Ein Hund und eine Krähe unterhalten sich im Traum über eine kommende Katastrophe. Drei Tote kehren zurück: Ein verschwundener Schäfer, dem das Blut vom Körper rinnt, eine ertrunkene Frau, die nicht aufhört zu tropfen, und ein im Steinbruch verschwundener Mann, permanent staubbedeckt.
Der Polizeichef der kleinen tunesischen Ortschaft versteckt die drei Wiedergänger erst mal im Kühlhaus, bis der lokale Arzt sie im Krankenhaus isolieren und untersuchen kann.
Kein Wort soll die Bevölkerung aufscheuchen.
Aber natürlich macht die Nachricht die Runde. Vor allem, als immer mehr tote Fische angeschwemmt werden und den Bauern die Ernte auf den Feldern verfault.
Genrekino bietet sich an zur metaphorischen Bewältigung sozialer Traumata. Warum soll das nicht auch in Tunesien funktionieren, dem Land, das nach der Revolution und dem «arabischen Frühling» am sichtbarsten mit den politischen Altlasten der Vergangenheit gekämpft hat und dies immer noch tut?
Nun, Zombies, Wiedergänger, Vertuschungsversuche, eine seltsame «Sektion 19» aus der Hauptstadt, die alle Spuren beseitigen will – Ala Eddine Slim hat alle Elemente für den sozialpolitisch unterfütterten Horror-Thriller.
Allerdings funktioniert Genrekino normalerweise dank einem Versprechen und der Einhaltung (oder gezielten Brechung) von Spielregeln. Die wichtigste davon: Du sollst nicht langweilen.
Genau das aber erzeugt die endlose Reihung ominöser Andeutungen. Die Bilder sind prächtig, die Szenen kunstvoll eingeführt. Immer wieder der Blick eines Protagonisten und dann der Schwenk auf das, was er sorgenvoll oder entsetzt betrachtet.
Ein ums andere Mal sagt einer zum anderen: «Es muss etwas geschehen!»
Ein ums andere Mal kommt die Versicherung: «Ich kümmere mich darum!»
Agora funktioniert wie ein zwei Stunden langer Trailer, mit wunderbaren Bildern, ominösen Andeutungen, verschwörerischen Treffen. Und dann fehlt die Payload.
Logisch, die Situation in Tunesien bleibt ungelöst, wo soll der Film auch hinsteuern. Aber die Denunziation der Eliten in der Hauptstadt und der Imame in den Moscheen, die alle mit der Polizei unter einer Decke stecken und der Bevölkerung Ruhe und Ordnung verordnen, das reicht nicht für effektives Kino.
Und das Fazit der Tiere, dass die Menschen da alles Feiglinge seien, das befriedigt am Ende auch nur bedingt.