Zum Tod von Georg Janett

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Gestern ist mit 76 Jahren eine der Vaterfiguren des neuen Schweizer Films gestorben. Dies teilte sein Verband, das Schweizer Syndikat Film und Video mit. Dass einer der Filmfachverbände den Tod eines langjährigen Mitglieds noch am gleichen Tag vermeldet, kommt eher selten vor und zeigt deutlich, welchen Stellenwert Janett in der Branche hatte.

Georg Janett war Cutter, Regisseur, Filmemacher, Filmpolitiker, vor allem aber war er aktiv und kommunikativ. Die Liste der Filme, an denen er beteiligt war, ist lang und eindrücklich. Aber in Erinnerung bleibt er den meisten von uns als streitbarer, bisweilen bärbeissiger Verfechter der Idee, Film sei eine soziale Kunst, ein unverzichtbarer Teil unserer politischen Kultur.

Wenn an den Solothurner Filmtagen im Saal oder im Kreuz diskutiert wurde, gehörte eine Wortmeldung von Georg Janett dazu. Und in den letzten Jahren wurde er immer mehr zum Doyen des kämpferischen Geistes, der diese Filmtage seinerzeit hervorgebracht hatte. In einer zunehmend reglementierten, subventionierten und professionalisierten Filmwelt (die er notabene mitgeschaffen hatte), wirkte er immer häufiger wie die mahnende Stimme eines kulturpolitischen Gewissens aus einer Zeit, die heute von der einen Seite gerne romantisiert, von der anderen („Norwegerpulli…“) mit leichtfertigem Spott bedacht wird.

Georg Janett war unbequem. Als junger Redaktor des Branchenheftes Ciné-Bulletin fürchtete ich seine (seltenen) Anrufe zur Richtigstellung gewisser Fakten oder auch Meinungen. Und ich war stolz, als er mich zum ersten Mal an irgendeinem Anlass freundlich ansprach.

Wenn nächsten Donnerstag die 49. Solothurner Filmtage beginnen, wird Georg Janett schmerzlich fehlen.

Hier die offizielle Mittteilung des SSFV:

Eine herausragende Persönlichkeit des alten und neuen Schweizer Films

Georg Janett, 1937 geboren, arbeitete seit den späten 50er-Jahren als Editor, Drehbuchautor und Regisseur und war an zahlreichen Filmen des alten und neuen Schwei-zer Films massgeblich beteiligt. Im Jahr 1974 war er Mitbegründer und erster Präsident des Schweizerischen Filmtechniker-Verbands (heute Schweizer Syndikat Film und Video). Er setzte sich für faire Arbeitsbedingungen und für das soziale Verständnis von freischaffenden Filmtechnikern ein und war Mitbegründer der Vorsorgestiftung Film und Audiovision.

Ab 1980 arbeitete er als Redakteur der Zeitschrift der Schweizer Film- und Audiovisionsbranche „Ciné-Bulletin“. Später wirkte er zudem als Mitglied der „Comissione artistica“ und des „Comitato essecutivo“ des Filmfestivals Locarno und engagierte sich als Stiftungsrat des Schweizerischen Filmzentrums sowie als Mitglied der Filmförderungskomission von Stadt und Kanton Zürich.

1990 wurde ihm der erste Kunstpreis der Stadt Zürich im Bereich Film verliehen. Darüber hinaus war er Mitglied der Schweizer Filmakademie.

Der Lieblingsplatz von Georg Janett war am Schneidetisch. Sein Leben lang arbeitete er mit Celluloid, schätzte die physische Arbeit sehr und betrachtete die Digitalisierung des Cutter-Berufs mit kritischem Blick.

Georg Janett ist am 17. Januar 2014 im Alter von 76 Jahren in Zürich gestorben.

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