Kevin Spacey und die mobilen Filmfestivals

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Am World Mobile Congress in Barcelona hat Schauspieler, Regisseur und Theaterbetreiber Kevin Spacey letzte Woche die Preiszeremonie des MOFILM mobile short film festival moderiert. Filme auf Mobiltelefon seien mehr als eine blosse Spielerei, hat Spacey gemässt BBC erklärt, „hier geht es darum, Leuten in anderen Ländern eine Plattform zu geben, und die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu zeigen; ich bin hier, um eine Idee zu unterstützen, bei der es um andere Leute geht“ („This is about giving people in other countries a platform, and an ability to show their work, I’m here to support an idea that’s about other people“). Film auf mobilen Geräten hat Zukunft, vielleicht sogar mehr, als der traditionelle im Kino.

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Berlinale09: Goldener Bär für Claudia Llosas ‚La teta asustada‘

Claudia Llosa Regisseurin La teta asustada
Claudia Llosa, Peru, erfolgreiche Bärenjägerin.

Nicht immer sind sind sich Kritiker und Jury an einem Filmfestival einig. Aber der goldene Bär für Claudia Llosas La teta asustada hat den allgemeinen Erwartungen entsprochen. Claudia Llosa ist auch in der Schweiz keine Unbekannte, ihren letzten Film Madeinusa hat der trigon-Filmverleih herausgebracht, und man darf Walter Ruggle und seinem Team daher jetzt herzlich zum Berlinale-Gewinner 2009 gratulieren. trigon hat den Film schon eine Weile auf der Liste der kommenden Attraktionen, nun dürften sich die Chancen erhöhen, dass La teta asustada auch ein grösseres Publikum anspricht.

Berlinale09: Vorspannkino im Berliner KW

Plakat Vorspannkino im KW Berlin

Nach der Pressevorführung des enttäuschenden Abschlussfilms von Costa-Gavras heute morgen liessen wir diese Berlinale am Nachmittag mit der neuen Ausstellung im Berliner KW Institute for Contemporary Art ausklingen. Die von Susanne Pfeffer kuratierte Ausstellung zeigt 54 Filmvorspänne aus diversen Epochen des Kinos in vier raffiniert einfachen Ausstellungskinos. Kino 1 funktioniert wie ein gewöhnlicher Kinosaal, man setzt sich in Holzkinostühle und schaut sich fasziniert 19 Vorspänne an, über die ganze Bandbreite der Gestaltung hinweg. Lotte Reinigers Scherenschnittfilm Die Abenteuer des Prinzen Achmed von 1926 folgt auf die alten Fotos im Titelvorspann von Arthur Penns Bonnie and Clyde von 1976. Jean Luc Godard zitiert mit den mündlich vorgetragenen „credits“ seines Le mépris von 1963 den Trick, den Orson Welles 1942 für den Vorspann von The Magnificent Ambersons verwendet hat. „Berlinale09: Vorspannkino im Berliner KW“ weiterlesen

Berlinale09: ‚Eden à l’ouest‘ von Costa-Gavras

Eden a l ouest von Costa Gavras mit Riccardo Scamarcio

Ein trauriges Ende für diese Berlinale ist der Abschlussfilm von Costa-Gavras. Dass er, wie die meisten anderen Altmeisterfilme, ausser Konkurrenz läuft, erspart dem einst so raffinierten und wirkungsmächtigen Regisseur von Z oder Missing wohl bösere Kritiken (wie auch Theo Angelopoulos), aber dieser Film ist ihm einfach missraten. Dabei wäre der Einfall eigentlich erfrischend gewesen, das Schicksal eines Emigranten aus dem Osten für einmal nicht nur als Tragödie, sondern stellenweise als pikareskes Abenteuer eines blauäugigen Jünglings zu inszenieren. Die erste halbe Stunde, in welcher der hübsche junge Mann (Riccardo Scamarcio) sich vom Boot schwimmend in einen Club Med rettet, hält noch einigermassen die Balance zwischen Komik und Schrecken. Wie er sich mal als Angstellter, dann wieder als Gast von einer brenzligen Situation in die andere rettet, das lässt zumindest ahnen, wie dieser Film einmal gemeint war. „Berlinale09: ‚Eden à l’ouest‘ von Costa-Gavras“ weiterlesen

Berlinale09: ‚Tatarak‘ von Andrzej Wajda

Tatarak von Andrzej Wajda mit Krystyna Janda und Pawel Szajda

Die Filme der grossen alten Männer an dieser Berlinale sind sehr unterschiedlich ausgefallen. Chabrol hat mit Bellamy enttäuscht, De Oliveira beherrscht sein präzises Handwerk auch mit hundert Jahren noch, Bertrand Tavernier (der nicht ganz so alt ist) hat meinen Berlinale-Lieblingsfilm In the Electric Mist gemacht, der zwar Schwächen hat, aber in seiner unvergleichlichen Stimmung ein grosse Stärke. Von Theo Angelopoulos und seinem Dust of Time hat niemand mehr einen grossen Innovationsschub erwartet und es ist auch keiner gekommen (dafür hat nun auch der grosse alte Grieche die Global-Unsitte des universal geradebrechten Englisch in allen filmischen Lebenslagen eingeführt). Aber Wajdas jüngster Film ist eine Überraschung. Tatarak ist eine Schilfpflanze, und eine literarische Vorlage, die Wajda mit dem polnischen Star Krystyna Janda „Berlinale09: ‚Tatarak‘ von Andrzej Wajda“ weiterlesen

