Die Idee, Bangkok und Lissabon zu einer einzigen Stadt verschmelzen zu lassen, hat etwas Bestechendes. Die beiden jungen Frauen, die in Baan aufeinandertreffen, gehören zu den international urbanisierten «young professionals».
L kommt aus dem Hinterland Portugals, arbeitet für ein renommiertes Architekturbüro in Lissabon; mit dem Ehepaar, das den Laden leitet, ist sie befreundet. „BAAN von Leonor Teles“ weiterlesen
Das ist eine Seltenheit, dass ein Film gleichzeitig ziemlich gut und ziemlich ekelhaft ist.
In Simone Bozzelli erstem Langspielfilm geht es um Freiheit und Abhängigkeit, darum, was Menschen brauchen, und was sie dafür aufgeben. „PATAGONIA von Simone Bozzelli“ weiterlesen
Im Laub hinter dem Haus liegt ein Lenin-Kopf, der schon Moos angesetzt hat. Auf einem Stuhl unter den Bäumen steht die untere Hälfte eines Stalin-Porträts. Der Schnauz genügt zur Identifizierung.
Stepne – Steppe –, der erste Langspielfilm von Maryna Vroda aus Kiew, wirkt von den ersten Sekunden an dokumentarisch. Der klapprige Bus, der auf dem schlammigen Weg durchs Unterholz anhält, der Mann, der mit zwei Taschen aussteigt: Gegenwärtig, aber an einem Ort, in dem die Zeit sich nicht mehr bewegt hat. „STEPNE von Maryna Vroda“ weiterlesen
Da sind wir wieder, in der hypnotischen Schwarzweisstrance von Lav Diaz.
Mit 215 Minuten ist sein jüngstes Epos fast schon ein Kurzfilm, zumindest im Rahmen seines Oeuvres. Aber es geht auch wieder um eine Geschichte, die sich über Jahrzehnte hinzieht. „ESSENTIAL TRUTHS OF THE LAKE von Lav Diaz“ weiterlesen
Rurales Spanien, raunende Sprüche, ein bisschen Kirchendominanz und eine schwangere Zwölfjährige. Die ersten zehn Minuten von La imatge permanent dräuen drollig, und drohen.
Die ersten Bilder sind Überlagerungen, stellen sich als Familienporträt heraus, bei dem der Fotograf den abwesenden Vater schlecht einkopiert hat. Wie ein doppelgesichtiges Gespenst schwebt er über den Köpfen seiner Frau und Tochter. „LA IMATGE PERMANENT von Laura Ferrés“ weiterlesen
Bedrohung und Verantwortung – zwei Prinzipien, die das Leben in Israel bestimmen dürften, spielt dieser Film von Dani Rosenberg gegeneinander aus.
Der 18jährige Soldat, mit dem wir in den ersten zehn Filmminuten die einsame Panik und Verwirrung und Angst im Häuserkampf in Gaza erleben, rennt plötzlich los.
Europas koloniale Vergangenheit geistert nur selten im Kino herum. Und wenn, dann lange Zeit verklärend, exotisierend. Da gab es Regis Wargniers Indochine (1992) mit Catherine Deneuve, schwärmerisch und enorm erfolgreich.
Und im gleichen Jahr 1992 L’amant von Jean-Jacques Annaud, nach Marguerite Duras.
Es gibt sogar einen Schweizer Film, Flammen im Paradies (1996) von Markus Imhoof. Da sind es Missionare in Indien, nicht koloniale Direktausbeuter in Indonesien, die im Zentrum stehen. Aber der Titel und die Stimmung kommen Sweet Dreams schon ziemlich nahe. „SWEET DREAMS von Ena Sendijarević“ weiterlesen
Mit dem goldenen Berliner Bären für seinen Bad Luck Banging tauchte Radu Jude aus der peripheren Vision plötzlich im zentralen Sumpf der Filmkritik auf und prustete laut und vernehmlich.
Dieses pandemisch durchseuchte Bukarest, das er da zur Kulisse böser Menschlichkeit machte, das wirkte filmisch nicht einfach ungezähmt, sondern wirklich gegen jeden Strich gebürstet.
Manga D’Terra ist eine Art Ghetto-Musical zwischen den Kapverden und Lissabon. Und damit die konsequente Weiterführung von Da Cunhas Arbeiten mit den Bewohnern der Favela Reboleira.
Sie sei eine heimische Mango, eine «Manga D’Terra» von den kapverdischen Inseln, singt die hinreissende Eliana Rosa am Ende des neuen Films von Basil Da Cunha, gereift in der Fremde.