Ego Larry David ©frenetic

Kino im Kopf, serviert von Brigitte Häring. Heute kriegt Woody Allen Haue von mir für Whatever Works – denn der Film tut’s nicht. Dafür findet Brigitte etliche gute Haare an Andrea Arnolds Teenager-Sozialdrama Fish Tank. Dazu wie immer die fünf Unverpassbaren und das Tonspurrätsel.

Saugen: Filmpodcast Nr. 158 (Rechtsklick für Download). Hören:


filmpodcast

Den Filmpodcast können Sie via iTunes oder direkt abonnieren; die entsprechenden Links finden Sie auch oben rechts im Blog.

Minarettverbot: Fatih Akin kommt nicht in die Schweiz

Fatih Akin bei den Dreharbeiten zu 'Soul Kitchen' © Pathéfilms
Fatih Akin bei den Dreharbeiten zu 'Soul Kitchen' © Pathéfilms

Am 16. Dezember 2009 hätte in Zürich die Schweizer Premiere von Fatih Akins neuem Film Soul Kitchen stattfinden sollen. Aus Protest gegen den Volksentscheid der Schweiz gegen den Bau von Minaretten an Moscheen hat sich Fatih Akin gegen eine Einreise in die Schweiz entschieden. Seine Pressesprecherin hat den Schweizer Medien den folgenden offenen Brief des Regisseurs zukommen lassen: „Minarettverbot: Fatih Akin kommt nicht in die Schweiz“ weiterlesen

Die Unverpassbaren, Woche 50

Katie Jarvis und Michael Fassbender in 'Fish Tank' von Andrea Arnold © Pathefilms
Katie Jarvis und Michael Fassbender in 'Fish Tank' von Andrea Arnold © Pathéfilms

Der letzte Monat des Jahres ist bereits ein wenig angebraucht, die Weihnachtsfilme zucken in leiser Erwartung auf ihren Rollen. Bevor es aber los geht, übernächste Woche, mit Avatar und Where the Wild Things Are, hier die fünf Filme im aktuellen Angebot, die niemand verpassen sollte:

  1. Fish Tank von Andrea Arnold. Die harte Pubertät einer 15jährigen ohne Luxusprobleme, zwischen warmer Wut und kalter Hoffnung.
  2. Tannöd von Bettina Oberli. Die stimmungsvolle und rasant geschnittene Verfilmung des Bestsellers..
  3. Die Frau mit den fünf Elefanten von Vadim Jendreyko. Ein schönes Portrait einer wunderbaren alten Frau.
  4. Mary & Max berührend schönes, tabufreies und rotzfreches Plastillinkino aus Australien.
  5. Looking for Eric von Ken Loach. Eine wunderbare Tragikomödie mit Steilpass von Fussballstar Cantona.

Nicht ganz geglückt ist leider, seinem Titel zum Trotz, Woody Allens Whatever Works. Mehr dazu morgen im Filmpodcast.

Filmpodcast Nr. 157 : New Moon, Cargo-Magazin, Duisburger Dox.

cargo film covers

Hier ist Kino im Kopf, präsentiert von Brigitte Häring und bestückt von mir: Gesäusel und Gelaber zu New Moon. Fragen an Bert Rebhandl zur Genese von Cargo, dem wirklich tollen neuen Film- und Kulturmagazin mit Web-Front- und Backend. Und dann noch das Gespräch mit Jörg Adolph und Stefan Landorf zu ihren Dokfilmen Lost Town und Besprechung. Dazu wie immer die Unverpassbaren und die Tonspur.

Saugen: Filmpodcast Nr. 157 (Rechtsklick für Download). Hören:

 


filmpodcast

Den Filmpodcast können Sie via iTunes oder direkt abonnieren; die entsprechenden Links finden Sie auch oben rechts im Blog.