Locarno 16: BANGKOK NITES von Katsuya Tomita (Wettbewerb)

Bangkok Nites (6)

«Dieses Land ist das Paradies. Solange du draussen bleibst.» Das sagt einer der Männer in Thailand zum Japaner Ozawa (gespielt von Regisseur Tomita selbst). Ozawa war Soldat in der japanischen «Verteidigungsarmee» und hat nach seiner Dienstzeit nie richtig Fuss gefasst im Leben.

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Er ist, warum auch immer, einer der wenigen Freunde im Leben von Luck, die eigentlich Ling heisst und wie tausende anderer Frauen vom Land nach Bangkok gekommen ist, um als Prostituierte die Familie Zuhause zu versorgen.

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Cannes 11: L’APOLLONIDE – SOUVENIRS DE LA MAISON CLOSE von Bertrand Bonello

L'APOLLONIDE - SOUVENIRS DE LA MAISON CLOSE par Bertrand BONELLO (1)

Vielleicht war es Michel Fabers viktorianischer Bordell-Roman The Crimson Petal and the White, der ein neues Interesse an der alten Institution geweckt hat. Oder aber tatsächlich die französischen Debatten über Legalisierung und Besteuerung von Bordellen, wie Bertrand Bonello selber meint. Auf jeden Fall knüpft er mit seinem prachtvollen Ausstattungsfilm dort an, wo Louis Malle 1978 mit Pretty Baby aufgehört hat.

L’Apollonide ist ein Edelbordell am Ende der Belle Epoque in Paris, mitten in der Morgendämmerung des 20. Jahrhunderts, wie es im Film heisst. Marie-France, die Madame (Noémi Lvovsky), führt das legale und unter staatlicher Kontrolle stehende Haus mit eiserner, aber mütterlicher Hand. Ihre Mädchen bevölkern am Abend den prachtvollen Salon im Parterre, aufgeputzt und munter, willige und kostspielige Gespielinnen vor allem für reguläre männliche Gäste, vermögend samt und sonders, und in der Club-Atmosphäre zuhause. Einen Stock höher, in der Bel Etage, finden sich die nicht minder prächtigen Schlafzimmer, wo es zur Sache geht. Und unter dem Dachboden schliesslich teilen sich die „Working Girls“ die Dienstmädchenkammern und Betten. Aus dem Haus dürfen sie nur in Begleitung von Madame oder eines Kunden – alles andere würde als Strassenprostitution geahndet und ist verboten. Damit macht der Staat die Frauen zu Gefangenen – allerdings ohne dass der Film das wörtlich verkünden würde.

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Locarno 09: ‚Same Same But Different‘ von Detlev Buck

same same but different street

Im Vorspann nennt er sich zwar nur noch Buck, ist aber immer noch Detlev, zumindest im Ansatz. Allerdings setzt er mit Same Same But Different den ungewohnt väterlichen Kurs fort, den er mit Knallhart schon eingeschlagen hat. Und möglicherweise, gibt er selber zu, hat das mit seinem Alter zu tun. Die Verfilmung eines autobiografischen Romans von Benjamin Prüfer erzählt von einer unwahrscheinlichen Liebe zwischen einem jungen deutschen Kambodscha-Touristen und einer noch jüngeren HIV-positiven Prostituierten. Das ist der Stoff für eine Betroffenheitsreportage zu Drogen- und Prostitutionstourismus, aber genau daran hätte er nicht das geringste Interesse gehabt, hat Buck in unserer heutigen Radiobegegnung in Locarno erklärt. Wir können auch anders hiess Bucks Erfolg von 1993 und Same Same But Different sagt im programmatischen Ansatz das Gleiche.

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