CRIMES OF THE FUTURE von David Cronenberg

Léa Seydoux, Viggo Mortensen, Kristen Stewart © Serendipity Point Films

Der kanadische Altmeister des Body-Horror ist zurück bei seinen Wurzeln. In David Cronenbergs Crimes of the Future geht es um Mutationen im menschlichen Körper, Verstümmelung und Körpermodifikation als Kunstperformance und modifizierte Menschen, die Plastik verdauen können. Viggo Mortensen, Léa Seydoux und Kristen Stewart schneiden und bluten.

Crimes of the Future beginnt mit einem sehr gegenwärtigen Verbrechen – allerdings in einem dystopisch zerfallenen Setting. In einer baufälligen Villa am Strand hinter einem im Wasser vor sich hin rostendenden gekenterten Kreuzfahrtschiff sieht eine Mutter ihrem kleinen Sohn dabei zu, wie dieser grosse Stücke von einem Plastikkübel abbeisst und sie genussvoll kaut und schluckt. „CRIMES OF THE FUTURE von David Cronenberg“ weiterlesen

DECISION TO LEAVE von Park Chan-Wook

Prix de la mise en scène 2022

Park Hae-il und Tang Wei in ‚Decision to leave‘ © CJ Entertainment

Fast zwanzig Jahre liegt Park Chan-Wooks Old Boy nun zurück. Der Rachethriller war Teil einer Trilogie. Danach hat Park immer wieder Filme gemacht, die sich bei Klassikern bedienten, bei koreanischen wie mit dem schwelgerischen, raffinierten The Handmaiden, oder bei der klassischen «Gothic-Novel» wie Stoker.

Decision to leave (Heojil kyolshim) ist nun gar ein Mix aus Formaten, aber ein schöner, herzlicher, melancholischer, von tragischer Liebe durchtränkt. „DECISION TO LEAVE von Park Chan-Wook“ weiterlesen

LES AMANDIERS von Valeria Bruni Tedeschi

Nadia Tereszkiewicz, Sofiane Bennacer © ARTE France Cinema

Fast alle Filme von Valeria Bruni Tedeschi sind autobiografisch gefärbt, mittlerweile kennen wir das filmische Universum der Tochter aus reichem Haus, der Schwester von Carla Bruni, jener liebenswerten, schusseligen, zu sanfter Hysterie neigender Figur, die sie für sich perfektioniert hat.

Selbstironie war immer schon eine ihrer Waffen im Kampf gegen das Stigma der reichen Erbin, am deutlichsten hat sie das gemacht mit ihrem ersten Langspielfilm Il est plus facile pour un chameau… (2003). Da war schon der Titel mit dem Bibelzitat, dass es einfacher sei für ein Kamel durch ein Nadelöhr zu gehen, als für die Reichen ins Gottesreich. „LES AMANDIERS von Valeria Bruni Tedeschi“ weiterlesen

R.M.N. von Cristian Mungiu

Matthias (Marin Grigore) und sein Sohn Rudi (Mark Edward Blenyesi)

Matthias (Marin Grigore) aus einer Kleinstadt im rumänischen Transylvanien ist auf der Suche nach Arbeit als Metzger in einem deutschen Industrischlachthof gelandet. Als ihn der Vorarbeiter als «Zigeunerpack» bezeichnet, rastet er aus, schlägt den Mann nieder und fährt per Autostopp zurück nach Hause.

Da hat ihn die Mutter seines Sohnes eben so wenig erwartet wie Csilla (Judith State), seine vormalige Geliebte, welche nun die örtliche Grossbäckerei leitet. Der kleine Rudi freut sich zwar über die Rückkehr des Vaters. Aber sprechen mag er trotzdem nicht, seit er im Wald auf dem Weg zur Schule etwas gesehen hat, das ihn traumatisiert hat. „R.M.N. von Cristian Mungiu“ weiterlesen

TRIANGLE OF SADNESS von Ruben Östlund

Palme d’or 2022

© Film i Väst

Schon mit seinem Palmengewinner The Square zeigte Ruben Östlund 2017 seine Lust an der nicht allzu subtilen Satire. Und als er bald darauf ankündigte, sein nächster Film sei in der Welt der Mode, der Reichen und der Schönen angesiedelt, durfte man schon davon ausgehen, dass er da eben so wenig Gnade zeigen würde wie gegenüber der Kunstwelt.

