LOUSY CARTER von Bob Byington

David Krumholtz ©Carmen Hilbert

Ein grossartiger Hauptdarsteller – David Krumholtz – und gnadenloser Zynismus machen diesen Film zu einem Instantvergnügen für all jene, die,sagen wir, zum Beispiel, Gary Larson Cartoons mögen.

Lousy Carter ist ein ausgeleierter College-Professor für amerikanische Literatur, schläft gelegentlich mit der Frau seines emotionslosen besten Freundes, dem Professor für russische Literatur, trifft sich mit seiner Ex-Frau, seinem Psychiater, einem unorthodox-distanzierten Jungianer und gelegentlich im Altersheim mit seiner Mutter. „LOUSY CARTER von Bob Byington“ weiterlesen

NUIT OBSCURE – AU REVOIR ICI, N’IMPORTE OÙ von Sylvain George

‚Nuit obscure – Au revoir ici, n’importe où‘ © Noir Production Alina Film

Drei Stunden Überleben, in den Strassen von Melilla, in Schwarzweiss, ohne Kommentar.

Malik, Mehdi und die anderen marokkanischen Jungen sind in der spanischen Enklave gestrandet, träumen davon, sich auf ein Schiff nach Europa zu schmuggeln. „NUIT OBSCURE – AU REVOIR ICI, N’IMPORTE OÙ von Sylvain George“ weiterlesen

BAAN von Leonor Teles

‚Baan‘ © Uma Pedra no Sapato

Die Idee, Bangkok und Lissabon zu einer einzigen Stadt verschmelzen zu lassen, hat etwas Bestechendes. Die beiden jungen Frauen, die in Baan aufeinandertreffen, gehören zu den international urbanisierten «young professionals».

L kommt aus dem Hinterland Portugals, arbeitet für ein renommiertes Architekturbüro in Lissabon; mit dem Ehepaar, das den Laden leitet, ist sie befreundet. „BAAN von Leonor Teles“ weiterlesen

PATAGONIA von Simone Bozzelli

Agostino (Augusto Mario Russi) und Yuri (Andrea Fuorto) © Wildside

Das ist eine Seltenheit, dass ein Film gleichzeitig ziemlich gut und ziemlich ekelhaft ist.

In Simone Bozzelli erstem Langspielfilm geht es um Freiheit und Abhängigkeit, darum, was Menschen brauchen, und was sie dafür aufgeben. „PATAGONIA von Simone Bozzelli“ weiterlesen

STEPNE von Maryna Vroda

Oleksandr Maksiakov, Radmila Shegoleva ‚Stepne‘ © Andrii Lysetskyi

Im Laub hinter dem Haus liegt ein Lenin-Kopf, der schon Moos angesetzt hat. Auf einem Stuhl unter den Bäumen steht die untere Hälfte eines Stalin-Porträts. Der Schnauz genügt zur Identifizierung.

Stepne – Steppe –, der erste Langspielfilm von Maryna Vroda aus Kiew, wirkt von den ersten Sekunden an dokumentarisch. Der klapprige Bus, der auf dem schlammigen Weg durchs Unterholz anhält, der Mann, der mit zwei Taschen aussteigt: Gegenwärtig, aber an einem Ort, in dem die Zeit sich nicht mehr bewegt hat. „STEPNE von Maryna Vroda“ weiterlesen

ESSENTIAL TRUTHS OF THE LAKE von Lav Diaz

‚Essential Truths of the Lake‘ © Rosa Filmes

Da sind wir wieder, in der hypnotischen Schwarzweisstrance von Lav Diaz.

Mit 215 Minuten ist sein jüngstes Epos fast schon ein Kurzfilm, zumindest im Rahmen seines Oeuvres. Aber es geht auch wieder um eine Geschichte, die sich über Jahrzehnte hinzieht. „ESSENTIAL TRUTHS OF THE LAKE von Lav Diaz“ weiterlesen

LA IMATGE PERMANENT von Laura Ferrés

Tochter Antonia (Saraida Llamas) mit Mutter Milagros (Mila Collado) © Be For Films

Rurales Spanien, raunende Sprüche, ein bisschen Kirchendominanz und eine schwangere Zwölfjährige. Die ersten zehn Minuten von La imatge permanent dräuen drollig, und drohen.

Die ersten Bilder sind Überlagerungen, stellen sich als Familienporträt heraus, bei dem der Fotograf den abwesenden Vater schlecht einkopiert hat. Wie ein doppelgesichtiges Gespenst schwebt er über den Köpfen seiner Frau und Tochter. „LA IMATGE PERMANENT von Laura Ferrés“ weiterlesen

THE VANISHING SOLDIER von Dani Rosenberg

‚The Vanishing Soldier‘ © Intramovies

Bedrohung und Verantwortung – zwei Prinzipien, die das Leben in Israel bestimmen dürften, spielt dieser Film von Dani Rosenberg gegeneinander aus.

Der 18jährige Soldat, mit dem wir in den ersten zehn Filmminuten die einsame Panik und Verwirrung und Angst im Häuserkampf in Gaza erleben, rennt plötzlich los.

Bloss weg von hier, das ist der nachvollziehbare Impuls. „THE VANISHING SOLDIER von Dani Rosenberg“ weiterlesen

SWEET DREAMS von Ena Sendijarević

Muhammad Khan und Lisa Zweerman © EmoWeemhoff-Lemming Film

Europas koloniale Vergangenheit geistert nur selten im Kino herum. Und wenn, dann lange Zeit verklärend, exotisierend. Da gab es Regis Wargniers Indochine (1992) mit Catherine Deneuve, schwärmerisch und enorm erfolgreich.

Und im gleichen Jahr 1992 L’amant von Jean-Jacques Annaud, nach Marguerite Duras.

Es gibt sogar einen Schweizer Film, Flammen im Paradies (1996) von Markus Imhoof. Da sind es Missionare in Indien, nicht koloniale Direktausbeuter in Indonesien, die im Zentrum stehen. Aber der Titel und die Stimmung kommen Sweet Dreams schon ziemlich nahe. „SWEET DREAMS von Ena Sendijarević“ weiterlesen

DO NOT EXPECT TOO MUCH FROM THE END OF THE WORLD (Nu aștepta prea mult de la sfârșitul lumii) von Radu Jude

Die grossartige Ilinca Manolache ©4 Proof Film

Mit dem goldenen Berliner Bären für seinen Bad Luck Banging tauchte Radu Jude aus der peripheren Vision plötzlich im zentralen Sumpf der Filmkritik auf und prustete laut und vernehmlich.

Dieses pandemisch durchseuchte Bukarest, das er da zur Kulisse böser Menschlichkeit machte, das wirkte filmisch nicht einfach ungezähmt, sondern wirklich gegen jeden Strich gebürstet.

Nun ist Jude wieder mit so einem Biest auf der Leinwand, und wieder mit einer Art Gebrauchsanleitung im Titel. „DO NOT EXPECT TOO MUCH FROM THE END OF THE WORLD (Nu aștepta prea mult de la sfârșitul lumii) von Radu Jude“ weiterlesen