Locarno 10: Lubitsch et Lumière

Lubitsch by Hofstetter

Die disejährige Retrospektieve von locarno ist Lubitsch gewidmet (mehr zu ihm morgen im Filmpodcast). Und Lubitsch wird in Locarno prominent an die Wand geworfen, in dieser Lichinstallation von Gerry Hofstetter. (Die Fotos hat Thomas Gutersohn gemacht).

„Locarno 10: Lubitsch et Lumière“ weiterlesen

Locarno 10: Locarnos L.A. ZOMBIE in Australien zensiert

'L.A. Zombie' behind the scenes ©Bruce LaBruce
'L.A. Zombie' behind the scenes ©Bruce LaBruce

Locarnos neuer Direktor Olivier Père schlägt Pflöcke ein und hat offenbar bei aller Zurückhaltung durchaus Lust auf Provokation. So wird sein erster Wettbwerb in Locarno zwar mit der im Tessin angesiedelten Schweizer Produktion Songs of Love and Hate von Katalin Gödrös eröffnet, dann folgt aber um 23 Uhr am Donnerstag, 5. August gleich schon starker Tobak: Die schwule Zombie-Apocalypse L.A. Zombie des Kanadiers Bruce LaBruce ist den australischen Sittenwächtern in den falschen Hals geraten: Nach Meldung von moviepilot.de musste das Filmfestival von Melbourne den Film wieder aus dem Programm nehmen. Im sittenstrengen Tessin läuft die Diskussion seither auch, der «Corriere del Ticino» hat die Geschichte dankbar aufgenommen, und nun laufen in der Sonnenstube wieder die politischen Diskussionen um Subventionen sowie «gute» und «schlechte» Kultur. Ach, wenn sich Festivals doch so leicht programmieren liessen wie konservative Politiker…

Nifff 10: Douglas Trumbull – Begegnung mit einer Legende

Douglas Trumbull am NIFFF2010 ©sennhauser
Douglas Trumbull am NIFFF 2010 ©sennhauser

Es gehört zu den besonders attraktiven Seiten des NIFFF, dass man hier immer wieder auf Gäste stösst, deren Arbeit einem seit vielen Jahren vertraut ist – ohne dass sie hier sind, um einem ihr neuestes Produkt zu verkaufen, wie an anderen Festivals. Wenn ich mich in Cannes bis zu Francis Ford Coppola an den Tisch herankämpfe, will er über seinen neuesten Film reden. Wenn ich am NIFFF eine halbe Stunde mit dem Jurymitglied Douglas Trumbull reden kann, dann steht sein Leben und Werk im Zentrum, kein Studio-Auftrag, und keiner rührt die Werbetrommel. Der 68jährige Schöpfer der Spezialeffekte von Kubricks 2001: A Space Odyssey, Regisseur eigener Werke wie Silent Running und Brainstorm, ist ein angenehmer und interessierter Gesprächspartner. Nach dem Sprung ein paar Kostproben:

„Nifff 10: Douglas Trumbull – Begegnung mit einer Legende“ weiterlesen

RIP Dennis Hopper

Dennis Hopper als Fotograf in 'Apocalypse Now' von Francis Ford Coppola
Dennis Hopper als Fotograf in 'Apocalypse Now' von Francis Ford Coppola

Jetzt ist er doch noch gestorben – Wochen nachdem alle Medien ihre Nachrufe poliert und bereit gelegt hatten. Auf Twitter verbschieden sich die Fans laufend und mit allen möglichen Links. Hier ein Monolog Hoppers (zum möglichen Tod von Colonel Kurtz), den er als ziemlich verrückter Fotograf in Francis Ford Coppolas Apocalypse Now gehalten hatte:

Nachtrag: Brigitte Härings Nachruf auf Hopper in DRS2aktuell vom 31. Mai 2010.

Cannes 10: ANOTHER YEAR von Mike Leigh

Another Year Tom and Gerri

Mike Leigh seine Goldene Palme auf sicher: Jene für Secrets and Lies, die er 1996 gewonnen hat. Für den neuen Film wird er wohl keine zweite bekommen, dafür dürfte Another Year beim Publikum gut ankommen. Es ist ein klassischer Mike-Leigh-Film, eine Geschichte rund um ganz gewöhnliche Menschen, in der nichts aussergewöhnliches passiert. Tom und Gerri sind ein glücklich verheiratetes Paar um die Sechzig, die meisten ihrer Freunde und Verwandten sind einsam und alleine, und so dreht sich fast der ganze Film um die Besuche der Einsamen bei den Glücklichen, um deren Anteilnahme und ihr leises Bedauern. Entwickelt wurde der Film nach Leighs üblicher Methode, zusammen mit den Schauspielern auf Grund einer einfach skizzierten Ausgangslage, in Improvisationen über Wochen hinweg. Leigh hat es immer verstanden, die Emotionen zu schüren und zu steuern bei seinem Publikum, hin und wieder hat er sie auch leise manipuliert. Aber noch nie mit dieser Art von Sentimentalität, die er hier wirken lässt.

