Es gab einmal ein Kino, das war nicht nur ‚bigger than life‘ sondern sogar ‚bigger than the movies‘. Filme wie Lawrence of Arabia oder Kubricks 2001: A Space Odyssey kamen in einem Format in die Welt, das überirdische Bilder produzierte: 70mm. Ein Filmstreifen, doppelt so breit wie der gewohnte, ein Bild, das nicht wie beim klassischen Cinemascope einfach optisch zusammengestaucht und dann über ein Prisma breit projiziert wurde, sondern wirklich postkartengrosse Einzelbilder, vierundzwanzig Mal pro Sekunde auf Riesenleinwände geworfen. Heute macht Imax etwas ähnliches (und nicht mehr lange, das System wird digital), aber die Zeit der wirklich monumentalen Monumentalfilme ist vorbei. Hier, an der 59. Berlinale lebt sie allerdings noch einmal auf.
Mit der grossangelegten Retrospektive der diesjährigen Berlinale kommen, wahrscheinlich zum letzten Mal, etliche dieser Filme im Originalformat noch einmal auf die Leinwand. Die meisten von ihnen kamen schon bei ihrer Entstehung auf 35mm in den grössten Teil der Kinosäle, nur ganz grossartige, technisch überaus raffinierte und besonders grosse Kinos wurden damals mit 70mm Anlagen ausgerüstet. In Basel das „Alhambra“, in Zürich das „Apollo“ … die meisten sind verschwunden. Die Kollegen von der Deutschen Welle haben mit Rainer Rother, dem Verantwortlichen für die Berlinale Retrospektive, gesprochen. Auf ihrer Website lässt sich einiges nachlesen, für das ich wahrscheinlich wieder einmal kaum Zeit finden werde: Die Retrospektive ist das Privileg jener Journalisten, die nicht die ganze Festivalbandbreite berücksichtigen müssen. Oder dürfen, wenn ich ehrlich bin: Denn wer will sich schon beklagen darüber, viele viele Filme gucken zu müssen? Und den einen oder anderen der 70mm-Prachts-Kinosaurier auch noch einmal zum Leben erwachen zu sehen in den nächsten Tagen?