Aber ganz so plakativ hätte der neue Film nicht ausfallen müssen. Die drei Kapitel spielen alle in einem Setting, das frühere Filme schon in die gleiche Stossrichtung gedrückt hatten. „TRIANGLE OF SADNESS von Ruben Östlund“ weiterlesen

FRÈRE ET SOEUR von Arnaud Desplechin

Melvil Poupaud, Marion Cotillard © Why Not Productions

Nur Eric Rohmer hat mehr getan für den Ruf des französischen Kinos, aus existentiellen Quasselfilmen zu bestehen. Aber Arnaud Desplechin arbeitet mit Verve an der Egalisierung.

Oder, wie ein Freund und Kollege sagt: Desplechins Filme bestätigen jedes Vorurteil, welches seine Verächter dem französischen Kino gegenüber hegen. „FRÈRE ET SOEUR von Arnaud Desplechin“ weiterlesen

BOY FROM HEAVEN (Walad min al Janna) von Tarik Saleh

© ARTE Cinéma

Am Tag, an dem der begabte Fischerjunge aus einem ägyptischen Dorf sein Stipendium an der renommierten islamischen Al Azhar-Universität in Kairo beginnt, stirbt der Gross-Imam, der Universtätsleiter. In den Machtkampf um seine Nachfolge greifen nicht nur die Muslim-Brüder ein, sondern auch der ägyptische Geheimdienst.

Es gibt drei Kandidaten, den regierungstreuen, den der strubbelige Geheimdienst-Offizier um jeden Preis an die Macht bringen soll, den fundamentalistischen Sheik, den die Muslim-Brüder unterstützen. Und den blinden Sheik, den das Volk und die Studenten für seine Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit verehren. „BOY FROM HEAVEN (Walad min al Janna) von Tarik Saleh“ weiterlesen

EO von Jerzy Skolimowski

© Skopia Film

Als Kinder hatten wir ein Fotobilderbuch, das wir sehr liebten. «Mein Esel Benjamin» erzählte in schwarzweissen Fotografien von einem kleinen Mädchen und, klar, seinem Esel.

Nun hat der 84jährige polnische Regisseur einen Film gemacht, der anfängt, als wolle er da ansetzen, wo Benjamins Geschichte einst endete. „EO von Jerzy Skolimowski“ weiterlesen

ARMAGEDDON TIME von James Gray

Michael Banks Repeta (Paul Graff) und Anthony Hopkins (Grossvater) © Universal

James Gray ist jener us-amerikanische Autorenfilmer, der eigentlich wohl nur dank dem Festival von Cannes ein wenig international bekannt geworden ist. Seine grösseren und kleineren Filme sind oft auf Kritiker-Wohlwollen gestossen, aber selten auf ein riesiges Publikum.

Oft hat er filmisch Felder beackert, auf denen er gleichzeitig persönlich und doch epigonal zu wirken schien, etwa We Own the Night von 2007. „ARMAGEDDON TIME von James Gray“ weiterlesen

LE OTTO MONTAGNE von Felix van Groeningen und Charlotte Vandermeersch

‚Le Otto Montagne‘ © Alberto Novelli for Wildside

Diese Geschichte einer Männerfreundschaft beginnt wie eine Pagnol-Verfilmung. Pietro, der Junge aus der Stadt Turin, trifft in den italienischen Alpen in den Sommerferien auf Bruno, den letzten Jungen des Dorfes.

Pietro ist elf, Bruno gerade zwölf geworden. Bruno sagt nicht viel, aber die Freundschaft der beiden spielt sich in der Natur ab. Und Pietro ist sehr unglücklich, als er nach Turin zurück muss. „LE OTTO MONTAGNE von Felix van Groeningen und Charlotte Vandermeersch“ weiterlesen