„Cannes 10: ANOTHER YEAR von Mike Leigh“ weiterlesen

Cannes 10: RIZHAO CHONGQING von Wang Xiaoshuai

Chongqing Blues boot

Wang Xiaoshuai ist kein Unbekannter, einer seiner bisherigen Filme hat sogar einen Schweizer Verleih gefunden: Beijing Bicycle von 2001. Und Zuo you (2007) brachte ihm den silbernen Berliner Bär für das beste Drehbuch. Sein neuer Film spielt nun allerdings in jener anderen chinesischen Stadt, welche ebenfalls seit Jahren die Fantasie der Filmemacher beflügelt, in Chungking (wie sie in Chungking Express von Wong-Kar Wei hiess) oder eben in Chongqing, wie der Name diesmal transkribiert worden ist. Übersetzt heisst der Titel Chongqing Blues und diesen Blues hat ein Vater, der, 14 Jahre nach dem er Frau und Kind verlassen hat, zurückkommt in die Stadt, um herauszufinden, wie es dazu kam, dass sein mittlerweile 25jähriger Sohn in einem Supermarkt als Geiselnehmer erschossen worden ist.

„Cannes 10: RIZHAO CHONGQING von Wang Xiaoshuai“ weiterlesen

Cannes 10: Ken Loach in letzter Minute

Gestern wurde bekannt, dass die Briten ihren Einsatz im Wettbewerb von Cannes kurzfristig verdoppeln konnten. Neben Mike Leigh mit Another Year ist jetzt auch Ken Loach eingeladen, mit seinem neuen Film Route Irish. Angeblich wollte Loach den Film über zwei Iren im Irak gar nicht für den Wettbewerb einreichen, hat sich aber offenbar umbesonnen. Loach war schon letztes Jahr hier und für The Wind that Shakes the Barley hat er 2006 die goldene Palme gewonnen, er gehört zu den Stammgästen des Festivals.  Gerade rechtzeitig hat Loach (dem immer daran gelegen war, dass seine sozial engagierten Filme ein Publikum finden sollten, eher als Geld einspielen) einen eigenen YouTube-Kanal für seine Filme eingerichtet. Da ist (nicht in allen Ländern, leider) ein guter Teil seiner Filme in voller Länge zu sehen. (via Cargo)

Festival de Film de Cannes 2010

Nyon 10: INTO ETERNITY von Michael Madsen

Into Eternity: Michael Madsen

Auch ernsthafte Dokumentarfilme können pompös wirken, und Kitsch ist manchmal nötig, um den heiligen Schauer zu erzeugen, der dem Kino zu eigen ist. Wenn der Däne Michael Madsen sich mit Into Eternity dem finnischen Onkalo widmet, dann weht schon in den ersten Bildern ein Hauch von Ewigkeit durch den Saal. Denn Onkalo ist ein Endlager für nuklearen Abfall, ein riesiges Tunnelsystem im Permafels, das 100’000 Jahre dichthalten soll. Das ist eine Zeitspanne, die unser Geschichtsverständnis um ein mehrfaches überdehnt, ein Zeitraum, den niemand ernsthaft berechnen kann. Die grösste Gefahr für so ein Lager geht von unseren Nachfahren aus, darin sind sich die meisten Protagonisten im Film einig. Denn die dürfen nie vergessen, Onkalo zu vergessen, bzw. sie müssen lernen, die Erinnerung daran auszulöschen, und das für alle kommenden Generationen. Ein logischer Treppenwitz wie so vieles, was mit der Endlager-Thematik zu tun hat.

„Nyon 10: INTO ETERNITY von Michael Madsen“ weiterlesen

Diagonale 10: Werkstattgespräch mit Romuald Karmakar

Karmakar, Kamalzadeh, Zapatka (oben) ©sennhauser
Karmakar, Kamalzadeh, Zapatka (oben) ©sennhauser

Das war ein schöner Abschluss für meinen diesjährigen Diagonale-Besuch, das Werkstattgespräch, welches Dominik Kamalzadeh mit dem Diagonale-Gast Romuald Karmakar und dem Darsteller seines Himmler-Projektes und der Frankfurter Lektionen, Manfred Zapatka, führen sollte. Sollte, denn Zapatka war verhindert, und so hat sich Karmakar etwas einfallen lassen, um doch etwas bieten zu können. Dank der fünf Festplatten in seinem Gepäck und dem Umstand, dass er sich ohnehin zur Zeit auf Österreich-Tournee befindet (wegen Werkschau und Buch) hat er ad hoc aus seinem Material Einblicke in die Vorbereitungen zum Himmler-Projekt mit Zapatka und zu den Dreharbeiten zu Die Nacht singt ihre Lieder zusammengestellt.

„Diagonale 10: Werkstattgespräch mit Romuald Karmakar“ weiterlesen

Franz Schnyder zum 100. Geburtstag

Am Freitag jährt sich der Geburtstag von Franz Schnyder zum hundertsten Mal. Am 5. März 1910 kam er in Burgdorf bei Bern zur Welt, und mit einem Umweg über Deutschland und eine Schauspielerausbildung wurde er schliesslich zu jenem Regisseur, der den alten Schweizer Film am nachhaltigsten geprägt hat. Schnyder hat Gilberte de Courgenay gedreht, jenen Durchhaltefilm, der nicht nur Anne-Marie Blanc zum helvetischen Superstar gemacht hat, sondern auch das kleine Hotel de la gâre in Courgenay, das mittlerweile wieder einmal zum Verkauf steht. 1944 half er Leopold Lindtberg als (ungenannter) Co-Regisseur bei Marie-Louise, dem ersten Schweizer Film, der einen Oscar gewann. „Franz Schnyder zum 100. Geburtstag“ weiterlesen