Nifff 09: ‚Infestation‘ – Killerkrabbelzeug vom Feinsten

infestation poster

Nicht immer kommt es gut heraus, wenn ein Erstlingsregisseur sein Zielpublikum direkt bedient. Aber dass der Held von Kyle Rankins Infestation ein echter Slacker ist ist, ein ungeschickter, fauler Looser, das setzt einen erfrischenden Ton beim Einstieg in dieses klassische Creature-Invasion-Movie. Käfer, Bugs, Spinnen, Krabbelzeug, atomar vergrössert oder aus dem Weltall importiert: Sie gehören zur eisernen Reserve der Schlock-Filme, und es ist nicht einfach, mit den Viechern etwas Neues anzufangen. Rankin war sich offensichtlich klar darüber, also spielt er mit den Varianten, die wir kennen und lieben. Cooper wacht an seinem Arbeitsplatz auf, eingewoben in ein klebriges Netz, und alles, woran er sich noch erinnern kann, ist der Umstand, dass ihn seine Chefin gerade entlassen hatte, als ein hoher Pfeifton plötzlich alles unterbrach.

Das Büro ist ruhig, alle Kolleginnen und Kollegen sind in die gleichen Kokons eingesponnen, und kaum hat sich Cooper ausgewickelt, hat er auch schon eine Begegnung mit einem riesigen, aggressiven Hirschkäfer. Rankin setzt vor allem auf Tempo und trockenen Witz. Die ersten zwanzig Minuten des Films lassen einen nicht zur Ruhe kommen, andauernd finden neue Angriffe statt, werden neue Figuren eingeführt, als knappe Stereotype umrissen und dann leicht abgeschrägt. Neben der patenten, aber kratzbürstigen Traumfrau gibt es die clevere Asiatin, welche sich sofort daran macht, die grauslichen Insekten und ihre Gewohnheiten wissenschaftlich zu untersuchen, und dann die seltsamste Blondine der jüngeren Filmgeschichte. Sie ist das Wettergirl einer lokalen Fernsehstation, tussimässig ausgestattet mit High Heels, Minirock und Lippenstift, und zusätzlich mit einem übertriebenen Schutzsuche-Instinkt. Der sorgt dafür, dass ihre unverhohlenen Annäherungsversuche an Cooper nicht nur diesem unheimlich werden, sondern auch dem Publikum. Eine grossartige Variante der Horrorfilm-Blondie! Infestation ist alles in allem weder innovativ noch bahnbrechend in der Inszenierung. Aber der Film ist extrem gut aufgebaut, die Hauptfigur benimmt sich wie eine Parodie auf John Cusacks Standardfigur, die üblichen gruppendynamischen Scharmützel unter den Überlebenden werden effizient und knapp durchgespielt: Alles in allem ist das ein Film, der sich augenzwinkernd an die Spielregeln hält, hin und wieder über die Stränge schlägt, und dabei extrem gut unterhält. Und der übliche Schlussgag zerreisst zwar auch keine Stricke, gehört dafür aber zum Frechsten seit langem. Ein sehr solides Stück Genre-Kino, das alle Chancen hat, ein grosses Publikum zu finden.

Nachtrag: Spezielle Erwähnung durch die Jury 2009 am Nifff.

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