Berlinale09: Lecker Vegetarier-Huhn

sojahuhn

Hat ja nur am Rande mit der Berlinale zu tun. Aber wenn ich schon mal die Zeit gefunden habe, mit Freunden essen zu gehen, will ich diese wunderliche Entdeckung auch niemandem vorenthalten. Oder haben Sie gewusst, woraus man Hühner macht? Gefunden im Buddha House an der Rykestrasse, wo sich tibetisches und thailändisches Essen einträchtig die Karte teilen. Irgendwie passt das vegetarische Huhn zu einigen der Filme, die wir hier gesehen haben: Die sind auch nicht alle aus dem Material gebastelt, das sie angeblich enthalten. Aber mit zwei Saucen und Salat kriegt man sie runter. (Das Essen im Buddha House ist aber wirklich lecker, kein Vergleich!)

Berlinale09: Das leise Brummen der Bären

Mit 26 Filmen im Wettbewerb (davon acht ausser KonkurreBerlinale Bärnz) und unzähligen weiteren in den verschiedenen Nebensektionen haben die 59. Berliner Filmfestspiele in den letzten Tagen die Kulturschlagzeilen beherrscht. Was bleibt vom inszenierten Rummel? Welche Filme kommen für den goldenen Bären in Frage, und welche werden darüber hinaus im Gedächtnis bleiben? Im Berlinale-Studio am Potsdamer Platz habe ich mit Katja Nicodemus von der “Zeit” und Martin Walder von der „NZZ am Sonntag“ versucht, herauszufinden, wo die Unterschiede liegen in der filmischen Inszenierung des weiblichen Leidens durch Regisseurinnen und der Inszenierung durch Männer. Von Olesen Lille Soldat über Frears’ leidende Michelle Pfeiffer in Chéri zu Katalin Varga bis hin zu Llosas Fausta sind diese Frauenfiguren der einzige rote Faden im diesjährigen Wettbewerb.

Hören:

Saugen: DRS2 Reflexe vom 13. Februar 2009

Berlinale09: Komisches Frauenleiden in ‚Happy Tears‘

Happy Tears von Mitchell Lichtenstein Demi Moore Parker Posey

Mitchell Lichtenstein (Teeth) ist der Sohn des Pop-Art-Malers Roy Lichtenstein. Und in seiner Tragikomödie ist es der Sohn eines berühmten Malers, der am Schluss im Sanatorium seine Tränen abwischt und seiner Frau verschämt erklärt, das seien Happy Tears. Aber dieser neurotische Sohn ist nur eine Nebenfigur. Er ist der Ehemann der von Parker Posey gespielten Jayne und die wiederum ist die Schwester der von Demi Moore verkörperten „Berlinale09: Komisches Frauenleiden in ‚Happy Tears‘“ weiterlesen

Berlinale09: Das Festival der leidenden Frauen

Magaly Solier in ‚La teta asustada‘ von Claudia Llosa © trigon

Mit La teta asustada (englischer Titel: The Milk of Sorrow) von Claudia Llosa aus Peru war heute im Berlinale-Wettbewerb die perfekte Ergänzung zu Peter Stricklands Katalin Varga (siehe unten) programmiert. Wieder steht eine Frau im Zentrum, diesmal die Tochter einer vergewaltigten Mutter. Sie leidet unter der „verwunschenen Brust“, weil sie die Vergewaltigung ihrer Mutter schon als Embryo in ihrem Leib miterleben musste. Zu Beginn des Films stirbt die Mutter und erzählt singend noch einmal ihre Leidensgeschichte. Die Vergewaltigung, welche die alte Frau „Berlinale09: Das Festival der leidenden Frauen“ weiterlesen

Berlinale09: ‚Katalin Varga‘ von Peter Strickland

Katalin Varga von Peter Strickland Berlinale 09 Wettbewerb

Dürrenmatts Diktum, dass eine Geschichte erst dann zu Ende gedacht sei, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen habe, stürzt einen bei Peter Stricklands Berlinale-Wettbewerbs-Drama Katalin Varga in eine gedankliche Endlosspirale. Katalin macht sich mit ihrem elf Jahre alten Sohn Urban auf den Weg, die beiden Männer zu finden, die sie einst vergewaltigt haben. Der Sohn weiss nichts davon, er weiss auch nicht, dass Katalin von ihrem Mann, den er für seinen Vater hält, verstossen wurde, weil er von der Vergewaltigung erfahren hat. Auch als Zuschauer reime ich mir die Geschichte erst langsam zusammen, Strickland „Berlinale09: ‚Katalin Varga‘ von Peter Strickland“ weiterlesen