NIFFF 13: THE DYATLOV PASS INCIDENT von Renny Harlin

THE DYATLOV PASS INCIDENT

Renny Harlin war in den neunziger Jahren Hollywoods Finne für Action-Bombast. Die Hard 2, Deep Blue Sea, The Long Kiss Goodnight oder auch das Stallone-Vehikel Cliffhanger machten ihn zu einem Garanten für funktionale Hauruck-Spannung – deren Qualität stets ziemlich von jener seiner Drehbuchautoren abhängig war.

Seit der Jahrtausendwende ist sein Stern immer weiter gesunken, die letzten paar Jahre hat er vor allem fürs Fernsehen gearbeitet. Nun aber will er es offenbar noch einmal wissen – ausgerechnet mit jenem Rezept, das sein Nachfolger JJ Abrams schon totgeritten hat: Mit einem Fake-Found-Footage Movie.

Eine doch eher naive Gruppe amerikanischer Studenten macht sich auf die Suche nach den Ursachen für das unerklärliche Sterben einer Gruppe russischer Wissenschaftler am Dyatlov Pass im Jahr 1959. Und weil die jungen Leute einen Film über ihre Expedition planen, filmen sie auch gleich von Anfang an ihre Vorbereitungen und den Einstieg ins Thema.

Das hat einen gewissen Unterhaltungswert, Harlin melkt aus der Mischung von Naivität, College-Humor und Verschwörungstheorien eine einigermassen zugkräftige Handlung heraus. Wenn es nicht ganz funktioniert, spielt er mit den sexuellen Frozzeleien zwischen den drei jungen Männern, der attraktiven Tonfrau und der Leiterin der Expedition.

THE DYATLOV PASS INCIDENT 2

Die Expedition beginnt wie die klassischen Ausflüge nach Transylvanien mit ominösen Warnungen der Einheimischen, dann kommt der Aufstieg in Schnee und Eis in Cliffhanger-Manier und schliesslich die Wiederholung der Ereignisse, welche zum Tod der ursprünglichen Expedition geführt hatten.

An Horror-Elementen sind alle Spuren gelegt, von riesigen nackten Fussabdrücken im Schnee bis zu einer herausgerissenen Zunge in einem Wetterhäuschen. Und dann natürlich die schwere Panzertür im Berg, die sich nur von aussen öffnen lässt („da soll wohl etwas nicht rausgelassen werden“ schliesst die Leitungs-Tussi messerscharf, bevor sie die Türe aufzuwuchten versucht).

Mit einer entfesselten Kamera und genügend Blickwechseln lässt sich auch ein müder Plot auffrischen, und Harlin nutzt neben der Hauptkamera der Studenten auch ihre Handy-Aufnahmen, um mehr Pespektiven zu bieten. Aber am Ende sind sowohl die Auflösung wie auch die Horrorsequenzen im Berg eine Spur zu altbacken, um wirklich zu greifen.

Was dem Film aber wirklich den Todesstoss versetzt, sind die vollkommen idiotischen Dialoge der letzten Überlebenden. „Sei vorsichtig“ ermahnen sie sich andauernd gegenseitig. „Wir müssen hier raus“ ist eine der ganz grossen wiederholten Feststellungen. In der Tat.

Kommentar verfassen