Locarno 10: SONGS OF LOVE AND HATE von Katalin Gödrös

Sarah Horvath in 'Songs of Love and Hate' von Katalin Gödrös
Sarah Horvath in 'Songs of Love and Hate' von Katalin Gödrös

Festivaldirektor Olivier Père programmiert porgrammatisch: Nach dem Rotkäppchendrama Au fond des bois von gestern hat er heute den Wettbewerb mit einem weiteren Adolseszenz-Drama eröffnet. Die sechzehn oder siebzehnjährige Lilli im Fiml der Schweizerin Katalin Gödrös ist eben richtig erblüht. Sie spielt mit dem verliebten Nachbarsjungen, flirtet mit dem Werkmeister der Kunsteisbahn – und sie verwirrt ihren Vater mindestens so sehr wie sich selbst. Ob sie nun nackt im Bad steht und Papi um Hilfe ruft, weil der Hund nicht aufhört zu bellen, oder ob sie mit leiser Eifersucht zusieht, wie der Vater mit der jüngeren Schwester auf dem Sofa herumbalgt, während er bei ihr merklich zurückhaltender geworden ist mit körperlichen Berührungen: Lilli ist konfus.

Gödrös‘ Film ist nicht ihr erster, der sich mit dem gefährlichen Land Pubertät auseinandersetzt. Vor acht Jahren war in Mutanten schon der Teenager im Zentrum, diesmal wird der Bliock auf die Eltern ausgeweitet. Das Lilli Dinge tut und fühlt, die Erwachsene nie tun würden, hat mit dieser kurzen Zeit der Verantwortungslosigkeit zu tun, jener Zeit, in der die Zukunft noch ein Versprechen ist, aber auch ein heimlicher Schrecken.

Das wird in zunehmend dramatischeren Verwicklungen deutlich gemacht, bei denen zunächst ein Nacktschneck das Leben verliert, dann der Hund. Die dramatische Steigerung des Films geht etwas weit, aber das wäre kein Problem, wenn nicht die Dialoge oft sehr papierern bleiben würden. Die Schauspielerinnen und Schauspieler leisten Beeindruckendes, bis ihnen wieder so ein Satz aus dem Mund kommt, den ein normaler Mensch einfach anders formulieren würde. Die Papierdialoge sind die grösste Schwäche dieses sehr ansprechenden und mutigen Filmes.

Radiobeitrag im Echo der Zeit von heute, mit Oton Katalin Gödrös.

Joel Basman und Sarah Horvath in 'Songs of Love and Hate' von Katalin Gödrös
Joel Basman und Sarah Horvath in 'Songs of Love and Hate' von Katalin Gödrös

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